Forstenried:Finger weg von Kaulquappen

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Keschen verboten, Goldfische aussetzen auch: Die beiden Tümpel im Forstenrieder Park sind wertvoller Lebensraum für seltene Amphibien. (Foto: Claus Schunk)

Die Amphibienteiche im Forstenrieder Park dienen dem Artenschutz, nicht als Abenteuerspielplatz

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Als der Forstbetrieb München vor zehn Jahren im nordöstlichen Bereich des Forstenrieder Parks zwei Amphibienteiche angelegt hat, verfolgte er damit zwei Ziele: Zum einen wollten die Forstleute ein Zeichen gegen das Artensterben setzen, zum anderen Schülerinnen und Schüler einladen, ein Stück faszinierender Natur aus nächster Nähe zu studieren. Doch manche Waldbesucher missverstehen die Tümpel am Simon-Warnberger-Weg und ihre Ufer als Abenteuerspielplatz oder Partyzone. Revierförster Andreas Wallner wird deshalb nicht müde zu betonen, dass es sich bei den beiden Kleingewässern um streng geschützte Biotope handelt, um Lebensraum für selten gewordene Kröten, Unken, Frösche und Molche. Reiten ist deshalb verboten, Goldfische aussetzen und Feuer machen sowieso. Hunde baden besser woanders.

Den jüngsten Frevel, der bei Naturschützern Empörung auslöste, schilderte Rudolf D. dem Forstbetrieb und der Süddeutschen Zeitung. Als er unlängst auf seinem Spaziergang an den beiden Teichen vorbeikam, will er beobachtet haben, wie Kinder darin planschten und Kaulquappen abfischten. Ein kleines Mädchen habe für diesen Zweck ein Küchensieb dabeigehabt, ein Bub seinen engmaschigen Kescher. "Die Eltern saßen am Rande des Teiches auf Decken und sahen dem Treiben zu", berichtet Rudolf D. entsetzt. Sie hätten die Kinder sogar zu einer Art Wettangeln angestiftet. Auf einen mahnenden Zuruf sollen sie überhaupt nicht reagiert haben. "Wir waren sprachlos und erzürnt", erinnert sich der Forstfreund. Und setzt hinzu, die Kinder könnten nichts für ihr Fehlverhalten, "aber die Eltern sollten ein wenig mehr Verantwortung und Hirn beweisen". So sieht man das auch beim Forstbetrieb München, der sich viel Mühe gegeben hat, den im Raum München lebenden Amphibienarten ein Refugium zu schaffen. Die Fachleute fordern alle Forstbesucher auf, die Schautafeln an den Teichen zu beachten. Sie weisen ausdrücklich darauf hin, wie sensibel die bis zu einem Meter tiefen Laichgewässer sind und wie Kaulquappen sich entwickeln. Weil der Amphibien-Nachwuchs für Enten und Krähen eine Delikatesse darstellt, sei er ohnehin stark gefährdet.

Die beiden Tümpel im Forstenrieder Park liegen beiderseits eines von Wanderern, Joggern und Radlern rege frequentierten Weges. Der Standort wurde bewusst so gewählt, um möglichst vielen Menschen Einblicke in die Lebenswelt der Amphibien zu eröffnen, aus respektvoller Distanz allerdings. Bei den weitaus meisten Waldbesuchern sei die Botschaft angekommen, zeigte sich. Aber offenbar noch nicht bei allen.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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