Fotograf Jeanloup Sieff:Das reinste Vergnügen

Von einladenden Rücken und Hintern, die wie romanische Gewölbe sind: Die Galerie Bernheimer in München zeigt Mode-, Porträt- und Aktbilder des französischen Fotografen Jeanloup Sieff. In Bildern.

Evelyn Vogel

1 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Es sind nicht nur seine großartigen Porträts von Stars wie Catherine Deneuve, François Truffaut und Ives Montand, von Mia Farrow, Jane Fonda, Alfred Hitchcock und Rudolf Nurejew, oder von Karl Lagerfeld und Yves Saint Laurent (Foto), dem er mit den Fotos zur Werbekampagne des YSL-Dufts "Hommes" 1971 ein Denkmal setzte. Es sind auch und vor allem... Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

2 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

die Gesichter weitgehend unbekannter Menschen, die Jeanloup Sieff berühmt gemacht haben - auch wenn er sie oft so glamourös und so einzigartig fotografierte, dass man beim Betrachten der Schwarz-Weiß-Aufnahmen unweigerlich überlegt, ob man diese oder jene nicht doch aus einem Hollywoodfilm kennt. 40 Mode-, Porträt- und Aktfotos von Mitte der fünfziger bis in die späten neunziger Jahre, aus dem Nachlass Sieffs und Abzüge, die noch zu Lebzeiten von Jeanloup Sieff entstanden sind, werden derzeit in der Galerie Bernheimer gezeigt. Nur das berühmte YSL-Foto ist nicht als Original zu sehen. Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

3 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Glamour gehörte für den 1933 in Paris geborene Sieff (im Bild) zum Handwerk, als er Mitte der fünfziger Jahre begann, als Modefotograf für die Zeitschrift Elle zu arbeiten. Das Besondere war jedoch die Einzigartigkeit, mit der er seine Modelle ins rechte Licht rückte. Er, der mit fünfzehn Jahren seine erste Kamera geschenkt bekommen hatte, wollte lange Zeit Regisseur werden, schwänzte die Schule, um amerikanische B-Movies zu sehen, wie er in seinen Erinnerungen schrieb. Doch dann war er Fotograf geworden. Er suchte "das Vergnügen an verrücktem Licht, das Vergnügen, Formen sichtbar zu machen, Räume und Begegnungen zu komponieren und zu erleben". Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

4 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Mitunter gerieten ihm die Experimente auch etwas manieriert, wie das von der nackten Frau, die er durch einen im Atelier aufgebauten Bilderwald schreiten ließ. Das Vergnügen, mit Licht und Schatten zu spielen, kommt vor allem später, in den Arbeiten aus den achtziger Jahren, wunderbar zum Ausdruck. Für kurze Zeit in den Fünfzigern war Sieff bei Elle angestellt, zumeist arbeitete er aber als freier Fotograf. 1961 ging er nach New York, blieb dort fünf Jahre und kam dann nach Paris zurück, wo er sich mit dem Kauf eines Ateliers völlig verschuldete. Er fotografierte für zahlreiche Magazine wie Vogue, Harper's Bazaar, Paris Match, Glamour, Esquire, Look und Twen. Auch ein kurzes Intermezzo bei der berühmten Foto-Agentur Magnum gab es. Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

5 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Nicht immer waren seine Auftraggeber mit seiner Art, Räume zu komponieren, einverstanden. Einige seiner Modefotografien aus den sechziger Jahren gleichen - was die Mode anlangt - geradezu Suchspielen. Die Modelle stellte er so klein ins Bild, dass von dem eigentlich zentralen Gegenstand nur wenig zu sehen war. Statt dessen entstanden hinreißende Aufnahmen von strukturgeprägten Kompositionen mit Riesenrad oder Wendeltreppe. Oder er fotografierte die Mode zwar klassisch, inszenierte dann das Foto aber als Bild-im-Bild: Kinder, die die Modefotos wie Marientafeln hochhalten, ein Mann, der eine hochformatige Abendkleidaufnahme zu einer Rolle geformt wie ein Baby im Arm trägt. Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

6 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Mitunter wurde ihm die Mode völlig zur Nebensache. Was zählte, war der Körper, der sie trug, über den er ins Schwärmen geriet. "Sie hatte ein aristokratisches Profil und einen einladenden Rücken", schrieb er über eines seiner bekanntesten Motive "Astrids Rücken", das er 1964 in Palm Beach gemacht hatte. Und Jahre später notierte er in seinem Tagebuch: "Das Gesicht ist zu einer scheinheiligen Maske geworden, die das ausdrückt, was man will, die lachen kann, wenn man traurig ist, die interessiert wirkt, wenn man vor Langeweile stirbt, die versteinert, obwohl man vor Leidenschaft kocht." Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

7 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Sieff fotografierte auch gerne Hintern. Er notierte: "Das sind die romanischen Gewölbe der Körperarchitektur." Sieffs Rückenansichten gehören mit zum Schönsten, was in der Ausstellung zu sehen ist. Er wollte diesem "ungerechterweise versteckten Körperteil" sogar ein ganzes Buch widmen. Das Projekt wurde nie realisiert. Jeanloup Sieff starb im September 2000. Sieffs Fotos hängen längst in Museen wie dem Centre Pompidou in Paris und dem Museum Ludwig in Köln. Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography

8 / 8
(Foto: The Estate of Jeanloup Sieff ...)

Wer Jeanloup Sieff über die Ausstellung bei Bernheimer hinaus entdecken will, dem sei der im Taschen Verlag wieder aufgelegte Bildband "Jeanloup Sieff: 40 Jahre Fotografie" mit umfangreichen Abbildungen und Texten von Sieff empfohlen. Im Bild: Die Schauspielerin Mia Farrow, Foto: The Estate of Jeanloup Sieff / Courtesy Bernheimer Fine Art Photography Jeanloup Sieff: "Four Decades", Bernheimer Fine Art Photography, Brienner Straße7, ab 11. Januar wieder geöffnet, Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 11-18 Uhr, bis 29. Januar.

© SZ vom 8.1.2010/Evelyn Vogel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: