Freie Bühne München:Bühne frei

Freie Bühne München: Im Herbst 2021 hat das Ensemble der Freien Bühne München "Peer Gynt" auf die Bühne gebracht, neu inszeniert von Ulf Goerke.

Im Herbst 2021 hat das Ensemble der Freien Bühne München "Peer Gynt" auf die Bühne gebracht, neu inszeniert von Ulf Goerke.

(Foto: Markus Burke)

Seit Jahren bildet die Freie Bühne München junge Darstellende mit Beeinträchtigungen aus. Mit seinen neuen Probenräumen im Kreativquartier möchte das inklusive Ensemble sich jetzt noch prominenter im Rampenlicht positionieren.

Von Anna Nowaczyk

Frangiskos Kakoulakis wird lautstark begrüßt, als er die neue Probenhalle der Freien Bühne München betritt. Als Absolvent der hauseigenen Schauspielakademie trifft er hier auf viele bekannte Gesichter, die Räume hingegen sind ihm weniger vertraut. "Zu meiner Zeit bei der Freien Bühne waren wir noch im Kult 9", sagt er. Das Stadtteilzentrum musste die Bühne als Hauptsitz im vergangenen Jahr aufgeben, nachdem ihr Mietvertrag auslief. Jetzt bietet das Kreativquartier in der Dachauer Straße eine neue Heimat für den Theaterverein, der junge Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen ausbildet.

Seit 2014 bietet die Freie Bühne ein mehrstufiges Schauspielprogramm an - vom ersten Schnuppertag über mehrwöchige Workshops bis zur dreijährigen Schauspielausbildung. Einmal pro Jahr bringt das Ensemble eine eigene Inszenierung auf die Bühne, daneben finden regelmäßig Werkschauen statt. Mit rund 120000 Euro unterstützt die institutionelle Theaterförderung der Stadt München den inklusiven Verein.

Die erste Etage des Hauses, die vorher vor allem als Aktenlager diente, ist jetzt nicht nur die neue Spielstätte des inklusiven Ensembles, sondern gibt auch den besonderen Bedürfnissen von beeinträchtigten Teilnehmenden einen Raum: Im hinteren Teil der Etage hat die Vereinsleitung ein separates Ruhezimmer eingerichtet. Vom Flur gehen außerdem ein Musikraum, ein Kostüm- und ein Probenzimmer mit verspiegelter Wand ab. Neu aufgebaut hat die Freie Bühne auch eine kleine Schreibwerkstatt, mit der die Auszubildenden im kreativen Schreiben geschult werden, sowie ein Büro, in dem Theatergeschichte unterrichtet wird. Die neuen Räume ließen es zu, effizienter in Kleingruppen zu arbeiten, sagt Verena Regensburger, die neue künstlerische Leiterin: "Das ist vor allem super für unser Szenenstudium."

Mit dem neuen Standort könnten aber nicht nur bisherige Arbeitsweisen verbessert, sondern auch neue Ideen in die Tat umgesetzt werden. So sind im Musikraum künftig auch praktische Übungen zu Filmschauspiel geplant. Außerdem sollen regelmäßig Schauspieler und Schauspielerinnen eingeladen werden, um dem jungen Ensemble Einblicke in das spätere Arbeitsleben zu geben. Für alle, die sich schon für einen anderen Beruf entschieden haben und Schauspiel vor allem als Hobby beibehalten wollen, bietet der inklusive "Schauspielclub" des Vereins wöchentliche Proben an, bei denen in Zukunft verstärkt an eigenen Inszenierungen gearbeitet werden soll.

Aufgeführt werden die Stücke allerdings nicht im Hauptquartier, sondern auf externen Bühnen. Auch die Münchener Kammerspiele, die neben Frangiskos Kakoulakis bereits drei weitere Alumni rekrutiert haben, verleihen ihre Spielstätte- eine Kooperation, die die Freie Bühne weiter ausbauen will. Denn Darstellende mit Beeinträchtigung verdienten noch weit mehr Aufmerksamkeit, findet die Leiterin Angelica Fell: "Sie sollen die Bühnen erobern und Kunst inklusiv machen."

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