Fortschritt:Busse ohne Fahrer

Fahrerloser Kleinbus 'Olli' bei Testfahrt

In Berlin schon bei Testfahrten gesichtet: Ein selbst fahrender Kleinbus könnte auch im Kreis Zukunft haben.

(Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

An der TU in Garching soll die erste Linie mit autonomen Fahrzeugen betrieben werden - ein Pilotprojekt für den Landkreis

Von Martin Mühlfenzl

Der Landkreis München plant den schnellen Einstieg in eines der großen Zukunftsthemen der Mobilität. Bereits in drei bis fünf Jahren soll auf dem Campus der Universität in Garching die erste rein mit autonomen Kleinbussen betriebene Linie verkehren. In einem zweiten und dritten Schritt könnte eine Verlängerung in den Echinger Ortsteil Dietersheim gewissermaßen als Verlängerung der U6 und von dort aus sogar zum Münchner Flughafen erfolgen. Thomas Hamacher, Professor für Energiesystemforschung an der TU München, stellte dem Mobilitätsausschuss des Kreistags am Dienstag einen ersten Entwurf für ein "neues Verkehrssystem mit autonomen Kleinbussen" vor, der nach dem Willen der Kreisräte zügig weiterverfolgt werden soll.

Landrat Christoph Göbel (CSU) machte deutlich, wie sehr der Landkreis, der vom äußersten Nordwesten bis zu den Würmtal-Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Neuried im Südwesten reicht, auf neue Innovationen dieser Art warte: "Ich werde in hoher Frequenz von Unternehmern etwa aus Unterföhring angesprochen, die enge Beziehungen zum Campus und zum Flughafen unterhalten. Sie wünschen sich dringend Verbesserungen und haben auch Bereitschaft erkennen lassen, mit der öffentlichen Hand Projekte voranzutreiben." Der Autobauer BMW etwa hat in Unterschleißheim ein im vergangenen Jahr ein neues Zentrum für autonomes Fahren aufgebaut. Gerade der Landkreis München steht laut Hamacher vor einer "größeren Transformation": Energie und Mobilität müssten miteinander in Einklang gebracht werden. Der Wandel werde kommen, und der Landkreis könne zum Vorreiter werden.

Der Campus in Garching bietet sich nach Göbels Ansicht als innovativer Standort und in sich geschlossener Raum perfekt für ein solches Pilotprojekt an. Die Fahrzeuge fahren elektrisch, autonom und können zu sogenannten Platoons zusammengeschlossen werden; also längeren Zügen mit mehr Fahrzeugen, wenn mehr Fahrgäste transportiert werden müssen. Wenn einmal Verlängerungen nach Dietersheim oder zum Flughafen realisiert werden sollten, müssten auch kaum neue Straßen gebaut werden. Die Kleinbusse werden laut Hamacher ins bestehende Netz integriert, Verkehrsleitsysteme verschaffen ihnen Vorrang vor dem Individualverkehr. Die Betriebskosten würden gesenkt, Schadstoffe minimiert und Nachfragen besser bedient.

Laut Hamacher gibt es noch keine Genehmigung für autonome Fahrzeuge auf Straßen, ebenso seien die Investitionskosten noch nicht abzuschätzen. Auch müsse eine Ladeinfrastruktur mit erneuerbarer Energie aufgebaut werden. Dennoch ist er "relativ optimistisch", dass die Pilotstrecke in den kommenden drei bis fünf Jahren realisiert werden könne - in enger Abstimmung mit der TU, einem Hersteller autonom fahrender Fahrzeuge, der noch gefunden werden muss, und etwa mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund als Partner.

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