Münchner Flughafen:Streik geht am Freitag weiter - zum Ferienstart wieder weitgehend normaler Betrieb

Lesezeit: 3 Min.

Am Flughafen München fallen auch am Freitag zahlreiche Flüge aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Der 48-stündige Streik am Freitag setzt sich auch Freitag fort. 1300 Flüge sind annulliert.  Passagiere, die trotzdem reisen, müssen Umwege in Kauf nehmen – oder sehr lange warten.

Von Maximilian Hossner

Der 48-stündige Warnstreik von Verdi am Münchner Flughafen setzt sich auch am Freitag fort. Rund 80 Prozent der Flüge sind seit Donnerstag gestrichen worden, wie der Flughafen auf seiner Homepage mitteilt. Weitere Annullierungen seien nicht auszuschließen. Zum Start der Faschingsferien am Samstag dürfen Reisende dann wieder auf einen weitgehend normalen Betrieb hoffen. „Die Fluggesellschaften werden ihre Flüge planmäßig ausführen“, sagte ein Sprecher des Flughafens. „Wir gehen von einem weitgehend regulären Flugbetrieb aus.“

Derzeit seien gut 800 Flugbewegungen geplant. Einige Fluggesellschaften hätten ihre Passagiere teilweise auf Samstag umgebucht und wollten auch größere Flugzeuge einsetzen. Verdi bestreikt derzeit nicht nur den Münchner Flughafen: Auch bei der Post sind an diesem Freitag 2000 Beschäftigte in 100 Zustellstützpunkten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

Am Donnerstag sind manche Fluggäste trotz Ankündigung vom Streik überrascht. Ratlose Gesichter sind am Terminal 2 des Münchner Flughafens zu sehen, Familien, die um ihre Gepäckwagen herumstehen, und Passagiere, die unschlüssig auf die Anzeige starren, die die Annullierungen bekannt macht.

Wie Stefan Jäger und Vivien Küller. Die beiden sind am Donnerstag zum Flughafen gekommen, um nach Budapest zu fliegen. Vom Streik wussten die beiden nichts. Nun warten sie am Terminal 1 auf weitere Informationen. „Ich hoffe, dass ich morgen nach Budapest fliegen kann“, sagt der 57-Jährige. An diesem Donnerstag werden sie wohl erst mal zurück in ihre Münchner Wohnung fahren.

Stefan Jäger und Vivien Küller wollten einen Direktflug nach Budapest nehmen. (Foto: Marco Einfeldt)

Voll ist es in den Terminals nicht. Die meisten Passagiere hätten sich auf den Streik eingestellt, sagte ein Flughafensprecher. Die Fluggesellschaften hatten vorab auf den Streik reagiert und schon am Mittwochabend Flüge annulliert, bevor der Warnstreik überhaupt begonnen hatte.

Auf einer Bank sitzen zwei Kinder, daneben stehen ihre Großeltern: „Eigentlich hätten wir um 12 Uhr einen Direktflug nach Malaga gehabt“, sagt das Paar. Nun müssten sie erst nach Zürich fliegen, und von dort nach Malaga. „Wir mussten sehr früh heute aufstehen“, sagt die Frau.

Frustriert ist auch ein Brite, der sich auf einer Geschäftsreise befindet. Er wollte von München nach Manchester fliegen, nonstop mit der Lufthansa, und buchte wegen einer Verletzung am Bein besondere Sitze. Sein Direktflug fällt nun aus. „Sie haben mir eine Alternative gebucht, ohne nach meinen Präferenzen zu fragen“, berichtet er. Jetzt führt ihn ein Flug zunächst nach Frankfurt, dort muss er nach Paris umsteigen und dann erneut einen Flug nach Manchester nehmen. „Ich muss an zwei Flughäfen umsteigen, und das mit einem verletzten Bein und viel Gepäck. Es ist ein Albtraum.“

Verdrossen wirkt auch Amano, der mit seiner Hündin Hannah in der Nähe des Service Centers der Lufthansa sitzt. Eigentlich wollte er heute einen Flug zurück in seine japanische Heimatstadt Osaka nehmen. Doch wegen des Streiks muss er nun tagelang in München ausharren: Erst am 3. März gehe jetzt sein Flug, sagt der 60-Jährige. Bis dahin sei er in einem Hotel in der Nähe des Flughafens untergebracht. Seinen Leihwagen in Osaka musste er stornieren, was zusätzlich Geld koste. Und nach Sightseeing ist ihm auch nicht zumute: „Ich habe absolut keine Lust, mir München in der Zeit anzugucken“, sagt er.

Eigentlich waren an beiden Tagen am zweitgrößten deutschen Flughafen jeweils rund 830 Starts und Landungen geplant. Von diesen würden nun jeweils etwa 100 stattfinden, sagte der Sprecher. Gestrichen wurden die Flüge laut FMG nicht vom Flughafen, sondern von den Airlines. In absoluten Zahlen bedeutet eine Streichung von 80 Prozent der Flüge, dass an den beiden Tagen voraussichtlich mehr als 1300 Maschinen nicht wie vorgesehen starten oder landen werden.

Einige Passagiere sind trotz des Streiks zum Münchner Flughafen gekommen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Fluggesellschaften sind an der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst gar nicht beteiligt, werden nun jedoch in Mitleidenschaft gezogen. Verdi hat die im öffentlichen Dienst beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafens sowie die Bodenverkehrsdienste zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Damit will die Gewerkschaft den Druck auf Kommunen und Bund erhöhen. Die Gewerkschaften wollen ein Lohnplus von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich durchsetzen. Außerdem möchten die Gewerkschaften drei zusätzliche freie Tage aushandeln.

Wichtigste Fluggesellschaft in München ist die Lufthansa. Die bayerische Landeshauptstadt ist neben Frankfurt eines der beiden Drehkreuze des Unternehmens für den weltweiten Flugverkehr. „Es wird an beiden Tagen zu Verspätungen und weitreichenden Streichungen auf allen Flügen der Lufthansa Group Airlines von und nach München kommen“, sagte eine Sprecherin. „Ziel ist es, am Samstag nach Streikende möglichst schnell zu einem stabilen Flugplan zurückkehren zu können.“ Das Unternehmen hat einen Sonderflugplan aufgestellt. Die Lufthansa sei nicht Tarifpartner in dieser Auseinandersetzung, sondern wie viele andere Airlines auch Betroffene.

Der Flughafen appelliert dringend an die Passagiere, sich vorab über den Status ihrer geplanten Flüge zu informieren. Die Lufthansa will die betroffenen Passagiere kontaktieren und bietet kostenlose Umbuchung oder Stornierung an.

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