Frauenförderung:Da hilft nur die Quote - was sonst?

Die alten Männerseilschaften funktionieren bestens. Frauen sind in der Politik heillos unterrepräsentiert. Das darf so nicht bleiben.

Kommentar von Dominik Hutter

Ja, es stimmt - die Quote ist ein angreifbares Instrument. Sie bedeutet eine Form der positiven Diskriminierung, weil das Geschlecht, für das keiner etwas kann, plötzlich den Ausschlag für eine Nominierung geben kann (was wiederum auf der unterlegenen Seite das Gefühl der Diskriminierung hervorruft). Niemand will in den Ruch geraten, lediglich als Quotenfrau eine Position erlangt zu haben - wo doch eigentlich die Qualifikation das entscheidende Kriterium sein sollte. Und wäre es nicht nachhaltiger, auf Vernunft und Einsicht zu setzen, auf Freiwilligkeit also?

Alles richtig. Nur: Wie viele Jahrzehnte will diese Gesellschaft noch warten, bis Frauen in der Politik endlich so repräsentiert werden, wie es ihnen nach ihrem Bevölkerungsanteil zusteht? Das bisherige System, das auf Freiwilligkeit setzt, hat ganz offenkundig nicht funktioniert. Und es ist keinerlei Besserung in Sicht. Die alten Männerseilschaften funktionieren bestens, manchmal wohl auch nur im Unterbewussten. Das Ergebnis liegt vor: Frauen sind heillos unterrepräsentiert. Das darf so nicht bleiben.

Die "Krücke" Quote, die vor allem als Instrument für die Übergangszeit gedacht ist, kann da viel bewirken. Viele Parteien haben gute Erfahrungen mit ihr gemacht, bei der Aufstellung von Kandidatenlisten etwa. Die CSU hat innerparteilich immerhin eine 40-Prozent-Quote bei Führungsämtern auf Landes- und Bezirksebene. Der weibliche Parteinachwuchs wird aber zunächst "von unten" kommen. Über Quoten auf Kreis- oder Ortsverbandsebene, vielleicht auch in Delegiertenversammlungen sollte daher zumindest nachgedacht werden. Damit politisch engagierte Frauen nicht von vornherein ausgebremst werden. Und manchmal hilft schon eine Schärfung des Bewusstseins: Vier Wahlkreise, keine einzige Frau - es dürfte jedem klar sein, dass das so nicht geht.

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