Freiham/Aubing:Die Zeit wird knapp

Bildungscampus Freiham, 2019

In den kommenden Jahren wird sich die Bevölkerungszahl im Stadtbezirk nahezu verdoppeln, hier ein Blick auf den künftigen Bildungscampus Freiham.

(Foto: Florian Peljak)

Politiker fordern einen Masterplan, der den Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied vor dem Kollaps retten soll

Von Ellen Draxel, Freiham/Aubing

Den Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied, zu dem auch Freiham gehört, erwartet in den kommenden Jahrzehnten ein starker Wandel. Durch die zahlreichen Neubaugebiete wird sich die Bevölkerungszahl nahezu verdoppeln - mit einschneidenden Folgen für die Infrastruktur. Ein zentrales Thema ist dabei der Verkehr: Nur ein zügiger Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, warnen Aubings Lokalpolitiker seit Jahren, werde ein "Chaos" verhindern. Dem Entwurf des Nahverkehrsplans der Landeshauptstadt, der derzeit allen 25 Bezirksausschüssen zur Stellungnahme vorgelegt wird, stimmte das Stadtteilgremium daher in seiner jüngsten Sitzung zu. Allerdings geknüpft an den Hinweis, dass der Bau der U 5 "beschleunigt" werden müsse.

Bislang ist vorgesehen, zunächst die Verlängerung dieser Linie vom Laimer Platz bis Pasing umzusetzen und anschließend den Weiterbau der Strecke bis Freiham in Angriff zu nehmen. Die Bürgervertreter fordern jetzt, beides gleichzeitig zu realisieren. "Wir haben 390 000 Einpendler in und 170 000 Auspendler aus der Stadt täglich", rechnet Stadtrat Johann Sauerer (CSU) vor. Und der Autoverkehr nehme "mit Abstand" die meisten Kilometer ein, die von Personen zurückgelegt würden. Oft säße nur ein Mensch im Fahrzeug. "Das geht auf Dauer nicht", so Sauerer.

Vermeiden wollen die Lokalpolitiker aber nicht nur einen Verkehrskollaps. Sie möchten auch "verhindern, dass in Zukunft einzelne Stadtteile und Quartiere auf der Strecke bleiben". Deshalb bitten sie die Stadt in einem interfraktionellen Antrag, einen "Masterplan" für den 22. Stadtbezirk aufzustellen. In diesem sollen konkrete Ziele und Realisierungszeiträume benannt und beschlossen werden. Zu berücksichtigen sind aus Sicht der Stadtteilvertreter dabei neben Verkehrsfragen, Bauleitplanung, Nachverdichtung und demografischen Entwicklungen auch die Verteilungen der Grünflächen und Plätze im öffentlichen Raum. Einfließen in solch einen Masterplan sollen außerdem sämtliche Angebote an kulturellen, sozialen und sportlichen Einrichtungen, die Präsenz an Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie die Einzelhandelsinfrastruktur und die Gewerbe-Entwicklung. "Ziel muss sein, dass jemand, der etwa in Langwied wohnt, auch Zugang zu den Dingen des öffentlichen Bedarfs und zum Nahverkehr hat", erläutert Sauerer.

Derzeit ist die Infrastruktur in den sechs Stadtbezirks-Vierteln Aubing, Neuaubing, Westkreuz, Lochhausen, Langwied und Freiham noch sehr unterschiedlich: Lochhausen und Langwied etwa haben weder einen Supermarkt noch einen Jugendtreff, dafür viel Natur im Umkreis. Letzteres wiederum fehlt in Neuaubing und dem Westkreuz. Dass gleichmäßig entwickelte Stadtbezirke den positiven Effekt haben, Verkehr reduzieren zu helfen, passt dabei in die Argumentationskette der Lokalpolitiker. Schließlich wisse man inzwischen, so Sauerer, dass "40 Prozent der Verkehre in München Freizeitverkehre" seien.

Die künftige Verkehrsplanung im Münchner Westen ist auch Thema einer von der Bürgervereinigung Aubing-Neuaubing initiierten Podiumsdiskussion mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk an diesem Mittwoch, 23. Oktober, um 19 Uhr im Saal des Schnitzel- und Hendlhauses an der Limesstraße 63.

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