Freimann:Ein bisschen Frieden

Freimann: Verdichtung: Der Investor will den Bestand in Freimann aufstocken, zudem drei Punkthäuser errichten.

Verdichtung: Der Investor will den Bestand in Freimann aufstocken, zudem drei Punkthäuser errichten.

(Foto: Catherina Hess)

Die Bewohner eines Komplexes an der Bauernfeindstraße reagieren konstruktiv auf die Erweiterungspläne der Vonovia. Allerdings ist der juristische Streit der Mietergemeinschaft mit dem Konzern noch nicht beigelegt

Von Julian Raff, Freimann

In der früheren Postsiedlung an der Bauernfeindstraße tritt der Bochumer Wohnungskonzern Vonovia gegenüber seinen Mietern derzeit betont diplomatisch auf - nicht nur, weil diese, wie an anderen Standorten in ganz Deutschland, Nebenkostenabrechnungen angefochten haben. Sondern auch, weil Deutschlands größter Privatvermieter die Siedlung erweitern will. Carsten Baurigk, Vonovia-Regionalleiter für München, hat jetzt mit seinem Mitarbeiterstab bei der Jahreshauptversammlung der Mietergemeinschaft um Verständnis für die Nachverdichtung geworben, sowie für die teilweise schleppende Erledigung von Reparaturen.

Den Grund für Verzögerungen sieht Baurigk in der schieren Größe des Vonovia-Verwaltungsapparates. Dem Konzern gehören in München 6000 Wohnungen mit Schwerpunkten in Laim, Pasing und Freimann. Deutschlandweit umfasst der Bestand 347 000 Wohnungen. Sowohl Baurigk, als auch Mietervertreter Franz Obst beschreiben die Atmosphäre übereinstimmend als zunächst aufgeheizt, aber in der Sache schließlich konstruktiv. Die Auseinandersetzung um mutmaßlich überhöhte Nebenkostenabrechnungen kam zur Sprache. Allerdings gingen weder die Vonovia-Funktionäre, noch die 135 Mieter ins Detail, da die Sache derzeit in einem Musterprozess vor dem Amtsgericht München verhandelt wird.

Wie Baurigk zum Ausbau erläuterte, plant Vonovia in den kommenden zwei Jahren für einen nach Firmenangaben niedrigen zweistelligen Millionenbetrag 58 neue Wohnungen, davon 27 im städtischen Modell der einkommensorientierten Förderung (EOF). Weitere 88 Einheiten im Bestand sollen behutsam modernisiert werden. Gelegenheit dazu bietet die geplante Aufstockung der drei Querbauten um je eine Etage auf dann fünf Geschosse. Um ohne Modernisierungsumlage auszukommen, habe der Konzern dabei auf Aufzüge verzichtet, sagt Baurigk. Die Mehrheit der Mieter befürwortet dies, auch wenn einzelne Bewohner der höheren Stockwerke einen Lift durchaus vermissen. Zusätzlich zu den neuen Obergeschossen entstehen drei Punkthäuser, zwei davon auf den heutigen Rasenflächen zwischen den Querbauten, eines auf einem Teil des südlichen Parkplatzes.

In der Summe fallen wohl acht bis zehn oberirdische Stellplätze weg, was zu den umstritteneren Begleiterscheinungen des Projekts gehört. Den üblichen Stellplatzschlüssel von einem Platz pro Wohnung (1,0) wird die Stadt mit der fürs erste Quartal 2019 erwarteten Genehmigung wohl auf 0,8 absenken. Das Entgegenkommen verdankt der Bauherr unter anderem geplanten Angeboten für Carsharing und E-Mobilität, sowie zusätzlichen Fahrradstellplätzen, vor allem aber der Nähe zur U-Bahn-Station Kieferngarten. Die durchaus mögliche Absenkung des Schlüssels auf 0,6 reize der Bauantrag nicht aus, so Baurigk, der die Parkplatzsituation am nördlichen Stadtrand insgesamt noch als entspannt ansieht.

Die Aussicht auf die rund einjährigen Bauarbeiten trugen die Mieter am Ende mit Fassung. Einen Plan für bessere und schnellere Instandhaltung will der Großvermieter in den nächsten Tagen bei einer Begehung mit den Mietern erarbeiten. Außerdem sollen Quartalsbesprechungen vor Ort folgen. Im Raum stehen bleiben vorerst die strittigen Nebenkostenabrechnungen. Nicht nur in Freimann werfen Mieter dem Unternehmen unter anderem vor, für die Leistung der bei eigenen Tochterfirmen beschäftigten "Objektbetreuer" überhöhte Entgelte in Rechnung zu stellen. Den Einzelnen trifft dies finanziell nicht allzu hart, in der Summe ergäben sich aber beträchtliche Zusatzgewinne. Eine Mietergemeinschaft in Neuried (Landkreis München) erwägt ebenfalls gerichtliche Schritte.

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