Flugzeug der Zukunft:"Fenster haben wir nur in den Türen eingeplant"

eRay

Leichter, leiser und bis zu 64 Prozent weniger Treibstoff schluckend: das ultra-effizente Passagierflugzeug "eRay".

(Foto: DLR)

Das Flugzeug der Zukunft hat fast keine Fenster: Mit dieser Idee haben vier Studierende der TU München einen Wettbewerb von Nasa und DLR gewonnen.

Interview von Sabine Buchwald

Vier Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben die deutsch-amerikanische Design-Challenge von Nasa und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewonnen. Das Münchner Team mit Alexander Frühbeis, Isa Held, Artur Usbek und Patrick Sieb stellte vor Kurzem in Washington seine Ideen für das ultra-effizente Passagierflugzeug "eRay" vor: leichter, leiser und bis zu 64 Prozent weniger Treibstoff schluckend. "Wir denken, das wird in der Zukunft möglich sein", sagt Patrick Sieb, 25, Masterstudent der Luft- und Raumfahrttechnik.

SZ: Herr Sieb, haben Airbus oder Boeing schon bei Ihnen angerufen?

Patrick Sieb: Das wäre eine große Überraschung gewesen. Die haben ihre eigenen Entwicklungsingenieure. Ich denke aber, dass sie sich anschauen, was wir da gemacht haben.

Ein Flugzeug fast ohne Fenster.

Fenster haben wir nur in den Türen eingeplant, das spart etwa acht Prozent vom Rumpfgewicht und hilft, den Treibstoffverbrauch zu senken.

Sie nehmen den Passagieren den Blick übers Wolkenmeer.

Das fensterlose Design trägt dazu bei, unseren Planeten zu bewahren. Dafür verbauen wir virtuelle Fenster, zudem haben wir ein Innenraumkonzept mit großen Bildschirmen und angenehmen Lichtquellen.

Was haben Sie besser als Ihre Mitstreiter gemacht?

Wahrscheinlich der gute Mix aus Innovationen, die realistisch umsetzbar sind. Es ist ja nicht alles neu erfunden, aber wir haben sie passgenau aufeinander abgestimmt. Außerdem hat uns die Universität sehr gut unterstützt.

Was war Ihr Ansatz?

Wir haben uns die Entwicklung der Weltbevölkerung angeschaut und zusätzlich globale und europäische Trends analysiert. Dann haben wir uns gefragt, wie ein Flugzeug im Jahr 2045 beschaffen sein muss. Wichtig in der Region München ist zum Beispiel: minimaler Lärm bei Start, Landung und Handling, außerdem möglichst wenig Emissionen.

Das gilt auch für andere Großstädte.

Genau. Jeder möchte reisen, aber keiner will Fluglärm haben. Die Fluggesellschaften wollen weiter wachsen, gleichzeitig gestaltet sich der Ausbau von Flughäfen schwierig, also werden die Nachtruhen kürzer werden.

Schlaf adieu.

Das muss nicht sein. Deshalb setzen wir in unserem Konzept konsequent auf ein leises Design. Normale Triebwerke und die Klappen am Flügel hört man in Bodennähe, daher verwenden wir ein Hybridsystem und nehmen Batterien mit. Vom Start bis in 2000 Metern Höhe fliegen wir rein elektrisch. Auch der Landeanflug ist ab 2000 Metern wieder 100 Prozent elektrisch. Und es werden leise Klappen verwendet. Das minimiert den Lärm.

Im Himmel gibt es aber keine Steckdosen.

Die Batterien werden selbst während eines kurzen Fluges auf Reiseflughöhe wieder vollständig aufgeladen.

Wie geht es nun weiter für Sie?

Wir werden weiter daran arbeiten und sind sicher, in kommenden Flugzeuggenerationen Teile unseres "eRay" wiederzusehen. Damit erhoffen wir uns, die Zukunft der Luftfahrt positiv mitzugestalten.

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