Flughafensicherheit:Hinterher ist man immer schlauer

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Am Airport kam es jüngst vermehrt zu Abfertigungsstopps. Die Vorfälle entpuppten sich letztlich stets als harmlos

Von Martin Bernstein

Schon der Blick auf den Abflugplan des Münchner Airports zeigt, was dort am Mittwochabend los war. Von 20.55 Uhr geht erst einmal nichts mehr an Terminal 2. Schuld an diesem dritten Abfertigungsstopp binnen zehn Wochen ist erneut ein Passagier, der sich seine eigenen Regeln macht. Ein Mann, soeben aus Barcelona gelandet, verläuft sich auf dem Weg zum Ausgang. Dann öffnet er per Nottaster eine alarmgesicherte Tür, die nur für Notfälle und für das Flughafenpersonal vorgesehen ist, und versucht sich einen eigenen Weg nach draußen zu bahnen. Kurz vor 21 Uhr wird Alarm ausgelöst, Bundespolizisten schwärmen aus, um den Irrläufer zu suchen. Bis ihnen das auch mit Hilfe von Videoaufzeichnungen gelingt, bis der München-Besucher mittleren Alters identifiziert und als ungefährlich eingestuft ist, muss die gesamte Abfertigung am Terminal 2 gestoppt werden. Sicherheits- und Passkontrollen werden geschlossen, laufendes Boarding wird eingestellt. Nach knapp 30 Minuten kann die Bundespolizei Entwarnung geben.

Der Abfertigungsstopp, sagt Bundespolizeisprecher Christian Köglmeier, "war unumgänglich, da zu diesem Zeitpunkt eine Gefährdung für die Luftsicherheit nicht ausgeschlossen werden konnte". Schnell war der Verursacher aufgespürt. "Wohl in der Hektik", so Köglmeier, hatte der ortsfremde Fluggast die alarmgesicherte Tür geöffnet. Ihm pressierte es wohl - ein Abholer erwartete ihn am Ausgang. Nach Auswertung aller Begleitdaten konnten die Beamten eine Gefahr ausschließen. Seitens der Bundespolizei muss der Verursacher des Zwischenfalls jedenfalls nicht mit weiteren Maßnahmen rechnen.

Immer wieder werden ähnliche Zwischenfälle gemeldet - nicht nur in München. Insider führen das zum einen auf eine erhöhte Wachsamkeit und Sensibilität in Sicherheitsfragen zurück, aber auch auf eine gewisse Ignoranz mancher Fluggäste, was Hinweise und Verbote angeht. Es könnte so einfach sein, sagt etwa Bundespolizist Köglmeier: "Wenn an einer Tür 'Bitte nicht öffnen' steht - dann sollte man sie halt auch nicht aufmachen." Der vermeintlich kürzere Weg kann jede Menge Ärger einbringen - und für andere Passagiere lange Wartezeiten.

Erst am 26. September waren zwei ankommende Passagiere auf dem Weg von ihrem Ankunftsgate zur Gepäckausgabe umgekehrt, "an einem Punkt, wo das normalerweise nicht mehr geht", wie ein Flughafensprecher damals sagte. 50 Minuten lang musste deshalb die Abfertigung gestoppt werden. Am 28. Juli, pünktlich zum Beginn der Sommerferien, war eine Frau durch den Sicherheitscheck gegangen, ohne kontrolliert worden zu sein. Die Sperre dauerte damals mehrere Stunden, 330 Flüge mussten annulliert werden. Ein Mann, der im Juni 2013 auf dem Weg zum Gepäckband verbotenerweise umgekehrt war, konnte nie identifiziert werden, ebenso wenig ein Mann, der im Januar 2010 mit einem Laptop durch die Sicherheitskontrolle ging. Im Mai 2014 verlor ein Passagier, der nach Griechenland wollte, die Orientierung und lief durch einen Notausgang in den Sicherheitsbereich. Die Polizei räumte damals Modul A im Terminal 1 und holte die Passagiere aus fünf Flugzeugen, darunter auch den Verursacher.

Im Nachhinein stellten sich diese Zwischenfälle als harmlos heraus. Weitaus dramatischer war die Szene, die sich am Donnerstag vor einer Woche am Terminal 2 abspielte. Ein randalierender Hamburger griff zwei Bundespolizisten an und versuchte, einem von ihnen die Maschinenpistole zu entreißen.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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