Flughafen:Männerfreundschaft zwischen Reiter und Seehofer ebnet Wege

Flughafen: Dieter Reiter und Horst Seehofer verstehen sich offenbar gut.

Dieter Reiter und Horst Seehofer verstehen sich offenbar gut.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Dieter Reiter und Horst Seehofer besprechen die Großprojekte offenbar auf dem kurzen Weg.
  • Konzertsaal, zweite Stammstrecke - in den vergangenen Monaten ist einiges ins Rollen gekommen.
  • Nun steht die Lösung eines weiteren Problems an: des Flughafenausbaus.

Von Dominik Hutter und Christian Krügel

Im Moment des Triumphs gab sich Ministerpräsident Horst Seehofer am Dienstagabend ganz als staatsmännischer Landesvater: Der Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels sei kein rein Münchner Projekt, sondern eines für ganz Bayern, sagte er. Denn schließlich profitiere vor allem das Umland von dem Vier-Milliarden-Projekt, nicht so sehr die Stadt. Insgeheim dürfte sich der Ministerpräsident in diesem Moment aber doch als größter Sponsor seiner Landeshauptstadt gefühlt haben. Und als großer Gönner seines Freundes im Rathaus, Dieter Reiter.

Der Ministerpräsident (CSU) und der Oberbürgermeister (SPD) treffen sich regelmäßig, um sich über Stadt und Land auszutauschen, zum Beispiel eben auch über den erheblichen Investitionsstau in München. Schon bald werden sie sich wieder treffen - um eine Lösung für das nächste Großprojekt zu suchen: den Flughafenausbau.

Welch tatkräftiges Duo sich mit Seehofer und ihm gefunden habe, ließ Reiter Anfang der Woche durchblicken: "Neben dem Projekt Konzertsaal ist der Ausbau der Stammstrecke das zweite große Vorhaben, das nach jahrzehntelanger Diskussion nun realisiert werden wird". In beiden Fällen ging es zwar ohnehin um staatliche Projekte, aber von beiden wird München erheblich profitieren.

Geht es nach dem Willen der Staatsregierung, könnten Seehofer und Reiter nun auch den Bau der dritten Startbahn hurtig beschließen. Nur gibt es da eine Diskrepanz, die die beiden nicht einfach so bei einem Gespräch unter Männerfreunden ausräumen können. Seehofer, die Staatsregierung und die CSU wollen den Ausbau. Reiter zwar grundsätzlich auch, doch der Oberbürgermeister fühlt sich an den Bürgerentscheid von 2012 gebunden, bei dem die Münchner das Projekt mehrheitlich ablehnten.

Also muss Seehofer seinem Freund eine Brücke bauen, über die dieser gehen könnte. Bereits beim nächsten Treffen der beiden, das nach SZ-Informationen für Ende November angesetzt ist, könnte der Ministerpräsident daran zu bauen beginnen. Denn Reiter hatte einen neuen Bürgerentscheid für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich die Zahl der Flugbewegungen am Flughafen über einen längeren Zeitraum signifikant ändert. Der OB will einen echten Bedarf für die Startbahn nachgewiesen haben.

Die Startbahn ist im Rathaus kein vordringliches Thema

Was heißt aber signifikant? In der Staatsregierung gibt es offenbar die Überlegung, genau das gemeinsam mit Reiter zu definieren und damit auch einen Automatismus auszulösen: Wenn eine bestimmte Zahl an Flugbewegungen erreicht wird, schlägt der Oberbürgermeister seinem Stadtrat einen neuerlichen Bürgerentscheid vor. Und wenn dann die Freunde Seehofer und Reiter die Werbetrommel rühren, müsste die Abstimmung diesmal auch zu gewinnen sein. CSU-Strategen haben dafür auch schon den idealen Zeitpunkt ausgemacht: im Frühjahr 2018, also zwischen Bundes- und Landtagswahl.

Ob das so hinhaut, ist allerdings offen. Denn die Startbahn-Befürworter im Rathaus wissen, dass sie nur noch einen Versuch haben - lehnen die Münchner den Flughafen-Ausbau erneut ab, ist das Projekt auf lange Sicht tot. Da wäre es riskant, auf einen Automatismus zu setzen, der die Stimmung in der Bevölkerung völlig außer acht lässt.

Zur Erinnerung: Auch 2012 waren Oberbürgermeister und Ministerpräsident pro Startbahn orientiert. Geholfen hat es nichts. Im Münchner Stadtrat ist denn die Startbahn derzeit auch kein vordringliches Thema. Zwar wächst die Zahl der Flugbewegungen im Erdinger Moos derzeit konstant. Von den Rekordwerten des Jahres 2008 ist man aber noch ein gutes Stück entfernt. Trotzdem hat der Flughafen mehr Passagiere denn je.

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