Forggensee:Eine Wüste vor Neuschwanstein

Wegen Bauarbeiten am Staudamm bleibt der Forggensee bei Füssen leer. Der Anblick ist ein bisschen traurig und faszinierend zugleich.

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Trockenen Fußes über den Forggensee

Quelle: dpa

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Er ist immerhin der fünftgrößte See Bayerns und flächenmäßig mit 15,2 Quadratkilometern der größte Stausee in Deutschland: der Forggensee im sogenannten Königswinkel im bayerischen Allgäu, am Fuße des Schlosses Neuschwanstein, das hier im Hintergrund zu sehen ist. Wenn solch ein See verschwindet, leidet die ganze Region. Im Winter ist es normal, dass der Forggensee abgestaut wird, um im Frühjahr das Wasser der Schneeschmelze aus den Bergen aufnehmen zu können.

Bad im kalten See

Quelle: SZ

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Im Sommer war er bislang stets gut gefüllt, ein ganz normaler See also mit Schifffahrt, Seglern, Fischern, Badegästen und Touristen, die sich an der schönen Landschaft erfreuen - wie der Mann auf dem Bild aus dem Jahr 2015.

In diesem Jahr allerdings wird es im Sommer entweder gar keinen Forggensee geben, nur einen kleinen oder einen, der nur wenige Wochen existiert. Weil der Staudamm marode ist und saniert werden muss. Für das Tourismusgewerbe in der Region ist das eine Katastrophe.

Trockener Forggensee

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Der Forggensee ist kein natürlicher See, das lässt sich schon an seinem zweiten Namen, Speicher Roßhaupten, erkennen. Er dient einerseits zur Regelung der Stromerzeugung in den zahlreichen Lech-abwärts gelegenen Staustufen und andererseits als Rückstaubecken, wenn die Schneeschmelze beginnt und im Frühjahr der Sommerregen einsetzt. Heuer ist alles anders.

Die Staustufe Roßhaupten, die in den Fünfzigerjahren am Nordende des heutigen Seebeckens errichtet wurde und mit ihren Turbinen rund 48 000 Haushalte mit Strom versorgt, fällt gewissermaßen aus. Die Uniper Kraftwerke GmbH, Betreiber der Turbinenanlagen, muss die Talsperre Roßhaupten sanieren, die Folge: Wüste.

Trockener Forggensee

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Sogar Baumstümpfe tauchen am freigelegten Seegrund auf.

Forggensee kann nicht aufgestaut werden

Quelle: dpa

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Derzeit werden von Juniper gezielt Zement-Injektionen in den Dammuntergrund eingebracht. Diese erste Phase der Arbeiten soll bald beendet sein, erst danach kann ein Zeitplan für die Flutung des Sees erstellt werden, weil geprüft werden muss, ob das Stauwerk auch hält. Momentan entspricht der Wasserstand eher dem einer größeren Pfütze.

Abgelassener Forggensee

Quelle: Stefan Puchner/dpa

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Für alle, die vom Tourismus abhängen ist es ein Problem, nicht zu wissen, wie lange die Arbeiten dauern und welche Maßnahmen sonst noch nötig sein werden. Normalerweise ist der Forggensee jedes Jahr vom 1. Juni bis jeweils zum 15. Oktober tatsächlich ein richtiger See. Dann sind die Dampfer der Forggenseeschifffahrt unterwegs, der Segelclub Füssen hievt die Boote seiner Mitglieder ins Wasser, die Camper beziehen ihre Stellplätze am Ufer. Ohne See wird das schwierig.

Goldener Oktober im Süden

Quelle: dpa

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So sah der See noch im Oktober aus, die Stege reichten wirklich bis ans Wasser und ragten nicht in eine trockene Fläche hinein. Auf den Besucherstrom zum Schloss Neuschwanstein wird sich der leere See nicht auswirken - das Märchenschloss ist die meistbesuchte Attraktion in Deutschland.

Aber nach Neuschwanstein fahren meist nur Tagestouristen. Für die Hoteliers, Vermieter von Ferienwohnungen und Campingplatzbetreiber in Füssen und Umgebung wird 2018 deshalb ein unkalkulierbares Jahr. Auch den Betreiber des Festspielhauses in Füssen, der das ambitionierte Projekt nach einigen Pleiten erst im vorigen Jahr übernommen hat und versucht, dort neues Leben einzuhauchen, dürfte nicht begeistert sein.

Trockenen Fußes über den Forggensee

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Trotz aller Sorgen kann Füssens Tourismus-Chef Stefan Fredlmeier der Situation aber auch etwas Positives abgewinnen. "Das gibt's nur alle 60, 80 oder 100 Jahre, dass der Forggensee im Sommer trocken liegt."

Tatsächlich lassen sich in der Trockenperiode am Seegrund Dinge ausmachen, die sonst nur im Winter im abgestauten See offenliegen. Die Via Claudia Augusta zum Beispiel, die alte Römerstraße, taucht sozusagen wieder auf. Oder die Fundamente der Weiler, die einst bei der Flutung des Sees untergegangen sind. Forggen etwa, das dem See seinen Namen gegeben hat.

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Quelle: Christian Rost

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Die Touristen allerdings sehen vor allem - nichts. Einige kommen genau darum an den See, andere suchen sich ein alternatives Ziel für den diesjährigen Urlaub.

© SZ.de/Chro/infu/vewo
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