Forschung:Wie TU-Studenten aus Ideen marktreife Produkte machen

Forschung: Eine neue Technik zur Unkrautbekämpfung hat das Team Acrai (von links) mit Moritz Mangold, Laurenz Altenmüller und Andreas Plieninger entwickelt.

Eine neue Technik zur Unkrautbekämpfung hat das Team Acrai (von links) mit Moritz Mangold, Laurenz Altenmüller und Andreas Plieninger entwickelt.

(Foto: Robert Haas)
  • 33 Teams der Technischen Universität München haben sich mit ihren Geschäftsideen für den TUM IdeAward beworben.
  • Der Preis zeichnet wissenschaftliche Ideen oder Technologien mit großem Marktpotenzial aus.

Von Julia Haas

Sie wollen Legionellen bekämpfen, Unkraut vernichten oder den Aufbau eines Baugerüstes optimieren. Mit ihren besonderen Geschäftsideen haben sich Studenten der Technischen Universität München für den TUM IdeAward beworben. Der Preis zeichnet wissenschaftliche Ideen oder Technologien mit großem Marktpotenzial aus.

Die Jury musste sich zwischen 33 Geschäftsideen entscheiden. Die zehn Teams in der engeren Auswahl stellten jetzt ihre Ideen vor, die besten drei wurden ausgezeichnet. Die Zeidler-Forschungs-Stiftung sponserte zwischen 10 000 und 15 000 Euro für die Gewinner. Für die Teams ein meist dringend benötigtes Kapital, um weiter arbeiten zu können.

Die Jungs von Acrai wollen zum Beispiel schon im April erste Felder von Unkraut befreien, ganz ohne chemische Vernichtungsmittel. Sie haben eine Maschine entwickelt, die über das Feld fährt und Unkraut mechanisch mit einer Hacke entfernt. Es handelt sich dabei um einen autonomen Roboter, der Nutzpflanzen von Unkraut unterscheiden kann. Möglich macht das ein auf künstlicher Intelligenz basierendes System. Damit will Acrai Herbizide ersetzen, die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger machen. Seit August arbeitet das Trio in Vollzeit daran. Für die Jury "ein Team mit Leidenschaft", das mit ihren "tollen Maschinenbauprototypen" den dritten Preis verdient hat.

Angefangen hat alles, als ein Bekannter von Andreas Plieninger, einer der drei Köpfe hinter Acrai, auf Bio umstellen wollte. Das Problem mit dem Unkraut ließ sich nicht so einfach lösen. Seither tüfteln Plieninger und seine Kollegen Moritz Mangold und Laurenz Altenmüller an ihrer Idee. Die erste Baustelle sollten Zuckerrüben sein. Sie besuchten Landwirte, nahmen unzählige Bilder ihrer Felder auf, trainierten damit den Algorithmus, programmierten, bauten Prototypen.

Mit dem Preisgeld wollen sie ihren neuesten Prototypen fertigstellen, um bald Kunden zu bedienen. Vorerst als Dienstleistung. Die jungen Männer setzen sich auf den selbstgebauten Schlepper und fahren mit etwa einem Kilometer pro Stunde die Zuckerrübenfelder in der Region ab. "Die Bauern müssen sich keine teure Maschine kaufen, sondern können erst mal testen", sagt Moritz Mangold. Langfristig wollen sie ihren Roboter aber natürlich verkaufen. "Teure Herbizide fallen weg, genauso wie Geld für Saisonarbeitskräfte", ist das Team überzeugt.

Die meisten Geschäftsideen beim IdeAward drehen sich um Nachhaltigkeit oder Kosteneinsparungen. Letztes Jahr beispielsweise wurden unter anderem ein erschwingliches Elektroauto und günstige Probenträger für die Infrarotspektroskopie prämiert. Der zweite Platz ging dieses Jahr aber an ein Team, das einen ganz anderen Fokus hatte: Apicbeam, das sind Christoph Knappe und Daniel Eble. Sie tüfteln für eine bessere Arbeitsatmosphäre in Büros und Sitzungen.

Eine Technik für mehr Kommunikation

Bei der Vorstellung ihrer Idee beschreibt Knappe ein typisches Meeting. Ein Kollege stehe vor einer Powerpoint-Präsentation, alle anderen starren in ihren Laptop, ihr Tablet oder ihr Handy. "Bildschirme sind nur für einen ausgelegt", sagt Knappe. Sie eignen sich nicht gut, um miteinander zu kommunizieren. Die Technik hinke in diesem Bereich hinterher. Die beiden Studenten haben eine Technologie entwickelt, um dreidimensionale, freischwebende Bilder und Videos entstehen zu lassen. Momentan noch in Regenbogenfarben, doch das soll sich bald ändern und bei ersten Pilotkunden getestet werden. Eine Traumvorstellung für jeden Star Wars Fan. Apicbeam fehlt übrigens noch ein Teammitglied für Vertrieb und Marketing.

Forschung: Das Team Apicbeam tüftelte an einer Technologie, die dreidimensionale, freischwebende Bilder ermöglicht.

Das Team Apicbeam tüftelte an einer Technologie, die dreidimensionale, freischwebende Bilder ermöglicht.

(Foto: Robert Haas)

Der erste Platz des IdeaAwards wird dagegen vielleicht bald die Baubranche glücklich machen. Das Kewazo-Team hat einen Roboter entwickelt, der den Gerüstbau revolutionieren soll. Während das Aufbauen des Gerüstes bisher eine sehr aufwendige Arbeit war, bei der viele Arbeiter ständig hin und her laufen müssen und auch eine nicht zu unterschätzende Verletzungsgefahr besteht, sollen Gerüste mit dem Kewazo Roboter in der Hälfte der Zeit aufgebaut werden.

Das intelligente Transport-System soll das Gerüst abfahren und den Materialfluss so konstant halten und die Montage beschleunigen und automatisieren. Ab März will das Team erste Pilotprojekte angehen, die Baubranche habe bisher sehr positiv auf ihre Geschäftsidee reagiert, sagt Sebastian Weitzel, einer von sechs Teammitgliedern. Der Markt sei außerdem daran gewöhnt zu kaufen. Das Preisgeld helfe ihnen die Zeit zu überbrücken, bis die ersten Einnahmen kommen.

Forschung: Den Gerüstbau will das Team Kewazo revolutionieren.

Den Gerüstbau will das Team Kewazo revolutionieren.

(Foto: Robert Haas)

Für diesen Sprung von der Idee zur Praxis setzt sich die Zeidler-Forschungsstiftung im Rahmen des Awards ein. "Wenn die eigenen Mittel aufgebraucht sind und die großen Töpfe noch nicht in greifbarer Nähe sind, wollen wir helfen", betonen die Stiftungsmitglieder. Auch die Bewertungskriterien erklären sie. Bewertet wird demnach anhand von drei Fragen. Wie innovativ ist die Idee? Gibt es einen Markt dafür und wie ist die Wettbewerbssituation?

In einem Jahr werden die Gewinner wieder auf der Bühne stehen und erzählen, wie weit sie in dem Jahr gekommen sind. "Heute wollen wir aber erst mal feiern", findet zumindest das Team der Unkrautfeinde von Acrai.

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