Bilanz des MVV-Abschiedstrinken:28 Randalierer, 230.000 Euro Schaden

Vor Weihnachten werden die ersten Strafanzeigen verschickt: Nach der Randale beim MVV-Abschiedstrinken hat die Polizei 28 Beschuldigte ausgemacht. Auf sie könnten hohe Schadenersatzklagen zukommen. Die polizeilichen Ermittlungen sind allerdings noch lange nicht am Ende.

Susi Wimmer und Marco Völklein

Nach dem"Abschiedssaufen" in der S-Bahn am 10. Dezember hat die Sonderermittlungsgruppe der Bundespolizei bisher 28 Beschuldigte ausgemacht, die die Züge zum Teil erheblich beschädigt haben. Noch vor Weihnachten werden die ersten Strafanzeigen verschickt. Die Bahn spricht mittlerweile von einem Gesamtschaden in Höhe von 230.000 Euro. Die Polizei prüft nun, ob sie die beiden Veranstalter, die via Internet zur Party auf der Stammstrecke aufgerufen hatten, in Regress nehmen kann.

Am Tag nach der S-Bahn-Randale hatte die zehn Mann starke Ermittlungsgruppe die Arbeit aufgenommen. Die Beamten der Bundespolizei sichteten das Videomaterial aus den Überwachungskameras, holten beispielsweise Jugendbeamte hinzu, die auf den Aufnahmen den ein oder anderen "Bekannten" entdeckten. Diese wiederum benannten Freunde, die mit dabei waren, und so vernahm die Polizei bisher 50 Flashmob-Gäste. 28 von ihnen, alle im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, wurden angezeigt. Auch an sie wird die Bahn mit Schadenersatzforderungen herantreten. Laut S-Bahn-Chef Bernhard Weisser will der Konzern damit auch abschrecken, damit "zukünftig derartige Ereignisse verhindert werden".

Die polizeilichen Ermittlungen sind allerdings noch lange nicht am Ende: Videosichtungen und Vernehmungen laufen weiter. Zudem wurden alle tatrelevanten Daten im Internet gesichert, hier werden die Ermittler prüfen, ob etwa Aufrufe zu Straftaten eingestellt waren.

Was als harmlose Party gedacht war, uferte durch die Massenwirkung von Facebook aus: Diese Erfahrung hat die Polizei bereits bei diversen Facebook-Aufrufen gemacht. Auch das "Abschiedssaufen" sollte eigentlich ganz anders laufen: Ein 25-Jähriger aus Gröbenzell und sein 29-jähriger Freund aus dem Kreis Fürstenfeldbruck hatten via Netz eingeladen. Begossen werden sollte der letzte Abend in den S-Bahnzügen vor dem Alkoholverbot, das am 11. Dezember in Kraft trat. Zwischen Ostbahnhof und Hackerbrücke wollte man friedlich hin und her pendeln und bis Mitternacht feiern. Doch die Party eskalierte. "Diese Auswüchse wollten wir nicht", sagten die beiden Veranstalter in der Polizeibefragung später. Sie distanzieren sich von den Delikten, bestätigt Berti Habelt, Pressesprecher der Bundespolizei.

Gegen 22.30 Uhr lief die Veranstaltung mit rund 2000 Teilnehmern aus dem Ruder: Leuchtstoffröhren in der Bahn wurden zerschlagen, Scheiben zersplittert und verschmiert oder Deckenverkleidungen heruntergerissen. An manchen Haltestellen versuchten die Flashmob-Teilnehmer, die Türen der Züge gewaltsam zu öffnen und zerstörten dabei die Türschließmechanismen.

Am Ende der Nacht standen 65 beschädigte S-Bahnzüge in der Bahnwerkstatt in Steinhausen. Anfangs sprach die Bahn von einem Schaden von 100 000 Euro. Allerdings mussten in der Folge Züge verkürzt werden, einige fielen aus, es kam zu Verspätungen im S-Bahnverkehr. Gesamtschaden: 230 000 Euro. Die Bundespolizei hatte sogar Verstärkung aus anderen Städten angefordert. Zu den Einsatzkosten äußert sie sich nicht.

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