Bildungscampus Freiham:Gefahr auf dem Schulweg

Bildungscampus Freiham: Eine der zahlreichen Gefahrenstellen für Kinder auf dem Weg zum Bildungscampus ist der Bahnübergang am Germeringer Weg.

Eine der zahlreichen Gefahrenstellen für Kinder auf dem Weg zum Bildungscampus ist der Bahnübergang am Germeringer Weg.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ungeschützte Radwege, rangierende Autos, fehlende Busverbindungen: Eltern und Schulleiter kritisieren die Verkehrsprobleme am Bildungscampus Freiham. Nun gibt es erste Vorschläge, die Straßen rundherum sicherer zu machen.

Von Ellen Draxel

Am Bildungscampus Freiham geht es jeden Morgen hoch her. Hunderte Schüler kommen mit dem Fahrrad, viele mit dem Bus oder der S-Bahn, einige werden von Eltern gebracht. Dazu die Baustellenfahrzeuge. "Die Situation", sagt Thomas Schranner, der Schulleiter des Gymnasiums, "ist wahnsinnig schwierig".

Neuralgischer Punkt Nummer eins aus seiner Sicht: der Bahnübergang am Germeringer Weg. Kinder und Jugendliche, die aus Aubing kommen, nutzen diese Strecke, um zum Campus zu gelangen. "Wenn die Schranke hochgeht, fahren alle Schüler und Schülerinnen auf einmal los, das ist extrem eng." Richtig "gefährlich" aber werde es, wenn mindestens 30 Radler alle gleichzeitig vom rechten Fahrbahnrand aus nach links in die Aubinger Allee abbiegen müssen - während Autos sie überholen wollen. Da sei ihm schon "ein paar Mal der Atem gestockt", berichtet Schranner. Auch Unfälle habe es dort schon gegeben. Am liebsten wäre es ihm, die Kinder dürften den Gehweg auf der Ostseite des Germeringer Wegs befahren, dann wären sie schon auf der anderen Straßenseite. Doch das ist nicht regelkonform.

"Wie es da morgens zugeht, ist tatsächlich unfassbar"

Risikobereich Nummer zwei ist der Verkehr rund um den Campus. Züleyha Yilmaz ist Mutter einer Siebtklässlerin, sie wohnt in Neuaubing in einer neuen Wohnsiedlung nahe der Metro. Wie viele Eltern bringt sie ihre Tochter mit dem Auto zur Schule. Und lässt das Mädchen, weil es keine Kiss-and-Ride-Parkplätze gibt, in der Regel in der engen Sackgasse vor der Aula aussteigen. Andere Elterntaxis stoppen auf dem abmarkierten Radweg entlang der Fahrbahn. "Wie es da morgens zugeht, ist tatsächlich unfassbar", sagt die Leiterin des Jugendtreffs an der Wiesentfelser Straße.

Aus Angst, beim Rangieren aus Versehen ein Kind zu erfassen, wartet sie, bis der Unterricht beginnt, bevor sie wieder wegfährt. Dabei würde Yilmaz wie andere Eltern auch gerne auf diese tägliche Exkursion verzichten. Dafür bräuchte es aber eine Busverbindung von der Metro-Gegend zum Bildungscampus. Denn mit dem Rad möchte die Neuaubingerin ihre Tochter nicht die vielbefahrene Bodenseestraße mit ihren gefährlichen Ein- und Ausfahrten zu Baumärkten, Ladenzentren und Autohändlern entlangfahren lassen.

Mit Patrick Morales hat die Alleinerziehende deshalb im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Verkehrskonzept des Stadtbezirks 22 eine Initiative für solch eine neue Buslinie gestartet, die nach einer guten Woche bereits 130 Unterstützer zählt. Auch Schulleiter Schranner befürwortet den Vorstoß von Yilmaz und Morales.

In einem interfraktionellen Antrag werden Haltezonen und geschützte Radwege gefordert

Eingeschaltet hat sich inzwischen außerdem der Bezirksausschuss. Die Lokalpolitiker fordern mit einem interfraktionellen Antrag die Schaffung einer "ausreichenden Anzahl von Haltezonen" und "geschützter Radwege" - und das Ganze möglichst schnell. Der konkrete, mit Schranner abgestimmte Vorschlag der Bürgervertreter: Entlang der Hans-Dietrich-Genscher-Straße soll der baulich ungeschützte Radstreifen auf der Fahrbahn aufgelöst und in der Nähe des Westeingangs zum Campus in eine Kiss-and-Ride-Zone umgewandelt werden. Geradelt werden könnte stattdessen auf dem extrem breiten Gehweg - was ohnehin bereits praktiziert wird.

An der Helmut-Schmidt-Allee sollen Radspur und Parkstreifen die Position wechseln, sodass am Ende die Fahrradfahrer mit einem Sicherheitsstreifen von der Straße und den dort rangierenden Schulbussen und Elterntaxis getrennt sind. Auch vor dem Nordeingang soll ein Haltebereich für die Elternautos entstehen.

In zwei weiteren Anträgen bitten die Stadtteilvertreter zudem um Schulweghelfer für die Ampeln an der Bodenseestraße und der Helmut-Schmidt-Allee sowie um zusätzliche Fahrradabstellanlagen am Bildungscampus. Die vorhandenen Radständer sind jetzt schon belegt - obwohl die Schulen noch nicht an ihre Kapazitätsgrenze gelangt sind.

Der Campus beherbergt ein Gymnasium, eine Realschule, eine Grundschule und ein Sonderpädagogisches Förderzentrum, und allein das Gymnasium wird noch mindestens um das Doppelte anwachsen. "Deshalb muss da eine Lösung her", so Schranner. Ein sicherer Schulweg sollte seiner Meinung nach sowohl eine Unterführung unter der Bodenseestraße als auch "ein gutes Radwegekonzept, das sternförmig zum Campus führt", beinhalten.

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