Flughafen München:Anbau ans Terminal 1 wird größer, teurer und später fertig

München Flughafen

Der Aufenthalt im Terminal 1 soll komfortabler werden, allerdings müssen sich die Fluggäste auch auf längere Wege einstellen.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Die Erweiterung des Münchner Flughafens wird teurer und später in Betrieb gehen als bisher angekündigt.
  • Hauptgrund für die Erweiterung ist eine angestrebte Steigerung der Abfertigungszahlen.
  • Im 95 000 Quadratmeter großen Anbau soll es künftig Bars, Restaurants, Lounges oder gar Wellnessoasen geben.

Von Korbinian Eisenberger

Die anstehende Erweiterung des Münchner Flughafens wird größer und teurer als erwartet. Statt wie bisher von 400 Millionen Euro Gesamtkosten geht die Betreibergesellschaft nun von 455 Millionen Euro aus. Der geplante Anbau ans Terminal 1 solle "frühestens 2023" fertig sein, heißt es in einer Pressemitteilung des Betreibers vom Donnerstag. Vor eineinhalb Jahren hatte die Flughafen München Gesellschaft (FMG) dafür noch das Jahr 2022 genannt. Dem Vernehmen nach wird es also auch länger dauern, bis im erweiterten Teil des Terminals 1 Passagiere in Flugzeuge steigen werden.

Im November 2016 hatte Flughafenchef Michael Kerkloh die Pläne erstmals vorgestellt. Eineinhalb Jahre später steht nun die Entwurfsplanung der Ingenieur- und Architekturbüros - der FMG-Aufsichtsrat hat das Projekt am Donnerstag genehmigt. Den neuen Zahlen zufolge vergrößert sich die gesamte Innenfläche des mehrstöckigen Anbaus an der Westseite nun von 80 000 auf 95 000 Quadratmeter - das entspricht einer Fläche von 13 Fußballfeldern, zwei mehr als vorher. Der Aufenthalt im Terminal 1 soll komfortabler werden, allerdings müssen sich die Fluggäste auch auf längere Wege einstellen.

Hauptgrund für die Erweiterung ist der Rückgang der Passagierabfertigungen. Im Terminal 1, bei der Eröffnung des Münchner Flughafens im Jahr 1992 noch das einzige Terminal, wurden um die Jahrtausendwende jährlich mehr als 23 Millionen Menschen abgewickelt. Seit 2003 ist das Terminal 2 für die Lufthansa und ihre Partnerlinien in Betrieb. Die Passagierzahl im Terminal 1 ist laut FMG mittlerweile auf 15 Millionen pro Jahr gesunken und ohne eine Erweiterung kaum noch zu steigern. Auch wegen der gestiegenen Anforderungen an die Sicherheit, denn zusätzliche Kontrollgeräte nehmen viel Platz weg. Mit dem Anbau erhofft sich der Flughafen nun Kapazitäten für weitere sechs Millionen Passagiere im Jahr, also dann insgesamt 21 Millionen. Gelingen soll das dadurch, dass "bis zu zwölf zusätzliche Abstellpositionen" für Flugzeuge geschaffen werden.

Dass die Erweiterung des Terminals 1 nun deutlich größer wird als im vorvergangenen Jahr verkündet, liegt laut Flughafen an neuen Berechnungen. Die Entwurfsplanung habe ergeben, dass mehrere Geschosse des bisherigen Terminals schon jetzt stärker genutzt würden als angenommen - vor allem durch Geräte, Technikräume und Kontrollmaschinen. Zudem soll der Anbau eine große Kantine für die Flughafen-Mitarbeiter bekommen - ein Detail, das in den Plänen bislang nicht vorkam.

Der Airport im Erdinger Moos war einmal ein Flughafen der kurzen Wege. Architekt Hans-Busso von Busse hatte das Terminal 1 einst so konzipiert, dass der Passagier vom Parkhaus bis zum Flugsteig maximal 250 Meter zu Fuß gehen muss. "Das ist jetzt nicht mehr die Maßgabe bei einem Terminal", teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Welche Distanzen die Fluggäste künftig zurücklegen müssen, ist nicht zu erfahren. Es könne gut sein, dass dies "ein paar Schritte mehr" würden als bisher, so der Sprecher. Es sei aber "kein Riesenthema, was den Zeitaufwand betrifft".

Ein weiterer Grund für den Anbau ist, dass das Terminal auch sonst nicht mehr zeitgemäß sei, wie der Sprecher sagt. Deshalb sollen auf einer Fläche von etwa 7000 Quadratmetern Geschäfte angesiedelt werden. Künftig soll es dort Bars, Restaurants, Lounges oder gar Wellnessoasen geben. "Um den Komfort der Reisenden zu steigern", heißt es von der FMG.

Geschäfte in Flughäfen sind eine rentable Angelegenheit. Die Flughafengesellschaft selbst versteht sich längst nicht mehr als ein Unternehmen, das nur Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung stellt. Mittlerweile erwirtschaftet sie die Hälfte ihres Umsatzes mit dem Betrieb und der Vermietung von Laden- und Gastronomieflächen. Damit die Fluggäste dort mehr Geld lassen, werden sie - zumindest wenn sie von den Modulen A und B aus fliegen - künftig erst durch den Anbau geführt, bevor es zum Gate geht. Es kann also auch für sie länger dauern und teurer werden.

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