Süddeutsche Zeitung

Forstenried:Echo der Erleichterung

Die Sanierungspläne des neuen Derzbachhof-Eigentümers kommen bei den Forstenriedern gut an. Beim angrenzenden Neubau will man aber darauf achten, dass der Grünzung nicht angetastet wird

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Darauf haben viele Forstenrieder lange gewartet: dass ein Investor den Derzbachhof vor dem endgültigen Verfall bewahrt. Nachdem der Münchner Immobilienentwickler Stephan Höglmaier (Firma Euroboden) den ältesten Bauernhof der Stadt von einer Erbengemeinschaft erworben hat, um ihn denkmalgerecht zu sanieren, geht ein Aufatmen durchs Viertel. "Wir sind ganz glücklich und begeistert", kommentiert Rosemarie Merkl die jüngste Entwicklung. Es sei höchste Zeit gewesen, dass zur Rettung des aus dem Jahr 1751 stammenden Anwesens etwas passiert, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Freunde des Ortskerns Forstenried.

Seit der Vereinsgründung vor 15 Jahren beobachte sie die vergeblichen Anläufe des amtlichen Denkmalschutzes und der Stadt, eine Stabilisierung des historischen Bauwerks zu erwirken. Auch ihr Verein habe in dieser Angelegenheit "immer wieder nachgehakt", berichtet Merkl. Die Idee, den Derzbachhof für Wohnzwecke herzurichten, findet sie besonders spannend. Beim zusätzlich geplanten Neubau empfiehlt sie eine genaue Prüfung der Detailpläne: "Da muss man aufpassen und hoffen, dass der Forstenrieder Grünzug nicht berührt wird." In Forstenried ist dies ein sensibles Thema, wie sich bei der Erweiterung einer Unterkunft für junge Flüchtlinge an der Herterichstraße gezeigt hat.

Grundsätzlich angetan vom Vorhaben Stephan Höglmaiers ist auch Ernst Ziegler, der Vorsitzende des Historischen Vereins Forstenried. "Was sich da abzeichnet, ist erfreulich, das kann man uneingeschränkt sagen", kommentiert er die greifbare Rettung des Derzbachhofs. Besonders zu begrüßen sei, dass jetzt ein Unternehmer mit Verständnis für Bauhistorie die Sanierung in Angriff nimmt. Ziegler spielt damit auf die geglückte Erneuerung des sogenannten Schusterbauerhauses in Riem an, bei der ebenfalls Höglmaier Regie geführt hat. Die denkmalgerechte Umgestaltung dieses ehemaligen Bauernhofes aus dem 18. Jahrhundert zu einem Zweifamilien-Haus könnte als Vorbild für das Vorhaben in Forstenried dienen.

Von den früheren Vorschlägen für das Anwesen im Münchner Süden hat der Historische Verein nie etwas gehalten. "Ob Heimatmuseum oder Kindergarten, das wären alles nur öffentlich subventionierte Millionengräber geworden", sagt Ziegler. Eine privatwirtschaftliche Lösung sei da allemal besser. Die Erhaltung des Tennengebälks vorausgesetzt, findet der Vereinsvorsitzende die Überlegung bestechend, das Kleinod wieder bewohnbar zu machen. Unweit davon gebe es ein gutes Beispiel, wie so etwas klappen könnte: Gegenüber vom Gasthof "Alter Wirt" habe die Eigentümerin eines ehemaligen Bauernhofs ebenso gehandelt und wohne jetzt zufrieden in ihrer behutsam sanierten Immobilie.

Dass die Sache mit dem Derzbachhof ein gutes Ende zu nehmen scheint, führt Ziegler auf erhöhten Druck der Lokalbaukommission und der Denkmalschutzbehörden zurück: "Bevor es richtig ernst wurde, haben die Alteigentümer wohl doch lieber schnell verkauft."

Verhalten optimistisch betrachtet der Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses, Ludwig Weidinger (CSU), die Wendung im Fall des Derzbachhofs. "Ich bin mal gespannt, wie das funktioniert mit der Sanierung. Wenn etwas Vernünftiges dabei heraus kommt, soll es dem Stadtbezirk recht sein", sagt er. Gewundert habe er sich aber schon, dass die Erbengemeinschaft jetzt plötzlich zum Verkauf bereit gewesen sei. "Offenbar hat die Drohung mit Ersatzvornahmen durch die Behörden Wirkung gezeigt", mutmaßt Weidinger.

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Quelle:
SZ vom 27.02.2017
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