Bernried:Was das Festival des Humors und der Komischen Kunst zu bieten hat

Bernried: Lässig krault die alte Seejungfer von Mia Böddecker im Teich vor dem Kloster Bernried.

Lässig krault die alte Seejungfer von Mia Böddecker im Teich vor dem Kloster Bernried.

(Foto: Mia Böddecker)

Nach dem Erfolg im Vorjahr startet das Forum Humor und Komische Kunst eine Neuauflage seines Festivals in Bernried am Starnberger See. Eigentlich haben die Initiatoren aber noch viel größere Pläne.

Von Sabine Reithmaier

Sich in Geduld üben und warten - mehr kann das Forum Humor und Komische Kunst in München derzeit nicht tun. Solange die Stadt die angekündigte offene Ausschreibung für die denkmalgeschützte ehemalige Viehmarktbank nicht startet, müssen die Pläne für das ersehnte Museum für Komische Kunst in der Schublade bleiben. Kein angenehmer Zustand für Reinhard G. Wittmann, den rührigen Vorstand der Initiative. Nur gut, dass das Forum auch heuer übergangsweise aufs Land respektive nach Bernried an den Starnberger See ziehen kann, um eine Neuauflage des im Vorjahr so erfolgreichen Humor-Festivals zu organisieren. Der bunte Veranstaltungsreigen mit Ausstellungen, Konzerten, Kabarett, Workshops und einer Tagung startet am 1. Juli und dauert bis Ende September.

Bernried: Nicht nur im Museum sind Werke des Malers und Karikaturisten Rudi Hurzlmeier zu sehen, auch im Humor-Parcour sind sie vertreten.

Nicht nur im Museum sind Werke des Malers und Karikaturisten Rudi Hurzlmeier zu sehen, auch im Humor-Parcour sind sie vertreten.

(Foto: Markus Lange)

Die großartige Werkschau des Malers und Karikaturisten Rudi Hurzlmeier im Buchheim Museum, ein Herzstück des Festivals, läuft freilich schon seit Mai (bis 25.9), eignet sich wunderbar, um über "Das weite Feld der Unvernunft", so der Titel, zu sinnieren. Davon abgesehen hat sich das Festival um einige Programmpunkte erweitert. Einige Elemente kennt man bereits aus dem Vorjahr, beispielsweise den Lachwald von David Berlinghof an der Schiffsanlegestelle. Für seine Klanginstallation hat der Kabarettist das Lachen von bekannten Humoristen, aber auch von Bernrieder Bürgern eingefangen. Wer eine Taste drückt, löst den Gelächter-Parcours aus, der die meisten zum Mitlachen animiert.

Wer am See weiter Richtung Museum spaziert, wandert an einer Open-Air-Cartoon-Ausstellung vorbei. 30 Bilder säumen den Weg, fest installiert und allen Widrigkeiten des Wetters trotzend. Motto in diesem Jahr: "Wo zwickt's?" Irgendwo eigentlich immer, wie die Arbeiten von Reinhard Alff, Anette Bley, Peter Butschkow, Steffen Butz, Peter Gaymann, Katharina Greve, Steffen Haas, Sven Hartmann, Helme Heine, Rudi Hurzlmeier, Kittyhawk, Dorthe Landschulz, Johann Mayr, Dirk Meissner, Karin Mihm, Julian Opitz, Bettina Schipping und Miriam Wurster belegen. "Der Frauenanteil ist dieses Mal deutlich höher", sagt Wittmann. Und es sind auch nicht mehr nur bayerische Künstler, die sich an der Schau beteiligen. Der Klostergarten der Missionsbenediktinerinnen wird ebenfalls erneut zur Ausstellungsfläche. Dort tummeln sich die komischen Gestalten von Mia Böddecker, Alto Hien und Erwin Schwentner rund um den Klosterweiher.

Bernried: Auf Wunsch von Tini und Gerhard Polt (Foto) gibt es im Sommerkeller erstmals ein Kasperltheaterfest.

Auf Wunsch von Tini und Gerhard Polt (Foto) gibt es im Sommerkeller erstmals ein Kasperltheaterfest.

