Forstenried:Forstbetrieb "abgeriegelt"

Forstenried: Poller gegen das "widerrechtliche Parken auf dem Gehweg ", so argumentiert das Baureferat. Im Stadtviertel verschärft sich nur die Stellplatzsituation.

Poller gegen das "widerrechtliche Parken auf dem Gehweg ", so argumentiert das Baureferat. Im Stadtviertel verschärft sich nur die Stellplatzsituation.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ohne Ankündigung stehen plötzlich mehrere Betonpoller auf dem Platz vor der Behörde an der Forstenrieder Allee. Weil nun Parken dort unmöglich ist, ist die Empörung groß über diese Aktion des Baureferats

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Auf diese vorweihnachtliche Überraschung hätten die meisten Bewohner des Münchner Südens vermutlich gern verzichtet: Der Platz vor dem Forstbetrieb München an der Forstenrieder Allee 182 ist vor ein paar Tagen - handstreichartig - mit 14 Betonpollern abgeriegelt worden. Seither ist es unmöglich, dort zu parken, so wie das viele Jahre lang möglich war. Die Maßnahme ist bei Nachbarn, Lokalpolitikern, Forst- und Geschäftsleuten nicht gut angekommen. Wellen der Empörung sind bereits durch den Bezirksausschuss sowie die Pfarrei Heilig Kreuz gerollt, deren Grundstück an das alte Forstamtsgebäude grenzt. Weil sich die Fläche davor jetzt mit einem Kranz von Stoppern präsentiert, weichen noch mehr Autofahrer auf den kirchlichen Parkplatz aus und verschärfen dort die Stellplatz- und Sichtprobleme. All das spielt sich im Herzen eines Stadtteils ab, der sich ohnehin am Rande des Verkehrsinfarktes befindet.

Tagelang blieb rätselhaft, wer für den Eingriff ins Forstenrieder Verkehrsgefüge verantwortlich ist. Das hat den allgemeinen Unmut noch beträchtlich gesteigert. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) tippte als Verursacher auf die Stadtverwaltung. Ihr wirft er vor, "überstürzt gehandelt" zu haben. Rosmarie Rampp, Mitglied der Kirchengemeinde sowie des Bezirksausschusses, kam nach tagelanger Ursachenforschung zu dem Resultat, mit einer "unklaren Angelegenheit" konfrontiert worden zu sein. Und die SPD-Fraktionssprecherin im Bezirksausschuss, Dorle Baumann, nannte es ein "Unding" eigenmächtigen Handelns, was da an der Forstenrieder Allee geschehen ist. Weil manche Bürger glaubten, die Forstleute hätten die unsanfte Einfriedung zu verantworten, zogen sich Forstbetriebsleiter Wilhelm Seerieder und seine Mitarbeiter bereits einigen Zorn zu. Doch Seerieder stellt klar: "Wir sind nicht die Initiatoren der Maßnahme, sondern selbst extrem betroffen, dass so etwas vor unserer Haustür gemacht wird, ohne uns zu fragen. Wir haben uns diese Poller definitiv nicht gewünscht." Er werde dies dem Bezirksausschuss gegenüber noch schriftlich mitteilen, kündigte Seerieder an. Denn auch aus seiner Sicht sind hier Kosten verursacht worden, "die keiner versteht".

Am Donnerstag hat sich endlich aufgeklärt, wie es zur "Bepollerung" der Fläche vor dem Anwesen Forstenrieder Allee 182 gekommen ist. Das Baureferat teilt auf Anfrage mit, es habe diesen Schritt selbst veranlasst. Zur Begründung führt die Behörde an, es handle sich um ein Stück städtischen Gehwegs, und das Parken und Halten sei dort - "wie auf jedem Gehweg" - schlicht verboten. Zudem sei die Fläche häufig so zugeparkt gewesen, dass die Einfahrt zum Privatparkplatz des Forstbetriebs blockiert war und einige Anlieger ihren Reinigungs- und Winterdienst "nicht ordnungsgemäß ausführen konnten". Das Baureferat habe somit auf eigene Kosten die Poller gesetzt, "um das widerrechtliche Parken auf dem Gehweg zu unterbinden". Dass die Stadtverwaltung auf diese Weise in jahrzehntealte Forstenrieder Gewohnheiten eingegriffen hat, scheint ihr immerhin bewusst zu sein. Denn sie kündigte einen Gesprächstermin an, um zu klären, "wie die örtliche Situation weiter optimiert werden kann".

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