Forstenried:Auf der Hut

Forstenried: Umstrittenes Projekt: Im Stadl des Derzbachhofs an der Forstenrieder Allee sollen Wohnungen entstehen. Die Kritik daran ist noch nicht verstummt.

Umstrittenes Projekt: Im Stadl des Derzbachhofs an der Forstenrieder Allee sollen Wohnungen entstehen. Die Kritik daran ist noch nicht verstummt.

(Foto: Robert Haas)

Während die Vorbereitungen zur Sanierung des Derzbachhofs anlaufen, verlangt der Bezirksausschuss Detailauskünfte. Die Politiker befürchten, dass die Anlage am Ende doch nicht originalgetreu erhalten bleibt

Von Jürgen Wolfram, Forstenried

In Forstenried haben in der vergangenen Woche Sicherungsmaßnahmen vor der Sanierung des historischen Derzbachhofs begonnen. Für die einen ist es die logische Folge des genehmigten Vorbescheidsantrags der Firma Euroboden, für die anderen jedoch ein geradezu gravierender Eingriff in die Kulturgeschichte des Abendlands. Die Projektgegner um Claudia Kaiser und Vera Grundler halten bereits die Umsetzung eines Klohäuschens auf dem Hofgelände für völlig unvertretbar. Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat unterdessen zu den detaillierten Bauplänen Stellung bezogen und weitere Auskünfte über Grundrisse und Grünordnung gefordert.

Eine gewisse Skepsis, ob an der Forstenrieder Allee 179 alles seinen korrekten Gang geht, lässt sich auch aus dem Beschluss der Stadtteilvertretung herauslesen. Er enthält vor allem eine Reihe von Fragen. In ihnen schwingt die Sorge mit, der Derzbachhof könnte am Ende doch nicht originalgetreu erhalten bleiben, so wie das auch der Stadtrat schon verlangt hat. Michael Kollatz (SPD), Sprecher des BA-Unterausschusses Bau und Planung, stellte zugleich klar, dass an dem positiven Bescheid nicht zu rütteln sei; an diesen sei die Stadt nun gebunden.

Wissen will der Bezirksausschuss beispielsweise, ob "Niveauänderungen" im Erdgeschoss sowie beim Aufgang zur Tenne des Bestandsgebäudes mit dem Denkmalschutz vereinbar seien. Eine andere Frage dieser Art zielt auf Änderungen der Tragwerkskonstruktion und des Daches. Auch wollen die Lokalpolitiker Auskunft darüber, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgenommen worden sei.

Ferner verweist das Lokalgremium auf seine Stellungnahme vom Februar 2018 und insbesondere auf die in dem Papier enthaltenen Forderungen, die Sanierung des Bestandsgebäudes "mindestens zeitgleich mit der Bebauung des rückwärtigen Bereichs" durchzuführen und dies rechtlich zu verankern. Langfristig zu sichern sei ebenso der Denkmalschutz für den Derzbachhof und das gesamte Forstenrieder Dorfkernensemble, hieß es in dem damaligen Schreiben.

Die Sanierung des im Jahr 1751 erbauten Derzbachhofs, kombiniert mit einer Wohnanlage im rückwärtigen Teil des Anwesens, beruht auf einem Konzept des Architekten Peter Haimerl. Geplant ist unter anderem, im ehemaligen Stadl unter weitgehender Erhaltung der historischen Bausubstanz Mietwohnungen unterzubringen. Kritiker sehen darin die Aufgabe der Originaltreue, Befürworter die einzig wirtschaftlich vertretbare Variante nach jahrzehntelangem Leerstand und Verfall. Der weitverbreitete Wunsch, die Stadt möge den Hof übernehmen und als Museum oder Begegnungsstätte nutzen, verhallte letztlich ungehört. Für die Gegner des Vorhabens kein Grund, ihn nicht unaufhörlich zu wiederholen.

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