Forstenried:Bunte Zettel für die gute Stube

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Bei der Zukunftswerkstatt zum Dorfkern spielen Verkehrsprobleme und Verdichtung eine große Rolle

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

Ihre Wunschliste ist lang: Mehr Grün und weniger Schilderwald, ein Anger mit Sitzgelegenheiten sowie, dies vor allem, die Bändigung des motorisierten Straßenverkehrs bei gleichzeitigem Ausbau der Radwege. Als die Forstenrieder jetzt eingeladen waren, sich im Rahmen des kommunal geförderten Programms "Bürgerinnen und Bürger gestalten ihre Stadt" an einem Workshop zur Entwicklung ihres Dorfkerns zu beteiligen, ließen sich ein paar Dutzend von ihnen nicht lange bitten. Einen Tag lang drapierten sie im Pfarrsaal an der Forstenrieder Allee Stellwände mit den bunten Zetteln ihrer Anregungen.

Die Mühe soll nicht vergeblich gewesen sein; Bezirksausschuss (BA) und Stadtverwaltung werden die Ideensammlung zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in dem "Gebiet mit der besonderen Identität" auswerten und auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Für 2. Oktober plant der BA einen weiteren Workshop zum Thema. Bis dahin sollen auch noch Schulen und Vereine zum Stimmungsbild beitragen.

Schon bei der Eröffnung der Aktion durch den stellvertretenden BA-Vorsitzenden Peter Sopp (Grüne) zeigte sich, dass nicht wenige Forstenrieder engagiert ihre Stimme erheben, wenn es um die Zukunft ihres Viertels geht. Stets im Vordergrund: das "Verkehrschaos", unter dem der Stadtteil am Münchner Südrand zu leiden habe. Zu bekämpfen sei die Misere mit "Tempo 30 durchgehend", Fahrbahnverschmälerungen oder auch einer Taktverdichtung auf der Buslinie 132, war zu hören. Aber es ging durchaus auch darum, die gute Stube Forstenrieds mit ihren Baudenkmälern wohnlicher zu gestalten, etwa durch parkartige Anlagen. Die Sehnsucht geht eindeutig in Richtung Blumen, Brunnen und Beruhigung.

Fachlich begleitet von Andrea Gebhard, der in Fürstenried aufgewachsenen und mit den örtlichen Gegebenheiten bestens vertrauten Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, machten sich beim Forstenrieder Wünsch-dir-was auch einige Kommunalpolitiker Gedanken über zeitgemäße urbane Wohlfühlfaktoren. Die Stadtratsmitglieder Micky Wenngatz und Christian Vorländer (beide SPD) versprachen, die Bürgeranregungen weiterzutragen und mitzuhelfen, "aus dem Wünschbaren das Machbare zu machen". Hannelore Prechtel (SPD), BA-Mitglied und Ex-Stadträtin, gab die Richtung vor: "Ein Dorf sollte nicht nur den Charakter einer Durchgangsstraße aufweisen, sondern an möglichst vielen Stellen zu Aufenthalt und Begegnung einladen."

Andrea Gebhard nannte die Werkstatt ein "sehr gutes Format, um herauszufinden, was die Bürger wollen". Die Forstenrieder sollten sich bewusst sein, einen der schönsten Ortskerne zu besitzen, die es in München gibt. Trotz baulicher Verdichtung seien hier noch wertvolle Besonderheiten zu finden, wie etwa der Forstbetrieb, der Derzbachhof oder auch der "Alte Wirt". Um den Verkehrsdruck zu lindern, "werden wir mit dem Auto in Zukunft anders umgehen müssen als bisher", sagte die Landschaftsarchitektin. Trotz geplanter Verlangsamung und Reduzierung des Kfz-Verkehrs werde es immer noch so sein, "dass man bei den Geschäften und beim Gasthof vorfahren kann", fügte sie zur Beruhigung der Gewerbetreibenden hinzu.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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