Freibäder:Baden am Abend fällt oft ins Wasser

Selbst bei schönem Wetter wird erst in letzter Minute entschieden, ob bis 20.30 Uhr geöffnet bleibt.

Doris Näger

(SZ vom 2.7.2001) - Die Sommerbäder in München haben eigenwillige Öffnungszeiten: Außer dem Dantebad schließen alle um 18Uhr. Nur bei heißem Wetter, heißt es in den Prospekten, bleiben die Bäder bis maximal 20.30Uhr geöffnet. Die Entscheidung darüber, was heißes Wetter bedeutet, liegt aber im Ermessen der Badleiter. Feierabend-Schwimmer ärgern sich über mangelnde Bademöglichkeiten und undurchsichtige Entscheidungskriterien.

Freibäder: Im Freibad

Im Freibad

Der Tag ist warm, aber gewittrig, nur vereinzelt schaut die Sonne zwischen den Wolken durch. Unsicheres Wetter, aber zum Baden keineswegs zu schlecht. Wer sich an einem solchen Tag überlegt, nach der Arbeit noch ein paar Runden zu schwimmen, steht vor einem Problem. Bis 22 Uhr hat nur das Dantebad geöffnet. Die anderen Münchner Freibäder - Allach, Westbad, Georgenschwaige, Ungererbad, Maria Einsiedel, Schyrenbad und das Michaelibad - garantieren eine tägliche Öffnung nur bis 18 Uhr.

Die Spätschicht entscheidet

In den Monaten Mai bis Juli immerhin könnten sie bei heißem Wetter bis 20.30Uhr geöffnet sein, im August bis 20 Uhr. Doch ob dieser Fall eintritt, das weiß um 11 Uhr morgens in den Schwimmbädern noch keiner. "Das entscheidet die Spätschicht", heißt es etwa im Westbad. Und die beginnt dort um 14.45 Uhr. Im Bad Georgenschwaige oder in Maria Einsiedel wird der Anrufer gebeten, um 16 Uhr wieder anzurufen. Was entscheidet, ist weder die Temperatur allein noch die Farbe des Himmels, sondern das "Wetter im Allgemeinen und ob noch viele Leute da sind", heißt es im Maria Einsiedel.

"Die Entscheidung trifft der jeweilige Badleiter vor Ort", erklärt Rainer Lopzig, stellvertretender Bäderchef bei den Stadtwerken. Das seien erfahrene Leute mit viel Fingerspitzengefühl, die nicht gegen ihre Kunden entscheiden würden. Seit Jahren werde diese Praxis so geübt, und sie habe sich bewährt. Dass dabei aber sehr viel Gutdünken mitspielt und die Kriterien nicht unbedingt nachvollziehbar sind, bestätigt er indirekt:

Offen bei Nachfrage

"Wenn das Wetter schlechter wird, und es sind noch viele Leute im Bad, bleibt es natürlich offen." Jedem Bad sei freie Hand gegeben, weil "das Wetter in Allach völlig anders sein kann, als in Perlach".

Potenzielle Kunden fühlen sich abgeschreckt von dieser Handhabe. Es sei willkürlich und undurchsichtig, klagt etwa Martin Kaufmann, Projektleiter einer mittelständischen Firma. Der Ärger über unklare Öffnungszeiten und aufwändige Telefoniererei hält viele davon ab, überhaupt ins Schwimmbad zu gehen. Kaufmann berichtet gar von einem Fall, da "wussten die Leute im Bad um 16.45Uhr immer noch nicht, ob sie länger auf haben oder nicht". Weil jedes Bad selbst entscheidet, kann man nicht einmal über eine zentrale Nummer erfahren, welches Bad nun länger geöffnet ist. "Das ist unpraktisch", gibt Lopzig zu.

Andere Städte, längere Öffnungszeiten

In anderen bayerischen Städten ist eine regelmäßige längere Öffnungszeit kein Problem: In drei von vier städtischen Freibädern in Augsburg beispielsweise können nicht nur nachmittags Kinder planschen, sondern sich auch Berufstätige abends im Wasser erfrischen - und zwar bis 20Uhr täglich - "es sei denn es hagelt, oder es ist bereits morgens eiskalt", sagt eine Mitarbeiterin des dortigen Familienbads.

Auch in Nürnberg kennt man keine kurzfristig entschiedenen Öffnungszeiten. Alle vier Freibäder sind bis 20 Uhr geöffnet, drei davon von acht Uhr morgens an. Das Freibad West öffnet seine Türen sogar an zwei Tagen in der Woche um sieben Uhr morgens. Auch in anderen Großstädten bekommen Feierabends-Schwimmer mehr geboten. In Köln etwa sind die Strandbäder an den Seen bis 19 Uhr und die Freibäder bis 20Uhr offen.

Ein Rundruf um 16.30 Uhr durch die Münchner Bäder an einem Tag wie eingangs beschrieben: Im Schyrenbad war die Leitung permanent besetzt, die anderen sechs Bäder schöpfen alle Varianten zwischen 19 und 20.30 Uhr aus. Der stellvertretende Bäderchef Lopzig sagt, es habe bislang noch keine größeren Beschwerden gegeben. Wer unbedingt schwimmen wolle, könne schließlich in eines der Hallenbäder mit Außenbecken gehen.

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