Freimann:Das lange Warten auf ein Obdach

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Seit vier Jahren unterstützt der Verein "Heimatstern" Wohnungslose und Flüchtlinge mit Hilfstransporten, Essenspaketen und Beratung. Nun sind die Initiatoren selbst auf Hilfe angewiesen

Von Stefan Mühleisen

Die Uhr tickt, und noch immer sucht der Freimanner Hilfsverein Heimatstern nach einem Alternativquartier. Zum 1. Juni dieses Jahres muss die Organisation, die sowohl Wohnungslose im Münchner Norden als auch Flüchtlinge unterstützt, die Halle 7 G auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne räumen; denn das Gebäude wird, ebenso wie alle anderen auf diesem knapp 60 Hektar großen Areal, abgerissen - das einst militärisch genutzte Gelände wird zu einem neuen Stadtquartier entwickelt. Es gestaltet sich jedoch schwierig für den kleinen Verein, der sich rein aus Spenden finanziert, angesichts des angespannten Mietmarkts ein bezahlbares Domizil zu finden. Zumal das neue Quartier am angestammten Einzugsbereich, im Münchner Norden, angesiedelt sein soll. Doch die Initiative hat einen gewichtigen Fürsprecher: das städtische Sozialreferat.

Der Verein genießt große Wertschätzung in der Behörde - und Sozialreferentin Dorothee Schiwy lässt nun erkennen, dass sie sich ins Zeug legt, damit die Organisation nicht aus der sozialen Infrastruktur der Stadt verschwindet. Der Heimatstern, so sagt sie, leiste stadtweit einen wichtigen Beitrag dafür, dass Menschen in Not mit dem Nötigsten ausgestattet werden. "Wir versuchen deshalb, diesem unterstützenswerten Verein bei der Suche nach Räumlichkeiten zu helfen."

Der Heimatstern organisiert Hilfstransporte mit Kleidung und Haushaltsartikeln entlang der Balkanroute und ist Anlaufstelle für Wohnungslose im Münchner Norden. (Foto: Catherina Hess)

Der Hilfsverein mit nur sieben Mitgliedern und einer Handvoll ehrenamtlichen Helfern hat sich in den vier Jahren seiner Existenz zu einer festen Größe in der Wohnungslosen- und Flüchtlingshilfe entwickelt. Einerseits organisiert Heimatstern Hilfstransporte mit Kleidung und Haushaltsartikeln entlang der Balkanroute, auch nach Griechenland. Zum anderen hat sich Heimatstern als Anlaufstelle für Wohnungslose im Münchner Norden etabliert, wobei sich die Lage in der Bayernkaserne als Glücksfall erwies.

Denn dort ist der städtische Kälteschutz angesiedelt - und Dutzende Menschen kommen wöchentlich in die Halle, um Essenspakete aus Lieferungen der Tafel abzuholen, dazu werden Beratung zu Suchterkrankungen oder Hilfe bei Behördengängen angeboten. "Besonders in der momentanen Zeit der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig es ist, dass der Heimatstern e.V. die Möglichkeiten und damit Räumlichkeiten hat, auch weiterhin die Stadtverwaltung dabei zu unterstützen, bedürftige Menschen zu versorgen", sagt Schiwy. Denn die Kleiderkammer der Diakonia auf dem Gelände sei geschlossen, Heimatstern könne mit der Inneren Mission die Situation überbrücken, fahre überdies andere Einrichtungen in der Stadt an, versorge die städtische Impfstelle mit Snacks, die Kinder mit kleinen Geschenken.

Helfen als Devise: Petra Lehmann und Tilmann Haerdle haben "Heimatstern" gegründet, um Menschen in Not zu unterstützen. (Foto: Catherina Hess)

Das Sozialreferat hatte sich bereits für einen Umzug innerhalb des Bayernkasernen-Areals verwendet, als Heimatstern aus der Halle 35 raus musste - und hält der Organisation auch jetzt die Stange. "Ich habe mich in dieser Sache deshalb auch mit einem Schreiben an die Kommunalreferentin gewandt und um nochmalige Unterstützung bei der Suche angefragt", bemerkt Schiwy. Wie zu vernehmen ist, eruieren Mitarbeiter in der Stabsstelle Flüchtlinge und Wohnungslose im Amt für Wohnen und Migration, ob und wie Heimatstern städtische Zuschüsse gewährt werden können; denn der Verein wird wohl eine höhere Miete bezahlen müssen.

Wunschobjekt wäre ein 40 bis 50 Quadratmeter großes Ladengeschäft mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, bestenfalls im Erdgeschoss, damit die Anlieferung für die Tafel reibungslos funktioniert. "Es gibt ermutigende Signale", berichtet Tilman Haerdle, der mit seiner Frau Petra Lehmann Heimatstern gegründet hat. Denn erst vergangene Woche speiste eine Behördenmitarbeiterin einen dringenden Aufruf in das Sozialnetzwerk Regsam ein - und prompt liefen ein paar Angebote ein.

Nach Haerdles Worten habe etwa eine Immobilienfirma freie Büros gemeldet. Dazu sind ihm selbst schon eine Reihe leer stehender Läden, etwa in Milbertshofen, aufgefallen, doch die Corona-Krise erschwere die Suche zusätzlich, so der 51-jährige Informatiker. Einige Makler seien bereits kontaktiert, sagt Haerdle, Rückmeldungen stünden noch aus. "Wir bleiben optimistisch, denn wir würden gerne weitermachen."

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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