Forstenried:Märchenhafte Rettung

Hexenhäuschen Forstenried

Zur Sanierung der einstigen Waldarbeiterhütte im Forstenrieder Park packen viele mit an, nicht zuletzt Auszubildende.

(Foto: Privat)

Aus dem "Hexenhäusl" im Forstenrieder Park soll eine Stätte der Umweltbildung werden

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Vor Jahrzehnten soll dort auch schon einmal eine Hexe gewohnt haben. Als solche gab sich jedenfalls eine Malerin und Kinderbuch-Illustratorin aus, die in dem Blockhaus einst ihr Atelier betrieben hat. Sie flog, so wird kolportiert, wegen häufiger Besuche motorisierter Gäste irgendwann aus ihrem Waldparadies. Zu den härteren Fakten hingegen zählt, was sich vor knapp einem Jahr an der Kreuzung der Forststraßen Elisen Geräumt/Ludwig Geräumt im Forstenrieder Park zugetragen hat: Unbekannte demolierten das Dach und den Kamin jenes "Hexenhäusls" und gaben der altersbedingt maroden ehemaligen Waldarbeiterhütte den Rest.

Doch der Forstbetrieb München, der im Zeitalter der Harvester, also spezieller Holzernte-Maschinen, für derartige Unterkünfte selbst keine Verwendung mehr hat, sowie der Verein der Freunde des Forstenrieder Parks waren sich einig, dass es ein Jammer wäre um den idyllisch gelegenen Stützpunkt. Geboren wurde die Idee, ihn in eine Stätte der Umweltbildung umzuwandeln. Seither stehen die Zeichen unumkehrbar auf Sanierung.

Bei dieser Aufgabe haben in den vergangenen Wochen viele mit angepackt. Als finanzieller Förderer der Forstfreunde-Verein. Oder, ganz praktisch, einige Auszubildende der Bayerischen Staatsforsten sowie einer Forstenrieder Zimmerei. Längst ist das Dach neu eingedeckt und mit Lärchenholzgiebel stabilisiert. Die Helfer haben Müll und Gerümpel entfernt und allzu verschattende Bäume zurückgestutzt. Gesetzt werden muss nun noch ein neuer Kamin, weitere Sitzbänke sollen die Hütte umrahmen, ferner ist an eine naturnahe Einfriedung gedacht. Eröffnet werden soll das komplette Kleinod dann im Frühjahr 2019. Bis dahin sind Umweltpädagogen, Jugendgruppen und Schulen aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Umweltbildung attraktiv gestaltet werden könnte. "Das kann sogar mit Pflanzungen zu tun haben", sagt Vereinsvorsitzender Jacques Volland. Sponsoren mit Sinn für die Magie des Ortes dürften sich ebenfalls gern noch melden.

Schutz- und Rasthütten wie das Hexenhäusl (dank Hinweistafel über dem Eingang ist es kaum zu verfehlen) entstanden überwiegend in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Damals zogen sogenannte Rotten von vier Mann mit einem "Haumeister" an der Spitze in den Forst, um Bäume zu fällen. Ungefähr zehn Festmeter Holz, also sieben bis acht Bäume, soll ein derartiger Trupp pro Tag geschafft haben. Manchmal blieben die Arbeiter bis zu einer Woche im Wald, denn Autos waren noch nicht ständig verfügbar.

Per Fahrrad haben am vergangenen Samstag bei einer Forstfreunde-Vereinstour interessierte Bürger das Zwischenresultat der aktuellen Gemeinschaftsaktion begutachten können. Mit dem Vereinsvorsitzenden Volland stimmten sie überein, dass es sich lohnen könnte, am Ehrenamtsprojekt-Wettbewerb eines Geldinstituts teilzunehmen. Denn die Rettung eines Hexenhäusls vor dem Verfall sei doch ziemlich einmalig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: