Frauenklinik:Grünes Licht der Welt

Frauenklinik: In der alten Hohenzollern-Villa gründete Lorenz Geisenhofer seine Klinik. Heute spielt sich der Großteil des Betriebs in den modernen Anbauten ab.

In der alten Hohenzollern-Villa gründete Lorenz Geisenhofer seine Klinik. Heute spielt sich der Großteil des Betriebs in den modernen Anbauten ab.

(Foto: oh)

Die Geisenhofer-Klinik wurde vor 75 Jahren am Englischen Garten gegründet. Ein Schwerpunkt ist die Geburtsabteilung

Von Stephan Handel

Einem Baby ist es wahrscheinlich egal, wie das Licht der Welt beschaffen ist, das es zuerst erblickt. Aber werdende Mütter machen sich darüber viele Gedanken - und zu vermuten ist, dass ein Blick ins Grüne, Natur rundherum und erholsame Ruhe weit oben auf dem Wunschzettel vieler schwangerer Frauen stehen. Seit 75 Jahren haben rund 100 000 Frauen in München den für sie idealen Ort im Englischen Garten gefunden: Sie haben die Geisenhofer-Klinik für sich ausgesucht, die im Jahr 1940 gegründet worden ist.

Es sind nur einige hundert Meter hinüber zum Biergarten am Chinesischen Turm - dennoch dringt wenig bis nichts vom Trubel bis zur Klinik in die Hirschauer Straße, dichtem Baumwuchs sei Dank. Der eigentliche Jubiläumstag liegt schon ein bisschen zurück: Im Mai 1940 eröffnete der Gynäkologe Lorenz Geisenhofer nach zweijähriger Umbauzeit seine "Frauenklinik mit Entbindungsheim". Das Haus hatte er dem Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen abgekauft, für 200 000 Reichsmark, gewiss eine mutige Investition, denn länger als ein halbes Jahr schon war Krieg. Lorenz Geisenhofer führte seine Klinik bis zu seinem Tod 1955, ihm folgte sein Sohn Hans Geisenhofer. 1998 wurde die Klinik dann an die Conle-Gruppe aus Baden-Württemberg verkauft. Und sie erhielt ein zehn Jahre zuvor generalsaniertes Haus. Außerdem waren 1988 auch die beiden Anbauten hinzugekommen, in denen heute der Großteil des Klinikbetriebs abgewickelt wird.

Die Klinik besteht heute aus vier Abteilungen: Am wichtigsten ist natürlich die Geburtshilfe, dort wurde Ende Mai die Geburt des tausendsten Babys im Jahr 2015 gemeldet. Daran angeschlossen ist eine Abteilung für Pränatal-Diagnostik, also für Untersuchungen des Babys im Mutterleib. Sollte die Geburt nicht so glatt laufen wie erhofft, so steht eine Neugeborenen-Intensivstation zur Verfügung - jährlich werden dort mehr als 200 frühgeborene Kinder versorgt.

Die Gynäkologie der Geisenhofer-Klinik wurde 2009 entscheidend ausgebaut, nämlich mit dem MIC-Zentrum. MIC steht dabei für minimal-invasive Chirurgie, also Operationen mit Endoskopen und nur kleinen Schnitten. Seit 2006 ist ein interdisziplinäres Brustzentrum in Betrieb, nicht nur für onkologische Betreuung, sondern auch mit einem Schwerpunkt in der plastischen Chirurgie, zum Beispiel für eine Wiederherstellung der Brust nach einer Amputation.

Geschäftsführer Robert Conle will das Angebotsspektrum seiner Klinik noch weiter ausbauen. So entsteht gerade ein Endometriose-Zentrum, für die Behandlung einer zwar gutartigen, aber lästigen Erkrankung der Gebärmutter, an der rund fünf Prozent der Frauen leiden. zudem hat Conle vor, "das Brustzentrum noch stärker in München zu positionieren" - allerdings hat vor nicht allzu langer Zeit auch schon die Frauenklinik der Universität München in der Maistraße ihre Bemühungen, die der weiblichen Brust gelten, gebündelt und in einem Brustzentrum zusammengefasst.

Die Geburtsklinik wird am Englischen Garten aber wohl das bleiben, was nach außen am stärksten wahrgenommen wird. Dass aus einem Geisenhofer-Baby etwas werden kann, beweisen unter anderem zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: Zum einen der Kabarettist Gerhard Polt, geboren Jahrgang 1942, und der ehemalige bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser, die beide in der Geisenhofer-Klinik das Licht der Welt erblickten. Es war damals, wie heute, hauptsächlich grün.

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