Neubau am FlughafenMünchens neues Tor zur Welt nimmt Gestalt an

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Etwa sechs Millionen Fluggäste sollen von kommendem Jahr an am neuen Flugsteig des Münchner Flughafens landen oder von dort aus ihren Interkontinentalflug starten.
Etwa sechs Millionen Fluggäste sollen von kommendem Jahr an am neuen Flugsteig des Münchner Flughafens landen oder von dort aus ihren Interkontinentalflug starten. (Foto: Marco Einfeldt)

Heute noch Kabel, Staub und Gerüste, morgen schon Cocktailbars, Hightech-Kontrollen und A380-Brücken: Der neue gläserne Steig am Flughafen soll das Reisen komfortabler, schneller und stressfreier machen. Ein Baustellenbesuch.

Von Martin Mühlfenzl

Noch hängen unzählige Kabel aus den unverschlossenen Schächten der Decke. Vor der meterhohen Fensterfront türmen sich Gerüste und unzählige Bauarbeiter in gelben Westen wirbeln Staub am Boden auf. Doch bereits in etwa einem Jahr sollen sich hier Passagiere bei einem Cocktail oder Snack vollkommen entspannt auf ihren Interkontinentalflug in die Vereinigten Staaten oder nach Asien einstimmen: In Münchens neuem gläsernen Tor zur Welt - dem etwa 360 Meter langen Flugsteig, der derzeit an der Westseite des alten Terminal 1 am Flughafen Franz Josef Strauß entsteht.

Am Donnerstagnachmittag hat sich der Mann bei einem Rundgang durch das spektakuläre Gebäude einen Überblick über den Fortschritt der Bauarbeiten gemacht, der maßgeblich an der Finanzierung des Projekts beteiligt ist: Bayerns Finanzminister und Aufsichtsratsvorsitzender des Airports Albert Füracker. Für den CSU-Politiker ist der nahezu 700 Millionen Euro teure Flugsteig nicht nur „ein ganz besonderes Bauwerk“, er soll sich künftig auch zu „Bayerns Tor zur Welt“ entwickeln.

Der Eintritt in das wohl modernste Terminal Deutschlands wird künftig über die mehr als 30 Jahre alten Hallen des Terminal 1 erfolgen; doch auch diese erfahren in dem Bereich vor dem neuen Flugsteig derzeit eine Modernisierung. Über Rolltreppen gelangen die Fluggäste von dort aus in den Sicherheitsbereich. Auf drei Ebenen durchlaufen die Passagiere die notwendigen Kontrollen des Gepäcks und der persönlichen Daten. Die Gepäckförderbänder sind bereits aufgebaut - Gesamtprojektleiterin Katrin Hennig erläutert bei dem Rundgang, dass es sich dabei um die „modernsten Sicherheitskontrollschleusen mit der neuesten Technik“ handelt, die insbesondere auch für die Passagiere vor dem Abflug deutlich weniger Stress mit sich bringen würden. Der neue Flugsteig solle ein Ort sein, an dem sich die Menschen gerne aufhalten, sagt Hennig.

Gemeinsam mit Flughafenchef Jost Lammers und Gesamtprojektleitern Katrin Hennig macht sich Bayerns Finanzminister Albert Füracker (von links) ein Bild von den Fortschritten am Bau des neuen Flugsteigs.
Gemeinsam mit Flughafenchef Jost Lammers und Gesamtprojektleitern Katrin Hennig macht sich Bayerns Finanzminister Albert Füracker (von links) ein Bild von den Fortschritten am Bau des neuen Flugsteigs. (Foto: Marco Einfeldt)

