Münchner Flughafen:Fehler an der Sicherheitskontrolle führte zu Flughafenchaos

Münchner Flughafen: Ein Polizeieinsatz legte das Terminal 2 des Münchner Flughafens ausgerechnet am ersten Sommerferientag stundenlang lahm.

Ein Polizeieinsatz legte das Terminal 2 des Münchner Flughafens ausgerechnet am ersten Sommerferientag stundenlang lahm.

(Foto: Marco Einfeldt)
  • Zum Ferienbeginn in Bayern sind am Münchner Flughafen wegen der vorübergehenden Sperrung eines Terminals knapp 200 Flüge ausgefallen.
  • Eine Frau sei unkontrolliert in den Sicherheitsbereich der Halle eingedrungen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.
  • Inzwischen zeigt sich: Die Sperrung ging auf einen Fehler des Personals an der Sicherheitskontrolle zurück.

Von Kassian Stroh und Christian Simon

Ein Polizeieinsatz am Münchner Flughafen hat am ersten Sommerferientag für einen Abfertigungsstopp gesorgt. Erst nach Stunden wurde der Stopp aufgehoben, inzwischen sind alle Gates wieder offen. Die Schlangen an den Gates verschwinden aber erst langsam. Erst mehr als sieben Stunden nach Beginn des Polizeieinsatzes hoben wieder erste Flieger von den betroffenen Terminals ab.

Nach Auskunft der Bundespolizei wurde um 6.46 Uhr die Abfertigung im Terminal 2 und im dazugehörigen Satellitenterminal gestoppt. Zuvor sei eine Frau unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt, sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen. Wie, das wisse man derzeit noch nicht. Als man diese Information vom Luftamt Südbayern - der für die Sicherheitskontrollen zuständigen Behörde - bekommen habe, habe man den Abfertigungsstopp verhängt. Hinweise auf einen geplanten Anschlag habe es keine gegeben.

Die Sperrung ging auf einen Fehler des Personals an der Sicherheitskontrolle zurück. Die Frau war dort zuerst ordnungsgemäß kontrolliert worden, allerdings wurde ihr Handgepäck, das mit Röntgenstrahlen durchleuchtet wurde, beanstandet - so die Auskunft der Regierung von Oberbayern, zu der das für die Kontrollen zuständige Luftamt Südbayern gehört. Bei dem beanstandeten Gegenstand handelte es sich nach aktuellem Kenntnisstand um eine Flüssigkeit, die sich in einer Tasche von der Größe eines Kosmetikkoffers befand.

Die Frau nahm ihr Handgepäck und ging wieder. Als sie "nach einiger Zeit" ohne dieses Gepäckstück wieder zur Sicherheitskontrolle kam, wurde sie aber nicht erneut kontrolliert, so eine Regierungssprecherin. "Entgegen der klaren Anweisung" habe das Personal keinen Alarm ausgelöst. Die näheren Umstände würden nun aufgeklärt. Die betroffenen Sicherheitskräfte sind Mitarbeiter der Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München (SGM), die "ihren Dienst aktuell nicht fortsetzen", wie die Regierung von Oberbayern mitteilt. Es handele sich "um ein individuelles Versäumnis".

Die Frau wurde bislang nicht gefunden. Womöglich hatte sie bereits ihren Flieger bestiegen, bevor um Viertel vor sieben Uhr alle Abflüge von der Polizei gestoppt wurden. Am Abend teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit, man kenne inzwischen die Identität der Frau.

Knapp 200 Flüge annulliert

Gegen 10.30 Uhr hatte die Polizei den ersten Bereich wieder freigegeben: Die Ebene, auf der sogenannte Schengen-Flüge abgewickelt würden, also innereuropäische, sei wieder zu betreten, sagte ein Polizeisprecher. Für sie würden nun auch die Sicherheitskontrollen wieder aufgenommen. Er gehe daher davon aus, dass die entsprechenden Flüge wieder abgefertigt würden. Auch die entsprechenden Flugzeuge seien, wenn sie von der Polizei durchsucht wurden, wieder zu betreten. Eine knappe Stunde später gab die Polizei dann auch den Bereich für außereuropäische Flüge wieder frei, und gegen 12 Uhr twitterte der Flughafen: "Alle Sicherheitsbereiche in Terminal 2 sind wieder geöffnet."

Laut Flughafengesellschaft wurden bis dahin knapp 200 Flüge annulliert: 104 Starts und 91 Landungen. Darüber hinaus waren mehrere Dutzend Flüge verspätet. Etwa 60 waren mehr als eine halbe Stunde zu spät. Betroffen waren nur die Lufthansa und ihre Partner-Airlines, sie nutzen das Terminal 2 exklusiv. Der Flughafengesellschaft zufolge wird es wegen des Vorfalls auch am Sonntag noch zu Verspätungen und Flugausfällen kommen.

Der Journalist Christian Thiele berichtet vom Flughafen:

Ich bin mit meiner Familie und Freunden auf dem Weg nach Göteborg. Um 7.15 waren wir am Flughafen, vor der Sicherheitskontrolle die übliche Schlange. Ein paar Minuten später die erste Durchsage: "Aufgrund einer polizeilichen Ermittlung sind derzeit alle Abfertigungsschalter geschlossen." Unsere Freunde, die über Brüssel geflogen wären, saßen anderthalb Stunden in der Maschine und mussten dann wieder aussteigen.

Es wird schwüler und schwüler. Die Klimaanlage scheint ebenso überfordert zu sein wie der W-Lan-Zugang. "Können Sie kurz auf meinen Koffer aufpassen, ich muss mir was zu trinken kaufen?", fragt eine Frau. Mein Sohn überlegt laut: "Und wenn da eine Bombe drin ist?" Nach drei Minuten ist die Dame zurück. "Die Schlange war mir zu lang."

Wartende lassen sich in der Nähe der Toiletten nieder, füllen ihre Wasserflaschen auf, lüften ihre T-Shirts. Viele wirken genervt. "Warum gibt uns keiner Bescheid?", geht ein Mann mit Strohhut einen Mann mit Flughafenweste an. Dass das Personal mit Paletten voller Mango-Lassie, Perrier und Cola Zero durch den Terminal zieht, ist leider ein Wunschtraum. Es gibt keine Information. Kein Wasser. Kein Vorwärts. Kein Zurück. Dann eine SMS der Lufthansa. "Ihr Flug ist auf derzeit noch unbekannte Zeit verspätet."

Dann: Ein Mann in blauer Uniform schiebt einen Wagen mit Wasserflaschen durch die Abflughalle. Um 9.35, knapp drei Stunden nach Beginn der Sperrung, die Durchsage: "Für Sie besteht keine Gefahr, bitte verhalten Sie sich ruhig. Wir bitten um Ihr Verständnis."

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