Münchner Momente:Ein Traum über den Wolken

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Neu in der Lufthansa-Flotte: die Boeing 787-9, genannt "Dreamliner". Technische Probleme verzögerten die Auslieferung, erst Ende August landete die erste Maschine in Deutschland, die nun auch in München abhebt. (Foto: Hannes P Albert/dpa)

Dank des "Dreamliners" lässt sich der Himmel von München aus nun auf ganz neue Weise erleben, zumindest ein kleines bisschen. Dabei sollte die Maschine ursprünglich ganz woanders landen.

München ist schön, klar. Aber ab und an zieht es die eine oder den anderen dann doch einmal nach anderswo - und sei es auf der Suche nach Kontrasten. Seit diesem Mittwoch bietet sich dafür eine ganz neue, ungewöhnliche Gelegenheit. Wobei bei dieser weniger das Wohin die Attraktion darstellt, als vielmehr das Womit. Die Lufthansa hat eine neue Maschine im Einsatz, die Boeing 787-9, was im ersten Moment vielleicht ein bisschen spröde klingt, aber hinter der Ziffernfolge verbirgt sich der erste Großraumflieger, dessen Rumpf zu einem Großteil aus mit Kohlenstofffasern verstärktem Kunststoff besteht, der pro Passagier pro 100 Kilometer Flugstrecke lediglich 2,5 Liter Kerosin verbraucht und der über extra große Fenster zum Blick in den Himmel verfügt. Ein bisschen euphemistisch wird er auch als "Dreamliner" vermarktet.

München wartet jetzt zwar immer noch auf den zweiten S-Bahn-Tunnel und den ersten Radschnellweg, an die Traumlinie im Himmel ist die Stadt nun aber - zumindest vorübergehend - angeschlossen. Bald soll die in die Ferne schweifen (die 787-9 ist ein Langstreckenjet), noch aber reicht der Traum erst einmal nur bis Frankfurt am Main. Dreimal pro Tag hüpft der große Vogel bis Ende November hin und her, damit Crews und Piloten üben können. Flugzeug-Aficionados, die eher den Meilen-Kontostand als die CO₂-Bilanz im Sinn haben, lässt das unruhig werden. Arg reizt die Gelegenheit, die ja auch tatsächlich eine besondere ist, weil die erste Maschine, die auf den Namen "Berlin" getauft wurde, und ihre vier Geschwister, die bald noch erwartet werden, eigentlich ganz woanders hätten landen sollen: bei Haian Airways, der größten privaten Fluggesellschaft Chinas. Weil die ihre Bestellung nicht abnahm, kam die Lufthansa zum Zug.

Moderne Langstreckenflugzeuge sind gerade schwer zu bekommen, weswegen die Einkäufer schon mal ein Auge zudrücken. Nicht alles, was in Haikou im Norden der Provinz Hainan, wo die ursprünglichen Auftraggeber sitzen, als schick gilt, kommt auch hierzulande so an. Die fabrikneuen Sitze wurden deshalb gleich noch einmal frisch bezogen, Teppiche und Wände auf die Corporate Identity der Kranich-Marke getrimmt. Sechs Wochen dauert so ein Umbau. Der Traum vom Fliegen - selten wurde er so ungewöhnlich wahr.

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