Airport:Satellitenterminal am Flughafen soll erweitert werden

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  • Flughafen-Chef Michael Kerkloh und Lufthansa-Mann Wilken Bormann unterzeichneten am Montag eine Absichtserklärung, das seit 2016 bestehende Satellitenterminal zu erweitern.
  • Mit dem "T-Stiel" wächst die Passagierkapazität des Flughafens auf mehr als 60 Millionen Passagiere pro Jahr.
  • Die Erweiterung soll wie der bestehende "Satellit" Teil von Terminal 2 sein. Er soll zudem höchste Klima- und Umweltziele erfüllen.

Von Dominik Hutter

Dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung des Satellitenterminals planen Flughafen und Lufthansa bereits dessen Erweiterung. Der zum Jahreswechsel ausscheidende Airport-Chef Michael Kerkloh und Münchens oberster Lufthansa-Mann Wilken Bormann unterzeichneten am Montag eine Absichtserklärung, das bestehende Gebäude so zu erweitern, dass pro Jahr bis zu zehn Millionen Passagiere zusätzlich abgefertigt werden können. Der sogenannte "T-Stiel" soll rechtwinklig in Richtung Osten an den 2016 in Betrieb genommenen "Satelliten" angebaut werden.

Details zu dem Neubau, dessen Kosten oder dem Eröffnungsdatum sind noch nicht geplant, mit der Unterzeichnung des Abkommens beginnt erst die Phase der Vorplanung. Klar ist aber: Die Erweiterung soll wie der bestehende "Satellit" Teil von Terminal 2 sein, wo sich auch der Check-In und die Gepäckbänder befinden. Und: Er soll höchste Klima- und Umweltziele erfüllen, damit der Flughafen (ohne Flugzeuge) wie geplant bis 2030 CO₂-neutral werden kann.

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Mit dem "T-Stiel" wächst die Passagierkapazität des Flughafens auf mehr als 60 Millionen Passagiere pro Jahr. Aktuell sind im Erdinger Moos rund 47 Millionen Fluggäste unterwegs. Wie das gesamte Terminal 2 soll auch der Neubau ausschließlich von der Lufthansa und ihren Partnern aus dem Luftfahrtbündnis Star Alliance genutzt werden - die Airline ist zu 40 Prozent an den Gebäuden beteiligt, die restlichen 60 Prozent gehören dem staatlichen Flughafenbetreiber FMG. Dieses Kooperationsmodell ist europaweit einzigartig, Kerkloh wundert sich immer wieder, dass es bislang nirgendwo kopiert wurde. Der "T-Stiel" war bereits beim Bau des "Satelliten" als Option im Gespräch, nun sollen die Pläne konkretisiert werden. Auch die neuen Hallen sollen sich ausschließlich im Sicherheitsbereich befinden und nur von Terminal 2 aus über die bestehende unterirdische Bahn erreichbar sein.

Die Lufthansa verspricht sich von dem Anbau mehr Komfort für ihre Passagiere - es gilt, Busfahrten übers Vorfeld zu vermeiden, und die Passagiere direkt über Fluggastbrücken in ihre Maschine einsteigen zu lassen. Die Kapazität des Hauptgebäudes von Terminal 2 sowie des bestehenden "Satelliten" ist aber bereits nahezu ausgeschöpft. Die Lufthansa stationiert immer mehr Maschinen im Erdinger Moos, darunter zahlreiche Langstreckenmaschinen. Demnächst sollen unter anderem sieben Airbus 380 ihre Heimatbasis in "MUC" haben, dazu kommen 15 der als besonders sparsam geltenden Airbus 350.

Der Ausbau der Passagierkapazität verläuft unabhängig von der Debatte um die dritte Startbahn, die von der Staatsregierung für die laufende Legislaturperiode des Landtags auf Eis gelegt wurde. Zwar lassen sich natürlich die Passagier- und Bahnkapazität nicht komplett entkoppeln - der Ausbau vor allem des Langstreckennetzes der Lufthansa funktionierte in den vergangenen Jahren aber auch ohne den Bau der umstrittenen Piste. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass zu Beginn der Startbahn-Debatte im Schnitt deutlich kleinere Maschinen das Erdinger Moos ansteuerten. Die brauchen viel Kapazität auf den Bahnen und befördern vergleichswenig wenige Passagiere. Mit größeren Flugzeugen lässt sich das System des Flughafens besser ausnutzen. Das ist auch das Geheimnis des Flughafens London-Heathrow, der zwar gut 80 Millionen Passagiere hat, aber ebenfalls nur über zwei Bahnen verfügt.

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Der "T-Stiel" ist aktuell nicht das einzige Ausbauprojekt am Münchner Flughafen. Bereits im Bau ist die Erweiterung von Terminal 1 durch einen aufs Vorfeld ragenden Flugsteig, der die Kapazität des Airports ebenfalls noch einmal steigern wird. 2023 soll dieser Anbau fertig werden. Zusätzlich entsteht im Westen des Flughafengeländes das Innovationszentrum Lab-Campus, dazu kommen neue Parkhäuser, eine neue Brücke über die Zentralallee und der Ausbau des Flughafenzubringers Ost.

Der Flughafen ist aber bereits seit seiner Eröffnung im Mai 1992 immer wieder erweitert worden - obwohl er damals von der Kapazität her noch über ordentliche Puffer verfügte. Anfangs bestand "MUC" nur aus dem heutigen Terminal 1, dem Zentralbereich und natürlich dem Pistensystem, das sich seitdem nur geringfügig verändert hat. 1999 kam das München Airport Center mit seiner spektakulären Architektur von Helmut Jahn hinzu - es führte anfangs, in Richtung Osten, noch ins Leere. An dieser Stelle entstand bis 2003 das Terminal 2, die bislang wohl bedeutendste Flughafen-Erweiterung, die auch die Kooperation zwischen Flughafen und Lufthansa begründet hat. 2016 kam der "Satellit" auf dem östlichen Vorfeld hinzu. Wie es nach Eröffnung des "T-Stiels" weitergehen könnte, ist unklar. Theoretisch wäre ganz im Osten des Flughafens noch Platz für ein drittes Terminal.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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