Forstenried:Petition contra Unterschriftenliste

Während sich die Anwohner gegen das Sanierungskonzept für den Derzbachhof wenden, bekommt der Investor nun Unterstützung durch eine Eingabe der Architektin Antje Bulthaup an den Landtag

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Die Diskussion um die Zukunft des Derzbachhofs in Forstenried spitzt sich zu. Nachdem die Nachbarin Vera Grundler mit starker Resonanz eine Unterschriftenaktion gegen die Sanierungs- und Neubaupläne der Firma Euroboden gestartet und bei der Stadt den Antrag gestellt hatte, den denkmalgeschützten Hof und sein Umfeld unverändert zu erhalten, ist nun mit Antje Bulthaup eine weitere Akteurin auf den Plan getreten. Die Münchner Architektin macht sich in einer Petition an den Bayerischen Landtag für das Gegenteil dessen stark, was im Grundler-Papier steht; sie fordert Unterstützung für das von Euroboden-Eigner Stefan Höglmaier und Architekt Peter Haimerl vorgeschlagene "Sanierungskonzept zur Rettung des Derzbachhofs" und damit auch "für den anspruchsvollen und zum Ortsbild passenden zeitgenössischen Neubau". Dem Landtag legt Bulthaup die Zurückweisung der Initiative Grundlers nahe.

Ihren Vorstoß begründet die Architektin mit dem "totalen Verfall und Abriss" des Derzbachhofs, der drohe, wenn das Bauwerk nicht sofort saniert werde. Der älteste erhaltene Bauernhof Münchens, errichtet 1751, steht seit Jahrzehnten leer und verfällt. Ihn zu erhalten, dürfte sehr teuer werden, vermutet Bulthaup. Deshalb kämen die Pläne der Firma Euroboden wie gerufen. Deren Architekt Peter Haimerl sei im Bereich des Denkmalschutzes hoch angesehen; so trage bereits die Sanierung des Schusterbauernhofs in Riem seine Handschrift. Wenn Euroboden zur Finanzierung seines Vorhabens drei bis vier Wohnungen im Stadl des Derzbachhofs unterbringen und im mittleren Bereich des Grundstücks ein neues Gebäude mit 16 Wohnungen "in zurückhaltender Holzbauweise" errichten will, so sei dies eine "realistisch umsetzbare Möglichkeit, den Derzbachhof zu retten", schreibt Bulthaup in ihrer Petition.

Noch dazu seien eine landschaftsarchitektonische Neugestaltung des Vorplatzes, dessen öffentliche Nutzung sowie der Erhalt der Streuobstwiese vorgesehen, ebenso eine Tiefgarage mit betont schmaler Zufahrt und Autolift - für die Architektin in der Summe "eine einmalige Chance, im historischen Dorfensemble von Forstenried ein Baudenkmal zu erhalten und eine Ergänzung an Lebensqualität und Attraktivität zu gewinnen". Bulthaup ist überzeugt, beim Euroboden-Konzept stehe "nicht das Streben nach Rendite im Vordergrund". Die Petentin erinnert schließlich daran, dass sich auch das Landesamt für Denkmalpflege und der Landesdenkmalrat aufgeschlossen für die Pläne von Euroboden gezeigt hätten.

Vera Grundler, Sprecherin der Projektgegner, hat ihrerseits eine Menge Argumente gegen das Sanierungs- und Neubauvorhaben vorgebracht, nicht zuletzt ökologische. Auf Skepsis gestoßen sind die Euroboden-Pläne ebenso im Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln. Mehrere Stadtteilvertreter befürchten vor allem Nachteile für den Ensembleschutz im Forstenrieder Ortskern sowie die Beeinträchtigung eines Grünzugs. Andererseits betont der Chef der Lokalbaukommission, Cornelius Mager, die Genehmigungsfähigkeit des Projekts. Er verteidigt es auch mit dem Hinweis, dass außer Stefan Höglmaier und seiner Firma Euroboden niemand Interesse zeige, den Derzbachhof zu sanieren. Mit einer Entscheidung der Stadt in dieser Sache rechnen Beobachter noch in diesem Jahr.

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