Neues Milliardenprojekt:Münchner Flughafen soll an ICE-Netz angeschlossen werden

Neues Milliardenprojekt: Mit dem ICE zum Flughafen: Diese Idee hat die Deutsche Bahn nun dem Bundesverkehrsministerium präsentiert.

Mit dem ICE zum Flughafen: Diese Idee hat die Deutsche Bahn nun dem Bundesverkehrsministerium präsentiert.

(Foto: Carsten Koall/dpa)

Die Deutsche Bahn wird mit einer teuren Idee im Bundesverkehrsministerium vorstellig, während für die Sanierung und den Ausbau des Regionalverkehrs viel Geld fehlt. Das erinnert an den gescheiterten Transrapid.

Von Markus Balser und Klaus Ott

Andreas Scheuer von der CSU hat als Bundesverkehrsminister bei der Bahn vor allem zwei Dinge hinterlassen: ein teilweise marodes Schienennetz mit einem amtlich dokumentierten Sanierungsbedarf in Höhe von fast 50 Milliarden Euro und eine ebenfalls fast 50 Milliarden Euro teure Wunschliste für den bundesweiten Ausbau der Bahn. Jetzt, in Zeiten knappen Geldes, wird die Wunschliste an den neuen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) noch länger. Das Staatsunternehmen Deutsche Bahn (DB) hat dem Ministerium nach SZ-Informationen eine Ideenskizze präsentiert, wie sich der Münchner Flughafen an das ICE-Netz anbinden ließe. Die Kosten werden mit fünf Milliarden Euro veranschlagt.

Die Pläne befinden sich allerdings in einem sehr frühen Stadium. Die Finanzierung ist noch völlig unklar und damit auch, ob es wirklich so kommt. Nach einer ersten Einschätzung aus Bahnkreisen würde ein solches Projekt mindestens zehn bis 20 Jahre dauern, auch weil ein neuer Bahnhof am Flughafen gebaut werden müsste. Zuerst hatte der Spiegel über die Pläne berichtet, die zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommen. Die zweite Stammstrecke für die Münchner S-Bahn wird mehrere Milliarden Euro teurer als zuletzt kalkuliert und voraussichtlich erst in 15 Jahren fertig; viel später als gedacht. Das gefährdet viele Ausbaupläne für den Nahverkehr in München.

Die Idee der Bahntochter DB Netz lautet, Fernzüge - vor allem den ICE - aus "allen Himmelsrichtungen" zum Münchner Flughafen fahren zu lassen: aus dem Norden (Hamburg, Berlin und Nürnberg), dem Westen (Köln, Frankfurt und Stuttgart), dem Süden (Zürich und gar Rom) und dem Osten (Wien und Salzburg). Weil die vorhandenen Bahnsteige am Flughafen für Fernzüge allerdings zu hoch und zu kurz sind, und weil der vorhandene Tunnel nur für Regionalzüge zugelassen ist, müsste ein "ICE-tauglicher Flughafenbahnhof" gebaut werden.

Die Ideenskizze enthält auch eine neue ICE-Strecke von München nach Ingolstadt mit Abzweigung zum Flughafen. Und dies, obwohl erst vor rund zwei Jahrzehnten die vorhandene Strecke mit hohem Aufwand für den ICE ausgebaut worden war. Und obwohl in den von Scheuer hinterlassenen Plänen für einen "Deutschlandtakt" auf der Schiene ein Ausbau der vorhandenen Stecke für fast 1,5 Milliarden Euro genannt wird.

Mit den neuen Ideen der Bahn ließe sich der beim Bundesverkehrsministerium eingereichten Skizze zufolge die Fahrzeit zwischen Hauptbahnhof und Flughafen auf 15 Minuten verkürzen. Das erinnert an die Pläne des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für einen Transrapid vom Bahnhof zum Flughafen. Aus diesem Milliardenprojekt wurde dann nichts.

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