Vor allem aber soll das neue Terminal einer Entwicklung Rechnung tragen, die München zu einer der wichtigsten Drehscheiben im europäischen Flugverkehr macht: Die Zahl der Interkontinentalflüge nimmt stetig zu. Derzeit, erläutert Jost Lammers, Vorstandsvorsitzender der Flughafen München GmbH, würden von München aus jede Woche etwa 360 Flugzeuge zu Langstreckenflügen abheben - Tendenz steigend. Und das neue Terminal soll diese Kapazitäten noch einmal deutlich erhöhen: um etwa sechs Millionen Fluggäste jährlich zu den gegenwärtig bereits etwa 40 Millionen Passagieren, die im Erdinger Moos starten oder landen. Damit hat der Münchner Airport zwar noch nicht den Rekordwert der Vor-Corona-Zeit von nahezu 50 Millionen Fluggästen im Jahr 2019 erreicht, wächst aber seit wenigen Jahren wieder kontinuierlich bei der Zahl der Passagiere.

Die Pandemie aber hat nicht nur das weltweite Fluggeschehen teilweise komplett zum Erliegen gebracht, sondern auch die Fertigstellung des neuen Terminals, das Finanzminister Füracker angesichts dessen Bedeutung als „kleinen Airport“ bezeichnet, verzögert. Nun rechnet Flughafenchef Lammers mit einer Inbetriebnahme noch im ersten Halbjahr 2026.

Hell und einladend soll der neue Duty-Free-Bereich im Anbau des Terminals 1 gestaltet werden, wie dieses Plakat zeigt.
Hell und einladend soll der neue Duty-Free-Bereich im Anbau des Terminals 1 gestaltet werden, wie dieses Plakat zeigt. (Foto: Marco Einfeldt)

Wer die Sicherheitskontrollen im neuen Flugsteig hinter sich gebracht hat, erreicht den „zentralen Marktplatz“, wie Projektleiterin Hennig die lichtdurchflutete Halle nennt. Hier werden auf mehreren tausend Quadratmetern die neue Lounge, ein Duty-Free-Bereich, ein sogenannter hybrider Aufenthaltsraum sowie vier Gastro-Zonen entstehen – mit bayerischer und internationaler Küche, so Hennig. „Das soll ein Ort zum Verweilen und zum Konsumieren sein“, sagt sie. Dahinter erstreckt sich mehrere hundert Meter lang der Durchgang zu den gläsernen Fluggastbrücken, die Tentakeln gleich bereits weit in das Flugfeld hinausragen. Zwölf kleinere Flugzeuge können dort zeitgleich andocken - oder sechs größere wie der A 380, der bereits ab dem kommenden Jahr noch häufiger vom nahen Besucherberg des Airports von Planespottern bestaunt werden kann.

Noch ragen im neuen Flugsteig Baugerüste meterhoch auf.
Noch ragen im neuen Flugsteig Baugerüste meterhoch auf. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Lammers stellt die Fertigstellung des neuen Flugsteigs für den Airport München einen „Quantensprung“ in der Entwicklung dar, der in Zukunft noch weitere internationale Airlines nach München locken kann. Und für Fluggäste ein „neues Niveau an Qualität und Komfort“ mit sich bringen soll. Finanziminster Füracker erkennt in dem neuen Terminal einen wichtigen Faktor, um die Wettbewerbsfähigkeit des Großraums München dauerhaft zu stärken. Der Luftverkehrsstandort Bayern, so der Aufsichtsratsvorsitzende, werde mit dem Ausbau dauerhaft gestärkt und Jobs in München und dem Umland würden dadurch gesichert.

Bereits im Oktober soll unter nahezu realen Bedingungen der Betrieb des neuen Flugsteigs getestet werden - vor allem das Boarding und Onboarding an den Fluggastbrücken. An diesen kann das Ein- und Aussteigen der Passagiere künftig parallel ablaufen; die Prozesse sollen dadurch deutlich beschleunigt werden. Und auch Chaos vermieden werden, wie es Passagiere im vergangenen Herbst erlebt haben, als sie teilweise stundenlang vor den Sicherheitskontrollen warten mussten. Allerdings im Terminal 2.

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