Flughafen München:Heftiger Streit um neu eröffnetes Satelliten-Terminal

Satellitenterminal am Flughafen München, 2016

Farbige Leitstreifen weisen im neuen Satellitenterminal am Flughafen München den Weg zu den Gates.

(Foto: Natalie Neomi Isser)
  • Zwischen den Architekten des neu eröffneten Satelliten-Terminals und dem Auftraggeber schwelt ein Streit.
  • Es geht unter anderem um eine Mängelliste mit 300 Positionen, die der Flughafen nach Eröffnung des Terminals vorgelegt habe.

Von Alfred Dürr

Vor zwei Monaten eröffnete der Flughafen sein Satelliten-Terminal mit viel Pomp und Eigenlob. "Wir können Großprojekte", ließen der Flughafen München und die Lufthansa stolz verlauten. Eine Musterlandung habe das Projekt hingelegt: Vier Jahre nach der Grundsteinlegung sei es pünktlich und im Kostenrahmen fertig. Entstanden sei ein "Aushängeschild für den Luftfahrtstandort Deutschland".

Nun trübt sich dieses positive Bild. Hinter den Kulissen wird erbittert über Zeitverzögerungen und Geld gestritten. Der Generalplaner des Satelliten-Terminals, das Münchner Architektenbüro Koch und Partner, erhebt schwere Vorwürfe und ist damit an die Öffentlichkeit gegangen. Für sein Büro zeichne sich eine "wirtschaftliche Katastrophe" ab, sagt Norbert Koch.

Mit dem 650 Millionen teuren Satelliten habe es von Anfang an Probleme gegeben, stellt der Architekt fest. Damit sei man auch mit den Personal- und Honorarkalkulationen für das Büro in Schwierigkeiten geraten. 2008 sei der Generalplaner-Vertrag abgeschlossen worden. Durch Verzögerungen - bedingt durch Vertragsgestaltungsprobleme der beiden Gesellschafter Flughafen München und Lufthansa - habe erst 2010 mit der Genehmigungsplanung begonnen werden können. Der Auftraggeber habe verlangt, dass parallel auch die sogenannte Ausführungsplanung gestartet werden sollte. Konflikte seien damit programmiert. Koch: "So etwas führt zwangsläufig zu Problemen beim Bau."

Ursprünglich habe man den Satelliten schon im Mai 2015 eröffnen wollen. Doch dieser Termin habe erst ein Jahr später stattfinden können, weil nach Kochs Aussage der Bauherr zu spät Aufträge etwa beim Bau der Gastronomiebereiche und Geschäftszonen erteilt habe. Eine Auseinandersetzung über mehrere hundert Änderungswünsche des Bauherrn bei der Errichtung des Satelliten habe dazu geführt, dass die 2012 erteilte Baugenehmigung für den Satelliten nur eine vorläufige ist.

Die Leistungen seien inzwischen vollständig vom Büro Koch und Partner erbracht, aber eine Überweisung von 760 000 Euro an das Architektenbüro sei bis heute nicht erfolgt. Das Landratsamt Erding fordere die Einreichung eines neuen Genehmigungsantrages "zeitnah" nach der Inbetriebnahme des Satelliten. Streng genommen sei bis dahin das neue Terminal ein Schwarzbau.

Eine Mängelliste in Millionenhöhe

Geradezu ein Paukenschlag und Schock sei es gewesen, sagt Koch, als der Flughafen nach Eröffnung des Terminals eine Liste mit 300 Positionen vorgelegt habe, die angebliche Planungsmängel des Generalplaners und seiner Subplaner seien. Wenig später und kurz vor Fälligkeit der aktuellen Rechnung sei eine neue Mängelliste unterbreitet worden, "mit teilweise völlig anderen Inhalten". Diese Mängelliste habe eine finanzielle Größenordnung von 16,4 Millionen Euro gehabt.

Dass es nun im Zusammenhang mit dem Bau des Satelliten zu solchen Verwerfungen zwischen den Planungsbeteiligten kommt, ist bemerkenswert. Denn Architekt Norbert Koch arbeitet seit inzwischen 46 Jahren an Grundsatzplanungen und verschiedenen Bauprojekten für den Flughafen München.

Dabei steht das Terminal 2, das zwischen 1998 und 2003 geplant und realisiert wurde, im Mittelpunkt. Dieses hatte Ende 2011 seine Kapazitätsgrenze von 25 Millionen Passagieren pro Jahr überschritten, deswegen sollte das Satellitenterminal auf der ehemaligen Gepäcksortierhalle errichtet werden, als Erweiterung des Terminal 2. Die architektonischen Gestaltungselemente ähneln sich bei beiden Gebäuden: großzügige, klar strukturierte Flächen mit hellen Farben und Materialien.

Architekt Koch hat einen guten Ruf in der Branche

Norbert Koch, 76, und die Mitarbeiter des Büros sind auf verschiedenen Feldern tätig - vom Kindergarten bis zu großen Verwaltungskomplexen, wie zum Beispiel der Stadtwerke-Zentrale in München. Weitere Projekte sind zum Beispiel die Sanierung des Flughafens Hannover und weitere Flughafenprojekte in Afrika. Koch engagiert sich in verschiedenen Berufsverbänden und hat sich ein hohes Renommee in der Branche erarbeitet. Heute, sagt er mit bitterem Unterton, gehe es bei Projekten wie dem Satelliten nicht mehr um Architektur, "sondern um Abwehr, Rechtfertigung und Verteidigung durch Anwälte".

Der Flughafen und die Lufthansa haben die Vorwürfe des Generalplaners Koch und Partner mit Nachdruck zurückgewiesen. Richtig sei, dass seitens des Bauherren dem Generalplaner Mängelleistungen vorgeworfen würden. Die Regressforderungen beliefen sich auf rund 16 Millionen Euro. Dies wolle man aber nicht öffentlich diskutieren. Völlig absurd sei die Behauptung, bei dem Satelliten-Terminal handele es sich um einen Schwarzbau. Alles sei mit den Behörden abgestimmt. Die Honorarforderungen des Generalplaners seien "vollkommen inakzeptabel".

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