Flughafen-Ausbau:Münchner Flughafen plant mit sechs Millionen zusätzlichen Passagieren

Flughafen-Ausbau: Viel Platz zum Einkaufen, zum Essen und zum Trinken soll der Anbau ans Terminal 1 bieten.

Viel Platz zum Einkaufen, zum Essen und zum Trinken soll der Anbau ans Terminal 1 bieten.

(Foto: Simulation: BG SSF, SPI, sop, jsk/Flughafen München)
  • Die Betreibergesellschaft des Münchner Flughafens plant einen 400 Millionen Euro teuren Anbau im nördlichen Bereich des Terminals 1.
  • Frühestens 2022 soll der Anbau in Betrieb genommen werden.
  • Die Zahl der Passagiere soll in diesem Bereich von derzeit etwa 15 Millionen pro Jahr um weitere sechs Millionen steigen.

Von Marco Völklein

Wer am Münchner Flughafen vom Terminal 1 aus abhebt, der wird sich vom Jahr 2022 an neu orientieren müssen. Die Betreibergesellschaft plant einen 400 Millionen Euro teuren An- und Umbau im nördlichen Bereich des Terminals in den Modulen A und B. Die Inbetriebnahme des Anbaus ist für frühestens 2022 in Aussicht gestellt - und dann werden auch einige Fluggesellschaften innerhalb des Terminals umziehen.

Bislang belegen unter anderem Air Berlin und British Airways die Module im nördlichen Abschnitt. Sie könnten Platz tauschen beispielsweise mit Air France oder Emirates, die derzeit in den südlichen Modulen untergebracht sind. Das kündigte Flughafenchef Michael Kerkloh am Freitag an.

Die logistische Herausforderung: Umbauen bei laufendem Betrieb

Hintergrund für die ganze Umzieherei ist ein völlig neues Konzept, das sich die Flughafenplaner für das in die Jahre gekommene Terminal ausgedacht haben. Kern dieses Konzepts ist ein 320 Meter langer Anbau, der in etwa auf Höhe des B-Moduls in Richtung Westen an das bestehende Terminal angestückelt werden und bis zu acht zusätzliche Abstellpositionen für Jets bieten soll.

Mit dem Anbau soll die Zahl der im Terminal 1 abzufertigenden Passagiere von derzeit etwa 15 Millionen pro Jahr um weitere sechs Millionen gesteigert werden. Das sei eine Größenordnung, die in etwa der Gesamtleistung des Flughafens in Hannover entspreche, sagte am Freitag Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU), der auch dem Flughafen-Aufsichtsrat vorsitzt. "Wir bauen hier also einen Flughafen im Flughafen." Allein 40 Millionen Euro fließen laut Söder an eine Bietergemeinschaft bestehend aus insgesamt vier Ingenieur- und Architekturbüros, die als Generalplaner für das Projekt fungieren. Sie sollen in den kommenden eineinhalb bis zwei Jahren eine Entwurfsplanung vorlegen, sodass der Flughafenaufsichtsrat spätestens 2018 den Startschuss geben kann. In dem Jahr könnten dann auch die ersten Vorarbeiten auf dem westlichen Vorfeld beginnen.

Dort müssen unter anderem ein bestehendes Kantinenbauwerk sowie eine Großgarage für Vorfeldfahrzeuge dem Neubau weichen. Anschließend kalkulieren die Planer mit einer Bauzeit von etwa vier Jahren. Kompliziert (und damit langwierig) ist das Vorhaben vor allem deshalb, weil die Bauarbeiten unter laufendem Flugbetrieb stattfinden werden. Von einer "logistischen Herausforderung" spricht daher auch der für Infrastruktur zuständige Airport-Geschäftsführer Thomas Weyer.

Nach Ansicht von Flughafenchef Kerkloh entspricht das noch in den Siebzigerjahren geplante Abfertigungsgebäude nicht mehr dem aktuellen Stand. "Heute würde man ein Terminal so nicht mehr planen und bauen", sagt Kerkloh. Damals hatte Architekt Hans-Busso von Busse einen Flughafen der kurzen Wege konzipiert gehabt.

Der Passagier sollte, so Kerkloh, maximal 250 Meter Fußweg zurücklegen müssen vom Parkhaus bis zum Flugsteig. Entsprechend dezentral und mit mehreren gleich ausgestatteten Modulen wurde der Flughafen damals gebaut und Anfang der Neunzigerjahre in Betrieb genommen.

Vom Flughafen der kurzen Wege zum Shoppingcenter?

Mittlerweile allerdings "hat sich die Luftfahrt total verändert", sagt Kerkloh. Die Zahl der Langstreckenflüge sei gestiegen, vor allem aber seien die Anforderungen an die Sicherheit gewachsen. Zusätzliche Kontrollgeräte nähmen viel Platz weg. Deshalb sei auch die Höchstzahl von 23,6 Millionen Fluggästen, die der Airport im Jahr 2001 im "T 1" genannten Gebäude abgefertigt hatte, heute auf keinen Fall mehr zu erreichen, sagt Kerkloh: "Maximal können wir noch ein bis zwei Millionen Passagiere mehr reinbekommen."

Hinzu kommt: Die Flughafengesellschaft selbst versteht sich nicht mehr als ein Unternehmen, das im Rahmen der Daseinsvorsorge eine Infrastruktur vorhält. Vielmehr "müssen wir heutzutage auch Geld verdienen", sagt Weyer. Mittlerweile erwirtschaftet der Airport die Hälfte seines Umsatzes von zuletzt 1,25 Milliarden Euro mit Betrieb und Vermietung von Laden- und Gastronomieflächen. Und deshalb sollen mit dem neuen T 1-Anbau auch etwa 7000 Quadratmeter zusätzliche Ladenfläche entstehen.

Damit die Fluggäste dort mehr Geld lassen, werden sie, zumindest wenn sie von den Modulen A und B aus abfliegen, künftig erst durch den neuen Anbau geführt, um anschließend zum Gate zu kommen. Ein Flughafen der kurzen Wege - das war einmal. Künftig werden viele Passagiere etwas länger unterwegs sein.

Weitere Airlines könnten sich in München ansiedeln

Sicher sind sich Söder und Kerkloh, dass der Erweiterungsbau nötig sein wird. "Der Flugverkehr wird weiter wachsen", sagt Kerkloh. Zuletzt hatten sich Billigflieger wie Transavia im Erdinger Moos niedergelassen. Auch für arabische und asiatische Airlines sei München weiter interessant. Im Aufsichtsrat hätten auch die anderen Gesellschafter (der Bund und die Stadt München) dem Ausbau zugestimmt. Theoretisch möglich wäre, in einigen Jahren oder Jahrzehnten einen ähnlich konzipierten Anbau im südlichen Bereich des T1 anzudocken, beispielsweise auf Höhe der Module D und E. Konkrete Pläne dazu gebe es aber nicht, dimmt Kerkloh solche Spekulationen herunter. "Wir machen eins nach dem anderen", schiebt Söder noch nach: "Der nächste Schritt wird der Bau der dritten Start- und Landebahn." Er setze da auf ein Einlenken der Stadtspitze, die die dritte Piste mit ihrem Veto nach wie vor verhindert. Erst danach sehe man weiter.

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