Frauengefängnis in München:Knast mit Kinderspielplatz

Eine Vorzeige-Abteilung: Die neue Justizvollzugsanstalt für Frauen hat Platz für zehn Mütter und 14 Kinder. Ein Rundgang.

Dominik Hutter

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Eine Vorzeige-Abteilung: Die neue Justizvollzugsanstalt für Frauen in München hat Platz für zehn Mütter und 14 Kinder.

Der "Garten", ringsum eingemauert, wirkt ein bisschen wie ein grünes Bassin. In der Mitte Spielgeräte, ein Sandkasten, Sonnenschirme, und auch eine kleine Rasenfläche gibt es. Die Aussicht beschränkt sich auf den Blick nach oben - in den Himmel, vor den demnächst noch ein Netz gespannt wird, sicherheitshalber. Hier, im dritten Stock eines rostbraunen Neubaus an der Giesinger Schwarzenbergstraße, werden von Juni an kleine Kinder aufwachsen.

Fotos: Catherina Hess

Text: Dominik Hutter

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In einer überschaubaren, aber durchaus freundlich gestalteten Welt: Gang, Garten, Spielzimmer, Aufenthaltsraum - und natürlich die Zelle mit kanariengelb gestrichener Wand, in der sie gemeinsam mit ihrer Mutter wohnen.

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Hinaus auf die Straße, in den Tierpark oder an einen See kommen die Kleinen nur in Begleitung Verwandter oder aber von Pädagogen. Denn die Mutter darf das Gebäude nicht verlassen - bis sie ihre Strafe abgesessen hat.

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Der Mutter-Kind-Bereich ist so etwas wie die Vorzeigeabteilung des neuen Frauengefängnisses in Stadelheim. In der Station, die Platz bietet für zehn Mütter und 14 Kinder bis dreieinhalb Jahre (bei Bedarf auch für Ältere), soll möglichst wenig an die belastende Knastrealität erinnern - im Interesse der Kleinen, die so in der Nähe ihrer Mutter sein können.

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Noch hat niemand in den von der Gefängnisschreinerei hergestellten Betten geschlafen, Bäder und Gemeinschaftsküchen sind unbenutzt. Der Umzug vom jetzigen Frauengefängnis am Neudeck in der Au ist für Juni geplant. Er wird, da ist Michael Stumpf, der Leiter der Justizvollzugsanstalt München, überzeugt, das Leben für Insassen und Personal deutlich angenehmer machen. Denn während der Altbau am Neudeck als "düster, beengt und modrig" empfunden wird, haben sich die Architekten in Giesing um eine offenere Bauweise bemüht. In eng gesteckten Grenzen - denn ausbrechen soll auch am neuen Standort niemand.

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Und so fehlen natürlich auch im neuen Frauengefängnis nicht die Gitter vor den Fenstern, die Dächer strotzen vor Antennen, Scheinwerfern und Kameras. Dennoch wirkt das vom Münchner Architektenbüro "Plan2" entworfene Gebäude wesentlich freundlicher als die benachbarte, wie eine Trutzburg gestaltete Männerabteilung in Stadelheim, die freilich auch um einiges größer ist.

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Nicht einmal sieben Prozent aller bayerischen Strafgefangenen sind Frauen, betonte Justizministerin Beate Merk (CSU) in ihrer Eröffnungsrede. Allerdings haben die Damen kräftig aufgeholt, Merk bezeichnet dies als "Emanzipation im negativen Sinn." In den vergangenen 17Jahren habe sich die Zahl weiblicher Gefangener fast verdoppelt. In der Schwarzenbergstraße gibt es daher, in Einzel- und Gemeinschaftszellen, Platz für 160 Gefangene - fast 100 mehr als am Neudeck. Dazu kommen Räume für 60 Jugendarrestanten, die derzeit ebenfalls in der Au untergebracht sind.

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Freilich kann auch die Gestaltung der Räume - mit viel Licht, hellen Möbeln und bunten Wänden - nicht über den grauen Knast-Alltag hinwegtäuschen. Zwar müssen die Frauen keineswegs den ganzen Tag eingesperrt in der Zelle verbringen. Das Leben ist aber streng reglementiert und eintönig. "Viele Gefangene arbeiten in unseren Werkstätten", berichtet Mariona Hauck, die Leiterin der Frauenabteilung. Tendenziell gebe es aber zu wenige Aufträge - und damit zu wenig Arbeit.

Weitere Standards im Tagesablauf sind: eine Stunde Hofgang täglich (dort gibt es Tischtennisplatten, Schachbretter und ein Volleyballfeld), Mittagessen auf der Zelle, die Zeiten, in denen man sich frei auf dem eigenen Gang und in den Zellen bewegen darf, zweimal pro Monat Einkaufen im Gefängnisladen sowie manchmal die Besuche von Freunden und Verwandten. Wer den knasteigenen Flachbildfernseher benutzen will, muss ihn, wie im Krankenhaus, gegen eine Gebühr anmieten.

Fotos: Catherine Hess

(SZ vom 28.5.2009/sonn)

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