Sicherheitspanne in Terminal 2:"Das Chaos auch noch permanent zu vergrößern, übersteigt meine Toleranzgrenze"

Sicherheitspanne in Terminal 2: Zehntausende Fluggäste saßen nach der Sicherheitspanne am Münchner Flughafen fest.

Zehntausende Fluggäste saßen nach der Sicherheitspanne am Münchner Flughafen fest.

(Foto: Marco Einfeldt)

Stundenlanges Warten, ohnmächtig werdende Passagiere, verpasste Kreuzfahrten: Wie SZ-Leser das Chaos am Münchner Flughafen erlebt haben.

Zehntausende Menschen sind am Samstag und Sonntag am Münchner Flughafen festgesessen, Grund war eine Sicherheitspanne in Terminal 2. Für viele begann der Urlaub verspätet oder gar nicht, Hunderte mussten auf Klappbetten übernachten. SZ-Leser haben uns geschrieben, wie sie das Chaos erlebt haben.

Christine M. zeigt sich entsetzt über das Chaos:

"Wir standen schon vier Stunden in der Warteschlange am Service Schalter zur Umbuchung. Vor uns eine 85 jährige Britin mit ihrem behinderten Sohn. Ich bin mehrfach in die Lufthansa-Stelle für unbegleitete Kinder und ältere Personen und habe gebeten, dass man die schwer atmende Dame aus der Schlange holt oder ihr zumindest einen Stuhl gibt. Die Frau ist dann kollabiert und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen, wieder fühlte sich ausser den Mitreisenden niemand zuständig. (...) Nur eine Stunde später die fast identische Situation: Eine alte Dame kämpft wieder mit dem Stehen in der Schlange, wieder muss man bitten, einen Stuhl rauszugeben, dieses Mal mit Erfolg. Dafür standen Mütter mit wenige Wochen alten Neugeborenen und kleinen Babies weiter stundenlang in den Schlangen, ohne dass sich jemand kümmert und für alte und Menschen mit Behinderung und Eltern mit Kleinkindern ein gesondertes Warte-Verfahren einrichtet."

Matthias Klein kam wegen der Sperrung nicht von Frankfurt nach München:

"Ich selbst bin gestern um 5 Uhr morgens nach einem langen Flug in Frankfurt gelandet und wollte das letzte Stück nach München noch schnell absolvieren. In München bin ich dann schließlich um 16 Uhr mit dem Zug angekommen."

Jörg Schwarz hat seine Kinder zum Flughafen gebracht, die zu Oma und Opa nach Griechenland flogen:

"Die Auswirkungen von gestern hat man noch in vollem Maße gesehen. Es standen noch viele Klapp- und Feldbetten, Decken, leere und volle Getränkeflaschen herum. (...) Die Kinder einzuchecken erwies sich als Ritterkreuzauftrag. Es erwartete uns, obwohl wir drei Stunden früher da waren, eine 100 Meter lange Warteschlange. Gott sei Dank war das Personal am "Kinderschalter" so freundlich und hat uns dort eingecheckt. Natürlich hat sich der Abflug dann um 1,5 Stunden verschoben. (...) Aber was soll's. Jammern auf hohem Niveau angesichts der armen Leute die am Flughafen übernachten mussten."

Monica H. ärgert sich darüber, dass die Gepäckannahme am Samstagvormittag für den Flug über Zürich nach Rio de Janeiro erst lange nicht und dann nur kurz offen war. So konnten sie und ihre Familie das Gepäck nicht aufgeben - der Flieger startete ohne sie:

"Wir blicken immer auf die Anzeigetafel. Der geplante Abflug von LH2368 verschiebt sich immer wieder. Zwischendurch versuchen wir immer wieder, am Gepäckautomat unsere Koffer abzugeben. Vielleicht wurde doch die Kofferabgabezeit verlängert. Laut Anzeigetafel startet unser Flieger doch erst in mehr als eine Stunde. Aber es kommt immer eine Fehlermeldung, wonach wir uns zum Service-Schalter begeben sollen. Das müssen aber auch andere Hunderte Passagiere tun. Und es gibt nur einen Schalter, durch nur eine Mitarbeiterin besetzt."

