Frauenquote:In der CSU regeln die Männer alles unter sich

Lesezeit: 1 min

Zwei Münchner Bundestagsabgeordnete gehen, zwei kommen neu. Wieder einmal hat die CSU ein Problem damit, auch Frauen nach vorne kommen zu lassen.

Kommentar von Kassian Stroh

Was die CSU nicht alles hat: Sie hat jetzt eine Frauenquote für den Vorstand. Sie hat eine Frauen-Union, die nicht mehr nur dann ernst genommen wird, wenn es ums Büffet des örtlichen Neujahrsempfangs geht. Sie hat ein Mentoringprogramm, um junge Politikerinnen zu coachen und zu vernetzen.

Das ist alles Teil von Horst Seehofers Idee einer "neuen CSU". Aber dann, wenn es ernst wird, hilft das alles nicht. So wie jetzt im Münchner Westen: Dort hat die CSU mit Stephan Pilsinger einen Mann als Bundestagskandidaten einer Frau vorgezogen. Wieder einmal.

Nirgendwo wird das Frauen-Problem der CSU offenkundiger als im Bundestag. Wer dort sitzt, entscheidet sich bei den Küren der lokalen Kandidaten; weil sie fast überall gewinnen, ist die Liste beinahe irrelevant. Doch vor Ort hat die Basis wenig Interesse daran, die Parole von der weiblicheren CSU mit Leben zu füllen.

CSU-Stadtverband
:Wenn der Parteifreund plötzlich Nachbar sein soll

Wieder erregt der Umzug eines CSU-Mitglieds Aufsehen - denn nur wer den richtigen Wohnsitz hat, darf auch den Bundestagskandidaten bestimmen. So wie im Münchner Westen, wo nun Stephan Pilsinger nominiert worden ist

Von Dominik Hutter

Da greifen dann doch die alten Netzwerke und althergebrachten Karrierewege. Da gewinnen die Parteifunktionäre, die sich hochgedient haben, und bleiben andere, die erst später zuziehen oder in die Politik einsteigen, chancenlos.

Das ist ein Problem der Christsozialen generell, für die Münchner CSU aber besonders gravierend, die sich großstädtisch und modern gibt. Nur trügt der Schein bisweilen. Ihre vier direkt gewählten Abgeordneten in Berlin waren bisher Männer. Zwei der vier Wahlkreise waren nun neu zu besetzen, ein weiterer kommt im Norden dazu - eine selten gute Chance einer Erneuerung. Doch was passiert? Zwei Männer folgen zwei Männern nach. In der neuen CSU wollen und müssen die Münchner ganz besonders neu sein. Andernfalls, das haben ihre Oberen erkannt, werden sie für immer weniger Menschen in der Stadt wählbar. Im Münchner Norden hat die Basis nun noch eine Chance, das zu korrigieren - ansonsten sieht die CSU ziemlich alt aus.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundestagskandidaten
:Wer das Direktmandat im Münchner Westen holen kann

Die Bundestagskandidaten für 2017 formieren sich: Für die CSU geht eine Handvoll Bewerber ins Rennen, aber nur zwei haben wohl ernsthafte Chancen.

Von Heiner Effern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: