Forstenried:Letzte Runde

Derzbachhof in München, 2016

Der Derzbachhof aus dem Jahr 1751 soll saniert werden. Anstelle der Tenne und im Gelände sind Wohnungen in einem Neubau geplant.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Landtag befasst sich Ende Januar mit dem Derzbachhof, der Eigentümer rechnet aber fest mit der Baugenehmigung

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Offiziell herrscht Funkstille, weil die meisten Beteiligten einer Bewertung der Causa Derzbachhof durch den Petitionsausschuss des bayerischen Landtags nicht vorgreifen wollen. Zur Erörterung des Themas wird das Gremium voraussichtlich am 30. Januar zusammenkommen. Doch schon jetzt deutet sich an, wie das Ringen um die Zukunft des Baudenkmals ausgeht: Stefan Höglmaiers Firma Euroboden wird ihre Sanierungs- und Neubaupläne verwirklichen dürfen. Davon geht nicht zuletzt der Vorsitzende des Berzirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Ludwig Weidinger (CSU), aus. "Nach wie vor gelten die Aussagen des Chefs der Lokalbaukommission", sagte Weidinger in der jüngsten Sitzung der Stadtteilvertretung. Der LBK-Leiter Cornelius Mager hat die Euroboden-Pläne, die ihm seit mehr als einem Jahr vorliegen, stets als genehmigungsfähig bezeichnet. Der Landesdenkmalrat fand die Entwürfe des Architekten Peter Haimerl schon vor Monaten überzeugend.

Bezeichnenderweise hat Höglmaier seine Ankündigung, den Derzbachhof weiterzuverkaufen, falls er nach Ablauf einer Jahresfrist zum 8. Januar keinen Vorbescheid erhält, zurückgezogen. Nach einem "guten Gespräch mit der Lokalbaukommission", das vor ein paar Tagen stattfand, sei für ihn klar: "Wir bekommen den Bescheid." Mit der LBK sei man sich einig, alle Voraussetzungen derart gründlich "vorabgestimmt" zu haben, dass es ein Zurück nicht mehr geben sollte. "Ich gehe jetzt fest davon aus, dass es klappt", sagte Höglmaier der SZ.

Dennoch wird sich zunächst der Petitionsausschuss mit den Eingaben der Projektgegner um Vera Grundler sowie der Befürworterin des Euroboden-Sanierungskonzepts, der Architektin Antje Bulthaup beschäftigen. Grundler und ihre Mitstreiter treten dafür ein, den aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Derzbachhof mit seinem natürlichen Umfeld im Originalzustand zu erhalten. Denn er sei "Zeugnis eines einmaligen Beispiels bäuerlicher Tradition im Ortskern von Forstenried". Nicht wenige Bürger und Lokalpolitiker unterstützen diese Forderung. Die scharfe Kritik Grundlers an der Beseitigung nicht denkmalgeschützter Bestandteile der historischen Hofanlage, wie eines alten Schuppens, wird zumindest von den Behörden nicht geteilt. Solche Eingriffe seien Grundeigentümern erlaubt, stellte das Planungsreferat unlängst klar.

Anders als Vera Grundler hat sich die Architektin Antje Bulthaup an den Petitionsausschuss gewandt, um die Pläne der Firma Euroboden zu fördern. Bulthaup rühmt das vorliegende Konzept zur Rettung des Baudenkmals an der Forstenrieder Allee sowie den "anspruchsvollen und zum Ortsbild passenden zeitgenössischen Neubau" als beispielhaftes Vorhaben. Nach dem aktuellen Stand der Planung sollen anstelle der Tenne drei bis vier Wohnungen sowie im mittleren Geländeteil 16 weitere Wohnungen in einem Neubau entstehen, der sich architektonisch an ländlichen Stilelementen orientiert. Die Wiesen auf dem Areal wolle der Bauherr weitestgehend erhalten, für die Tiefgarage eine schmale Variante wählen, führt Antje Bulthaup als weitere Pluspunkte an. Aus Sicht der Architektin ist klar, dass Forstenried "an Lebensqualität und Attraktivität" gewönne, wenn die Euroboden-Pläne umgesetzt würden.

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