Münchner Freibäder:Kostenloser Badespaß nur noch mit Badepass

Münchner Freibäder: Freier Eintritt für alle unter 18 Jahren - das hat im Michaelibad einen solchen Ansturm ausgelöst, dass die Polizei gleich mehrfach anrücken musste. Die erschreckende Bilanz: eine Massenschlägerei, Ermittlungsverfahren, Krisengespräche, Zivilbeamte - und nun der Sommerbäderpass.

Freier Eintritt für alle unter 18 Jahren - das hat im Michaelibad einen solchen Ansturm ausgelöst, dass die Polizei gleich mehrfach anrücken musste. Die erschreckende Bilanz: eine Massenschlägerei, Ermittlungsverfahren, Krisengespräche, Zivilbeamte - und nun der Sommerbäderpass.

(Foto: Robert Haas)
  • Wegen wiederholten Zwischenfällen schränkt die Stadt die Regelung, nach der Kinder und Jugendliche kostenlos die Münchner Freibäder besuchen dürfen, wieder ein.
  • Ab dem 28. Juni soll der Gratis-Eintritt nur noch mit einem speziellen Freibadpass möglich sein.
  • Durch die neue Regelung sollen auch kostenlose Wiedereintritte unterbunden werden.

Von Julian Hans

Der völlig freie Badespaß für Minderjährige war eine schöne Idee von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Aber nach den ersten zwei heißen Juni-Wochen mit kostenlosem Eintritt für alle unter 18 wird der Zutritt nun strenger geregelt: Grundsätzlich soll ein Badbesuch am Tag für Kinder und Jugendliche zwar nach wie vor gratis bleiben, aber die Bäderbetriebe wollen mit einem "Sommerbäderpass" den Ansturm künftig besser kontrollieren. Anlass dafür waren mehrere Zwischenfälle in Freibädern während der ersten beiden Juni-Wochen.

Mindestens vier Mal musste im Michaelibad die Polizei anrücken. Höhepunkt war eine Massenschlägerei zwischen Jugendlichen am 7. Juni, an der laut Augenzeugenberichten mehr als 50 Personen beteiligt waren. Als der Bademeister die Polizei rief, zerstreute sich die Menge, gleichwohl nahmen die Beamten von mehr als 30 Badegästen die Personalien auf und leiteten Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs ein. Der Straftatbestand ist dann erfüllt, wenn aus einer Menge heraus Gewalttaten verübt werden, die die öffentliche Sicherheit gefährden.

Nach Krisengesprächen zwischen Polizei und Stadtwerken zeigten die Beamten an den folgenden Tagen Präsenz: Polizisten in Uniform waren an der U-Bahn-Station und vor dem Eingang ins Michaelibad postiert. Zusätzlich behielten Zivilbeamte verstärkt das Treiben in Freibädern im Blick. Die Maßnahme habe Wirkung gezeigt, sagte Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins am Montag: "Das Wochenende war ruhig." Wenn die Polizei aber den ganzen Sommer über alle Freibäder mit einem solchen Aufgebot bewachen müsste, wären zu große Kräfte gebunden, die bei der Aufklärung anderer Straftaten fehlten.

Ab Ende Juni gibt es den Gratis-Eintritt nur noch mit Pass

Der neue Sommerbäderpass soll nun helfen, den Besucherstrom in geordnetere Bahnen zu lenken. Die Stadtwerke haben es eilig: Ein Vordruck für den Pass kann ab Mittwoch an den Kassen aller Frei- und Hallenbäder der SWM sowie im SWM Shop am Marienplatz und im Kundencenter der SWM Zentrale an der Emmy-Noether-Straße abgeholt werden. Name, Geburtsdatum und Adresse müssen eingetragen und ein Foto angeheftet werden. Nur wer sich mit einem Pass oder Schülerausweis ausweist, bekommt einen Stempel, mit dem der Freibadpass gültig wird. Acht bis 14-Jährige bekommen blaue Pässe, 15- bis 17-Jährige grüne. Schon von Freitag, 28. Juni, an wird nur noch mit Pass kostenloser Eintritt gewährt. Alle, die jünger sind als acht, können wie bisher auch ohne spezielles Dokument die Münchner Bäder besuchen - allerdings nur in Begleitung ihrer Eltern.

Morgens baden, zu Hause Mittagessen und dann am Nachmittag noch einmal ins Wasser hüpfen - das soll mit der neuen Regelung nicht mehr möglich sein. Auf der Rückseite des Sommerbäderpasses ist Platz für Datumsstempel. Wer schon einmal da war, darf an diesem Tag kein zweites Mal rein. Ob tatsächlich an jedem Tag und an allen Kassen ein Stempel aufgedrückt wird, lässt die SWM-Sprecherin Doris Betzl offen. Das hänge auch vom Andrang ab.

Offiziell begründen die Stadtwerke die Einführung des Sommerbäderpasses damit, den Einlass an den Kassen auf diese Weise einfacher gestalten zu wollen. Das neue Angebot werde "deutlich intensiver wahrgenommen als gedacht", sagt Betzl. Laut SWM waren am Freitag und Samstag zu Pfingsten in den Freibädern bis zu 70 Prozent Jugendliche. An heißen Tagen besuchen etwa 100 000 Gäste die Freibäder der Stadt. Mit der Reiterschen Regelung ist es noch schwieriger geworden, den Besucherandrang einzuschätzen und die Personalplanung dem Wetter anzupassen. Früher war der Tag gelaufen, wenn es bis zum Nachmittag bedeckt war. Heute kommen Jugendliche auch spontan, wenn es nur für ein paar Stunden aufklart - kostet ja nichts.

Die Polizei wundert sich nicht über die Zwischenfälle

Auch das zusätzliche Sicherheitspersonal, das die Stadtwerke nach dem Zwischenfall im Michaelibad angeheuert hat, solle "je nach Bedarf und Wetter" eingesetzt werden, sagt SWM-Sprecherin Betzl. Etwa eine Handvoll Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes soll es sein, genaue Zahlen will Betzl nicht verraten.

Für die Polizei ist das Phänomen nicht neu. Dass sich Jugendliche in großen Gruppen an öffentlichen Plätzen verabreden, wo sie auf andere Gruppen treffen und mit diesen in Streit geraten, das habe es in den vergangenen Jahren genauso am Gärtnerplatz, im Englischen Garten oder an Badeseen gegeben, sagt Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. Durch den kostenlosen Eintritt in Freibäder habe sich nur ein neuer Ort für diese Treffen aufgetan. Wenn die vereinten Maßnahmen vom Sommerbäderpass über das verstärkte Sicherheitspersonal bis zur Polizeipräsenz greifen, kann es also durchaus sein, dass es in den Freibädern wieder friedlicher wird - aber die Halbstarken sich wieder andere Orte suchen, um ihre Kräfte zu messen.

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