Süddeutsche Zeitung

Forstenried:Umstrittene Zuschüsse

Lokalpolitiker zeigen wenig Neigung, die Waldorfschule München Südwest finanziell zu unterstützen

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Es ist 100 Jahre her, dass die erste Waldorfschule ihren Betrieb aufnahm, damals in Stuttgart. Ein Jubiläum, das in verwandten Einrichtungen unlängst mit kreativer Fantasie begangen wurde. Auf zehn Jahre kontinuierlichen Ausbau blickt derweil die Freie Waldorfschule München Südwest zurück. Auch ihr ist zum Feiern zumute, denn bei vielen Eltern kommt sie besser an denn je. Die Einrichtung an der Züricher Straße zählt mittlerweile 375 Schüler in zwölf Klassen, unterhält daneben einen Kinderhort für 85 Buben und Mädchen. Ein Sympathie-Defizit hat sie, wie sich jetzt herausstellte, lediglich bei den Lokalpolitikern ihres Standort-Stadtbezirks. Diese zeigen wenig Neigung, die private Schule ähnlich großzügig finanziell zu unterstützen wie andere Vereine. So fiel das Ergebnis zweier Zuschussanträge für den Förderverein er Schule beklemmend mager aus.

Um finanziellen Beistand hatte die Schulleitung gebeten, um die nagelneue Turnhalle des Waldorf-Bildungszentrums in Forstenried, die zugleich als Versammlungsraum dienen soll, mit Sportgeräten ausstatten und bestuhlen zu können. Die beiden Anträge summierten sich auf rund 26 000 Euro. Geschäftsführer Oliver Altehage stellte im Gegenzug die Öffnung seiner Einrichtung für andere Schulen und Sportvereine in Aussicht, so wie die Waldorf-Schule bisher auch selbst in Sporthallen der umliegenden Vereine untergekommen ist. Die Avancen fruchteten wenig, das Echo auf die Zuschussgesuche im Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln glich einer kaum verhohlenen Absage. Am schroffsten formulierte sie Rudolf Zirngibl (CSU). Waldorf sei "ein rein kommerzielles Unternehmen und kein Verein", konstatierte Zirngibl. Michael Kollatz (SPD) stieß sich an der Höhe der Mieten, die der Waldorfschule bei Nutzung ihrer neuen Sporthalle vorschweben. Diese seien dreimal so hoch wie üblich. Dieser Darstellung widersprachen zwar sowohl Peter Sopp (Grüne), der auch Präsident des TSV Forstenried ist, als auch Oliver Altehage. "Wir sind ein gemeinnütziger Verein und nicht gewinnorientiert", versicherte der Waldorf-Geschäftsführer, und Sopp nannte die Stundensätze "nicht billig, aber vertretbar".

Es nützte am Ende alles nichts: Der BA zerpflückte die Zuschussanträge weiter, unter anderem mit dem Hinweis, für Versammlungen könne man auch den Bürgersaal im Forum Fürstenried nutzen. So blieb von den gewünschten Zuwendungen für die Ausstattung mit Sportgeräten (8344 Euro) sowie die Möblierung der Halle für Versammlungszwecke (17 757 Euro) unterm Strich eine Finanzspritze in Höhe von 5000 Euro übrig. Waldorf-Geschäftsführer Altehage nahm es so fassungs- wie kommentarlos zur Kenntnis.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4602933
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.