"In Tokio kannst du als weißer Mann machen, was du willst. Ruf einfach Pokémon, Pikachu oder sowas, und greif sie dir", das ist einer der Ratschläge, die Julien Blanc in seinen Seminaren Männern gibt, die meinen, ohne seine Hilfe keine Frau anbaggern zu können: Wenn man eine japanische Frau mit lauten "Pikachu"-Rufen ablenke, könne man sie einfach am Schopf packen und ihr Gesicht zwischen die eigenen Beine drücken, wie zum Oralverkehr. "Ich lief durch die Straßen und zog ihre Köpfe zu meinem Schwanz." Jemand hat Julien Blanc bei dieser Rede gefilmt, auf dem Video sieht man auch noch ein paar Szenen, wo er in einer Diskothek das Empfohlene tatsächlich tut.
Julien Blanc nennt sich selbst einen Pick-up-Artisten, einen Meister im Frauen-Aufreißen. Im Auftrag der Firma Real Social Dynamics, kurz RSD, reist er von Ort zu Ort, um Männer auf der ganzen Welt an seinen Weisheiten teilhaben zu lassen. Mitte Dezember bietet RSD auch in München einen Workshop an. Aber schon seit ein paar Tagen formiert sich massiver Widerstand gegen Blanc und RSD im Netz. Vor allem auf Twitter, wo unter dem Hashtag #takedownjulienblanc über die Seminare informiert wird. Auf der Petitionsplattform Change.org fordern knapp 50 000 Menschen alle Veranstaltungsorte, an denen RSD-Seminare stattfinden sollen, dazu auf, diese abzusagen. Nun ist dieser Protest auch in München angekommen.
"Sexistische und menschenverachtende Praktiken"
"Julien Blanc verbreitet sexistische und menschenverachtende Praktiken", schreiben die Grünen und die Rosa Liste in einem Antrag an den Stadtrat. Darin fordern sie das Kreisverwaltungsreferat auf, Auftritte von Julien Blanc und seiner Firma in München zu verhindern. "Seine Methoden reichen von physischer und psychischer Erniedrigung, Gewalt und Misshandlung, bis hin zu Aufforderungen, Frauen zu würgen", erklären sie ihren Vorstoß. Weiter fordern sie Oberbürgermeister Dieter Reiter dazu auf, sich für ein bundesweites Einreiseverbot für Julien Blanc einzusetzen. Dabei ist bislang gar nicht klar, ob Blanc überhaupt selbst nach München kommt oder ein anderer Trainer von RSD das Seminar halten wird.
In Australien hatten Gegner der Firma ihr Ziel erreicht: Zuerst sagten Hotels Veranstaltungen von RSD ab; dann entzog der zuständige Minister Scott Morrison Blanc und seinem Assistenten das Visum, die beiden mussten verfrüht aus Australien abreisen. "Dieser Mann wirbt für frauenverachtenden Missbrauch, und solche Praktiken hassen wir in diesem Land", erklärte Minister Morrison das Vorgehen. Außer in München bietet RSD in den kommenden Monaten noch mehrere Seminare in Deutschland an, so an diesem Wochenende in Berlin; 2015 sollen Termine in Hamburg und Frankfurt folgen. In welchen Hotels die Veranstaltungen stattfinden, hält die Firma geheim.