Freiham:Ein neues Viertel? Macht 800 Millionen Euro

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Hier wird schon gebaut: Allein der Bildungscampus Freiham kostet knapp 250 Millionen Euro, hier ein Bild aus dem Sommer. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Ausgaben für das neue Viertel Freiham belaufen sich insgesamt auf 1,66 Milliarden Euro.
  • Die Stadt muss für das neue Viertel 800 Millionen Euro zahlen, weil sie Einnahmen aus Grundstücksvergaben und Zuschüssen zur Infrastruktur hat.
  • Freiham ist eines der größten sozialen Wohnbauprogramme Münchens.

Von Heiner Effern und Sebastian Krass

Exakt 808 Millionen Euro - es ist eine gewaltige Zahl, die an diesem Mittwochmorgen die Debatte im großen Sitzungssaal des Rathauses prägt. Auf diese Summe beläuft sich das Defizit für den Bau des neuen Quartiers Freiham. Oder andersherum gewendet: So viel kostet ein komplett neuer Stadtteil die öffentliche Hand. Mit einer Mischung aus Respekt und Stolz sprechen die Mitglieder des Planungsausschusses des Stadtrats über die Zahl. "Unser Ziel war: ein inklusiver Stadtteil der kurzen Wege, ganz viel sozialer Wohnungsbau und Schulen, ein Landschaftspark, den es in ganz Europa nicht gibt", sagt Johann Sauerer (CSU). "Und ich sage Ihnen: Dieser Stadtteil wird das modernste und beste, was in Europa derzeit auf einer grünen Wiese entsteht."

Christian Müller (SPD) betont, dass etwa vom Bildungscampus, der alleine knapp 250 Millionen Euro kostet, "nicht nur Freiham, sondern weite Teile des Münchner Westens" profitierten. "Der einzige schmerzliche Punkt ist, dass wir bei der Verkehrsentwicklung schneller hätten sein sollen." Katrin Habenschaden (Grüne) ergänzt, dass der Weiterbau der U5 über Pasing nach Freiham ein wichtiges Projekt sei. Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk räumt ein, dass es viel Geld sei, das die Stadt da ausgebe. "Wir gehen in die Vollen. Aber was wir da vorlegen, ist nicht Luxus oder nach den Sternen greifen, sondern das, was nach heutigem Stand nützlich ist." Es sei gut, dass diesmal die ganze Infrastruktur gleich zu Anfang erstellt "und nicht später nachgerüstet" werde wie bei früheren Siedlungsprojekten.

Der Anlass für die Freude im Stadtrat ist ein nüchterner: Erstmals liegen Zahlen vor, was das neue Viertel Freiham im Münchner Westen die Stadt insgesamt kostet. Die Schätzungen sind teilweise noch grob, doch der Rahmen steht. Die Ausgaben belaufen sich auf 1,66 Milliarden Euro. Diese Summe beinhaltet Grundstückskäufe, die Kosten für bereits stehende Bauten und noch kommende wie Gehsteige, Straßen, Kitas, Schulen, Parks und noch viel mehr öffentliche Leistungen, die für letztendlich 25 000 Bewohner einmal nötig sein werden. Dem stehen auch Einnahmen gegenüber, allerdings nur etwa halb so hohe. 850 Millionen Euro erhält die Stadt in der Hauptsache aus Grundstücksvergaben und Zuschüssen für die Infrastruktur.

Das Viertel Freiham mit einer Fläche von gut 260 Fußballfeldern soll nicht nur vielen Menschen Heimat werden, sondern diesen auch erträgliche Mieten bieten. Das erfordert, wie es im Bericht für den Stadtrat heißt, einen "enormen finanzpolitischen Kraftakt". Denn all die festgeschriebenen Mietgrenzen führen zu einer Wertminderung der Baugrundstücke - die Bauherren zahlen also entsprechend weniger für den Kauf der Grundstücke an die Stadt. Insgesamt umfasst diese Wertminderung - im Vergleich zu einem privaten Anbieter, der sich immerhin auch noch den städtischen Vorgaben der sogenannten sozialgerechten Bodennutzung unterwerfen müsste - mindestens eine Milliarde Euro. Freiham ist also auch eines der größten sozialen Wohnbauprogramme der Stadt.

Die Werte beziehen sich auf einen Planungs- und Bauzeitraum von etwa 30 Jahren. Der Bau von Freiham ist in zwei Phasen eingeteilt. Der sogenannte erste Realisierungsabschnitt läuft bereits. Viele Straßen sind gebaut, ebenso zwei Grundschulen. Die ersten Wohnhäuser wurden 2018 zu bauen begonnen, in acht Jahren sollen alle fertig sein. Den Bebauungsplan für den zweiten Realisierungsabschnitt soll der Stadtrat 2021 verabschieden. Die Kosten wurden bis 2027 jährlich berechnet, danach summarisch. In dieser zweiten Phase alleine sollen unter anderem zwei Grundschulen, 21 Häuser für Kinder und eine Mittelschule entstehen.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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