Wer erstattet den Schaden? Und geht der Rückflug?

Daniela H. und ihre Kinder stiegen kurzerhand auf den Zug um, als ihr Flug, der sie an die deutsche Nordseeküste bringen sollte, annulliert wurde:

"Wir sitzen auf Koffern: hoffen, bangen, zittern. Die Kinder immer unglücklicher. Irgendwann die Gewissheit. Eine Durchsage folgt: Alle innerdeutschen Flügen werden umgebucht. An vier Schaltern! Die Schlange da schon unendlich. Wir entscheiden uns, selbstständig zum Hauptbahnhof durchzustarten und verbringen die nächsten Stunden eingeklemmt im Gang zwischen Koffern und Kindern. Die stehende Zugfahrt nach Hamburg war kein Spaß. Aber natürlich viel besser als das, was Tausende andere erlebt. Wir starten verspätet und schlecht gelaunt in den Urlaub. Aber hey, wir sind da. Einzige Unsicherheit noch: Der Buchungscode unseres Rückflugs von Hamburg aus existiert auf meinem Lufthansa-Account nicht mehr. Wir fragen uns daher: Kommen wir nächsten Sonntag zurück? Oder wurde unser Rückflug storniert, weil wir den Hinflug nicht angetreten haben?

Der Mann von Ilaria Mattoni wollte am Samstagnachmittag nach Barcelona fliegen:

"Um 13.30 Uhr kam eine SMS, dass der Flug annulliert sei. Auf der Homepage der Lufthansa, auf der es ein extra Thread dazu gab, hieß es, dass nach einer Annullierung eine automatische Umbuchung erfolgen würde. Diese erfolgte aber nicht. Weiter hieß es, man könne die Umbuchung auch online machen. Dies war aber nicht möglich, da man nichts auswählen konnte. Alternativ könne man noch ein Service Center kontaktieren. Hier kam jedoch nur die Durchsage, dass der Service im Moment überlastet sei, und dann wurde man aus der Leitung geworfen. (...) Also begab sich mein Mann zum Flughafen. Dort wartete er von 14.30 bis 23.30 Uhr am Check-in-Schalter. Schließlich erhielt er einen Standby-Platz für die Maschine am Montagmorgen um 6.25 Uhr und sein Gepäck wurde eingecheckt. Kurzes Aufatmen.

Sonntagmorgen ist er um 4.10 Uhr zum Flughafen los. Es gab zehn Plätze, die für Standy-Passagiere reserviert waren. Mein Mann hat keinen Platz mehr bekommen. Gut, nun auf Standy für den nächsten Flug um 9 Uhr. Der Flug ging aber erst um 11.20 Uhr. Mein Mann hatte Glück und konnte mitfliegen.

Thomas F. fragt sich, wer für die Folgen haftet:

"Ich habe meine Kreuzfahrt verpasst und die Airline sagt außergewöhnliche Umstände. Aber der Flughafen oder die Sicherheitsfirma sollten doch regresspflichtig sein."

Udo W. kritisiert den Umgang der Verantwortlichen mit dem Chaos:

"Dass man in so einer Ausnahmesituation natürlich einige Zeit braucht, um das Chaos in geordnete Bahnen zu bringen, ist nachvollziehbar, aber fünf Stunden das Chaos auch noch permanent zu vergrößern, übersteigt meine Toleranzgrenze gegenüber den Verantwortlichen bei Weitem. Spätestens als man entschieden hat, die Sicherheitschecks zu stoppen, hätte jeder Verantwortliche die sofortige Räumung in geordneter Form betreffend der Abflughalle und das Öffnen der Drehtüren veranlassen müssen und nicht fünf Stunden zuwarten dürfen."

Zur SZ-Startseite
Reisende warten im Terminal 2 am Flughafen München.

Chaos zum Ferienstart
:Wie ein kleiner Vorfall den Münchner Flughafen lahmlegen konnte

Weil eine Frau unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt, wird das größte Terminal gesperrt. Am Ende gibt es Entwarnung - doch für Zehntausende Fluggäste ist es da schon zu spät.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: