Französisches Restaurant Schwabing "Petit Bazar":Süßes bevorzugt

Das "Petit Bazar" ist ein neuer Franzose am Kurfürstenplatz. Schickes Interieur, hohe Preise, aber leider hält die Küche nicht das, was sie verspricht.

Beate Wild

Schon bei der Reservierung werden wir am Telefon darauf hingewiesen: "Wir sind keine Tapas-Bar mehr." Ja, denken wir, leider. Seit vier Monaten ist das ehemalige "Casa de Tapas" in der Bauerstraße am Kurfürstenplatz keine spanische Bodéga mehr, sondern ein französisches Restaurant. Da wir große Fans des spanischen Vorgängers waren und diesen auch schmerzhaft vermissen, entschließen wir uns, dem Nachfolgelokal "Petit Bazar" trotzdem eine Chance zu geben. Das Interieur hat sich radikal verändert. Wo früher andalusische Fließen, rustikale Holzmöbel und von der Decke hängender Serrano-Schinken Gemütlichkeit vermittelten, stehen jetzt schicke Bistromöbel, die Wände sind quasi ein überdimensioniertes Weinregal, die große Bar ist verschwunden. Ein Blick in die Runde verrät, dass hier vorwiegend wohl eher schicke, vermutlich betuchte Geschäftsmenschen verkehren. Auffallend ist, dass die Gäste alle in schwarz und weiß gekleidet sind. Sind farbige Klamotten in diesem Restaurant etwa unerwünscht?

Französisches Restaurant Schwabing "Petit Bazar": Moderne Einrichtung: das Petit Bazar.

Moderne Einrichtung: das Petit Bazar.

(Foto: Foto: Beate Wild)

Überwältigt von dem völlig veränderten Lokal nehmen wir an einem kleinen Zweiertisch Platz. Während wir die Karte studieren, genehmigen wir uns einen Prosecco als Aperitiv (4,30 Euro). Offeriert wird eine begrenzte Auswahl an Gerichten, was grundsätzlich ja nichts Schlechtes zu bedeuten hat. Wir nehmen als Vorspeise Spaghettini Vongole, also Pasta mit Venus-Muscheln, (8,50 Euro) und ein Flusskrebs-Törtchen (9,50 Euro). Außerdem ordern wir eine Flasche Weißburgunder (25,50 Euro).

Gespannt warten wir. Mit der Zeit werden wir ledoch eicht ungeduldig und hungrig. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass unsere Bestellung schon eineinviertel Stunden zurückliegt. Als die Vorspeisen dann endlich serviert werden, entschuldigt sich der Kellner, der übrigens sehr freundlich ist und sein Bestes gibt, mit "so viel los heute in der Küche". Aha.

Was wir dann erleben, ist leider ziemlich enttäuschend. Die Muschel-Spaghetti schmecken, gelinde gesagt, nach nichts. Die Muscheln werden ohne Schale aufgetischt, sie schmecken fad und der Verdacht liegt nahe, dass es sich hierbei um Tiefkühlkost handelt. Die dazu kredenzte Sauce ist undefinierbar. Auch das Flusskrebstörtchen offenbart sich als Reinfall. Auf einer Scheibe Pumpernickel werden ein paar Flusskrebse und Kräuterfrischkäse präsentiert. Was hat denn bitte der Pumpernickel hier zu suchen, der mit seinem starken Geschmack die anderen Zutaten extrem dominiert?

Süßes bevorzugt

Wir schaffen es nicht, die Vorspeise aufzuessen. Na ja, trösten wir uns, es kommt ja noch der zweite Gang: Hähnchenbrust in Nuss-Kokosmantel mit Polenta (19,50 Euro) und Jumbo-Gambas mit schwarzen Linsen (23 Euro). Nach einer weiteren Wartezeit von 45 Minuten kommt dann auch schon der Kellner mit den Hauptgerichten. Die Gambas entpuppen sich zwar wirklich als "Jumbo", auf dem Teller liegen aber nur zwei Stück davon.

Dafür schmecken sie aber wirklich gut: frisch, saftig, authentisch. Die begleitenden Linsen sind gut gewürzt und harmonieren optimal mit den Meeresfrüchten. Allerdings ist die Portion für den Preis wirklich knapp bemessen. Das Hähnchen ist wohlschmeckend, allerdings etwas trocken, genauso wie die dazu gereichte Tomaten-Polenta.

Als Nachtisch versuchen wir es mit einer Apfel-Marzipanmousse (7,50 Euro) und einer Creme Brulee (6,50 Euro). Auch der dritte Gang dauert - es war nicht anders zu erwarten - wieder 30 Minuten. In der Zwischenzeit genießen wir den Weißburgunder, der im Übrigen ausgezeichnet mundet. Helle Farbe, trocken, leichte Säure, mild im Abgang.

Als dann schließlich das Dessert auf dem Tisch steht, sind wir positiv überrascht. Die Apfel-Marzipanmousse ist süß-säuerlich und wird begleitet von einem Pflaumen-Portwein-Eis. Die Creme Brulee ist mit Grand Manier zubereitet und wird mit Schokoladeneis serviert. Beide Nachspeisen erfüllen unsere Erwartungen.

Man kann sagen, dass sich die Küche des "Petit Bazar" mit den Gängen sukzessive gesteigert hat. Während die Vorspeise verbessert werden könnte, war der Hauptgang in Ordnung, das Dessert deliziös. Und der Wein war, wie schon gesagt, exzellent, aber das ist ja nicht den Künsten des Küchenmeisters auf die Fahnen zu schreiben.

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