Freiham behält auch mit fortschreitender Bebauung seinen Charakter als Modellquartier. Inklusiv konzipiert, mit wenig Autoverkehr, kurzen Wegen bei hoher Aufenthaltsqualität und durchmischten Wohnkarrees. Nun sollen in Europas größtem Neubaugebiet im kommenden Jahr zwei weitere Einrichtungen eröffnen, die ebenfalls Strahlkraft haben: das Stadtteilkulturzentrum und eine neue Stadtteilbibliothek.
Beide sind untergebracht im selben Gebäude im künftigen Quartierszentrum. 1,7 Millionen Euro hat der Stadtrat zum Start der neuen Bibliothek für 2023 bewilligt, von 2024 an soll der Zuschuss 2,1 Millionen Euro jährlich betragen. Das Stadtteilkulturzentrum erhält für seinen Betrieb 600 000 Euro pro Jahr. Nicht wenig Geld, doch wird Freihams Stadtteilbibliothek an der Grete-Weil-Straße auch die größte Münchens. Auf 1400 Quadratmetern entsteht, verteilt über zwei Stockwerke, "eine Bibliothek für alle", wie das Kulturreferat den Standort nennt: ein "inklusiver Ort, der von Bürgerinnen und Bürgern aller Altersgruppen, jeder kulturellen oder sozialen Herkunft, mit und ohne Beeinträchtigung genutzt werden kann".
Neben einem breiten Medienbestand soll es einen Kinderbereich samt Spiele-Podest geben, Flächen zum Arbeiten und Lernen für Einzelpersonen wie Gruppen, einen Co-Working-Platz, einen großzügigen Spiel-Bereich und eine "Ruheoase". Im Innenhof wird ein 100 Quadratmeter großer Lesegarten auf Bücherfreunde warten. Mit dem Stadtteilkulturzentrum, dem Familienzentrum, dem Gesundheits- und Beratungszentrum sowie einem Bildungslokal teilt sich die Freihamer Stadtteilbibliothek zudem Veranstaltungsräume.
Wie bereits in den kürzlich wiedereröffneten Stadtteilbibliotheken in Neuaubing und Bogenhausen wird in Freiham eine deutliche Erweiterung der Öffnungszeiten, etwa von 8 bis 22 Uhr, angestrebt. Eine Medienrückgabe im Windfang wird sogar rund um die Uhr zugänglich sein, auch am Wochenende. "Freihams inklusiver Ansatz", so das Kulturreferat, "soll Vorbild für die anderen Häuser werden, damit die Münchner Stadtbibliothek ihre Services und Zugänge noch offener für alle gestalten kann."
Zielgruppen sind junge und diverse Menschen, aber auch die Alteingesessenen
Trägerin dieser neuen, die Vielfalt in den Mittelpunkt stellenden Einrichtung ist die gemeinnützige Gesellschaft für soziale Quartiersentwicklung mbH, kurz QuarterM, die bereits das Aubinger Kulturzentrum Ubo 9 betreibt. Die Stadtteilkulturarbeit in Freiham, betont man im Kulturreferat, stehe "vor besonderen strukturellen und programmatischen Herausforderungen": Einerseits gelte es, "der zahlenmäßig bedeutenden jungen und diversen Zielgruppe adäquate Angebote zu machen".
Andererseits müsse das Ziel sein, die Alteingesessenen, sprich die Bewohner aus Aubinger, Neuaubing, dem Westkreuz, Lochhausen und Langwied, ebenfalls "abzuholen". Programmschwerpunkte und Veranstaltungen sollen daher "ausgehend von den Interessen und Ideen" der Bewohner und Nachbarn "entwickelt, durch verschiedene Beteiligungsformate gemeinsam erarbeitet, begleitet sowie umgesetzt" werden.
Als Antwort auf die demografischen Gegebenheiten - durch den Zuzug nach Freiham verjüngt sich die Bevölkerung im Stadtbezirk erheblich - werden viele Angebote in Freiham auf Kinder, Jugendliche, Eltern und ältere Menschen zugeschnitten sein. Die größeren Veranstaltungen können dabei in einem Saal mit 263 Quadratmetern Grundfläche stattfinden, der Theateraufführungen, Konzerte und Tanzveranstaltungen, aber auch Vorträge, Lesungen, Seminare, Bürgerversammlungen und Vereinssitzungen zulässt. Für kleinere Zusammenkünfte wie Seminare oder Unterausschuss-Sitzungen des Bezirksausschusses bieten sich die drei Gruppenräume an, die sich verbinden lassen. QuarterM erhält sowohl für den Betrieb des Freihamer Kulturzentrums als auch für das Ubo 9 einen Gesamtzuschuss - ein Verfahren mit Pilot-Charakter.