Flughafen München:Anschubhilfe - wie halt überall

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"Umstrittene Starthilfe" vom 8. Februar sowie Leserbriefe dazu vom 17. Februar:

Alle machen es so

Beihilfen-Gewährung und sonstige Unterstützungsleistungen durch die Flughafen München GmbH (FMG) für bestimmte Airlines sind ein diffiziles Thema - und oft falsch bewertet. Falsch ist die Behauptung, in der Champions-League der größten europäischen Flughäfen würde nur der Flughafen München Anschub-Hilfen sowie Rabatte gewähren. Natürlich gibt selbst die Nummer Eins in Europa, London-Heathrow (LHR), Dauerrabatte auf die offiziellen Gebühren. British Airways würde nie akzeptieren, bei mehreren hundert Flugbewegungen täglich gebührenmäßig genauso behandelt zu werden wie Airlines, die LHR nur ein- oder zweimal täglich anfliegen. Für Großkunden wie in diesem Falle British Airways gibt es auf allen Hub-Flughäfen Rabatte, etwa in Form von Kickbacks, was nicht nur im Luftverkehr, sondern generell in der Wirtschaft üblich ist.

Für Europa hat die EU in ihren Beihilferichtlinien für Flughäfen und Luftverkehrsgesellschaften (Nr. 2014 / C 9903) geregelt, dass Anschub-Hilfen mittels Marketing-Unterstützung für neu anfliegende Airlines, bei einer Ausweitung des Angebots durch neue Ziele oder den Umstieg auf größeres Gerät für einen begrenzten Zeitraum rechtens sind, sofern nachgewiesen wird, dass für den Flughafen auch in der Anschub-Phase ein Deckungsbeitrag erwirtschaftet wird. Nach dieser Vorschrift wird auch am Flughafen München verfahren. Die Behauptung, mit einer Summe von 34 Millionen Euro wären 18 000 zusätzliche Flugbewegungen für die Jahre 2013 und 2014 durch Subventionierung eingekauft worden, ist falsch. Flüge werden nicht hinzugekauft, um bei der Zahl der Flugbewegungen nach oben zu verhelfen. Stattdessen müssen Anschub-Hilfen, wie bei der FMG praktiziert, Aussicht auf einen finanziellen Erfolg haben, sonst lohnt sich kein Engagement. Gerald Appelt, München

Es bleibt ein Täuschungsmanöver

Um Auslastung vorzutäuschen, erkauft sich der Münchner Flughafen mit 34 Millionen Euro Subventionen 18 000 Flugbewegungen (2013/2014) und verlegt Kleinflugzeuge sowie schlecht ausgelastete Flugverbindungen in die Spitzenzeiten. Trotz dieser Täuschungsmanöver halten Politiker wie Markus Söder, Thomas Kreuzer oder Erwin Huber an der umstrittenen 3. Startbahn fest, während sich der CSU-Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesentwicklung unter der Leitung von Josef Göppel nicht zum Narren halten lässt. Der spricht sich mit 18:2 Stimmen klar gegen die dritte Startbahn aus und empfiehlt ein bayernweites Flughafenkonzept. Dr. Kerkloh und die Lufthansa ("dritte Bahn ist unabdingbar notwendig") werden versuchen, diese neue Entwicklung als Sturm im Wasserglas herunterzuspielen, aber sie verkennen eine Zeitenwende: Maximalforderungen und Starrsinn haben ausgedient, Flexibilität und gesamtbayerische Perspektiven sind angesagt. Für seine Pünktlichkeit steht der Münchner Flughafen weltweit auf Platz 2. Ein großer Erfolg, aber sicher kein Indiz für fehlende Bahnkapazität - allenfalls ein Trostpflaster für die entschwindende dritte Startbahn. Auch für Dr. Kerklohs Jagd nach mehr Flugbewegungen und bessere Auslastung wäre ein Prädikat angebracht: "Plane hunter". Prof. Dr. Gerhard Müller-Starck, Freising

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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