(Foto: Gerhard Polt)

Zum ersten Mal gibt es auf Wunsch von Tini und Gerhard Polt heuer ein zweitägiges Kasperltheaterfest im Sommerkeller (16./17.7). Neu im Angebot sind auch die vielen, ganz unterschiedlichen Workshops für Kinder, die Künstler im Buchheim Museum anbieten. So können sie unter anderem mit Marina und David Berlinghof der Frage nachgehen, wie Humor klingt, oder mit Anette Bley und Judith Bokody Rüsselhunde und Flossentiger zeichnen. Ebenfalls ein Novum ist die Tagung "Humor heilt" im Schloss der Rehabilitationsklinik Höhenried, dem unmittelbaren Nachbarn des Buchheim Museums. Die Zusammenarbeit sei eine großartige Erfahrung, berichtet Wittmann. Dank Eckart von Hirschhausen würden Humorstrategien immer mehr in Pflege und Therapie eingesetzt. Die Tagung gehe der Frage nach, in welchen Bereichen dies Sinn macht und in welchen Humorformaten dies geschehen kann.

Natürlich gibt es über den ganzen Sommer auch wieder Konzerte und Kabarettabende. Den Anfang macht Luise Kinseher (21. Juli), gefolgt von Gerhard Polt und den NouWellCousines (22. Juli). Auch Maxi Schafroth (23. Juli), Helmfried von Lüttichau (10. September) und Bruno Jonas (16. September) kommen an den See.

Während all der Zeit, in der in Bernried das Festival läuft, wird die Initiative darauf warten, dass es in München mal weitergeht mit den Museumsplänen im Schlachthofviertel. Wittmann kann ausgiebig von dem geplanten Zentrum mit interaktivem Museumsparcours mit seinen Wechselausstellungen schwärme; er sieht das Haus zudem als Begegnungsort für die Nachbarschaft. "Außerdem soll hier über den Humor nachgedacht und geforscht werden", sagt Wittmann, "und natürlich auch der Nachwuchs gefördert werden."

Die inzwischen 393 Mitglieder des Forums hoffen weiter, dass sie ihr Projekt in München verwirklichen können. "Das Museum gehört in die Großstadt, jedenfalls mit dem Konzept, das wir vorgelegt haben", sagt Wittmann. "Wir hoffen noch, dass der Kulturreferent seine Widerstände dagegen aufgibt." Und dann denkt er darüber nach, ob es wohl das Schicksal des Humor-Forums sei, durch gewichtigere Themen wie Corona oder den Ukraine-Krieg in die Ecke gedrängt werden.

Bernried: Vielleicht debattieren Alto Hiens "Gartenzwerge" ja ebenfalls über die Machbarkeitsstudie für das Forum Humor.

Vielleicht debattieren Alto Hiens "Gartenzwerge" ja ebenfalls über die Machbarkeitsstudie für das Forum Humor.

(Foto: Alto Hien)

Das Forum, dem unter anderem Gerhard Polt, Peter Gaymann oder Hurzlmeier angehören, hatte sich Anfang 2017 gegründet. 2018 legte es eine selbst finanzierte Machbarkeitsstudie vor, gefolgt von einem Konzept für die Dauerausstellung. Der Stadtrat war zunächst angetan, zumal auch bereits ein möglicher Investor im Gespräch war. Das Gebäude soll zwecks Sanierung in Erbpacht an einen Privatinvestor vergeben und anschließend zurück gemietet werden. Doch zu einer Direktvergabe an das Forum kam es nicht, da Kulturreferent Anton Biebl sowohl die Sanierungskosten als auch den künftigen Betriebsmittelzuschuss - Wittmann beziffert ihn auf eine Million Euro - kritisch sieht. Daher beschloss der Stadtrat im September 2021 eine offene Ausschreibung. Dass diese zehn Monate später immer noch nicht vorliegt, hält Wittmann für "reine Verzögerungstaktik".

Auch wenn sich das Forum über alternative Standorte bereits leise Gedanken macht, hofft es doch noch auf ein Museum in München. Wittmann macht auch gar keinen Hehl daraus, dass er die Bedenken der Stadtpolitiker nicht versteht. "Es ist doch so eine tolle Idee, warum greifen die bloß nicht zu?"

Festival des Humors und der Komischen Kunst, 1.7. bis 18.9.. Bernried, Infos: https://forum-humor.de/humorfestival-bernried

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