Süddeutsche Zeitung

Flüchtlingsjunge aus dem Irak:Von Garib fehlt jede Spur

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Von Susi Wimmer

Seit vergangenem Mittwoch ist der dreijährige Garib verschwunden, der Fall beschäftigt im Münchner Polizeipräsidium die Vermisstenstelle. D ie Polizei hat weiterhin keine Hinweise, was es mit dem Flüchtlingsjungen passiert ist, von einem Verbrechen gehen die Ermittler allerdings bislang noch nicht aus.

Garib und sein Vater wurden vergangenen Mittwoch, 28. Oktober, am Abend an der A 99 von einem Schleuser ausgesetzt. Der 44-Jährige und sein Sohn stammen aus dem Nordirak, die Mutter des Buben sei im Irak ums Leben gekommen, erzählte der Vater später. Am Rastplatz Am Hartlholz im Norden von München stiegen die Iraker zusammen mit einer fünfköpfigen Familie aus Syrien aus.

Polizei sucht bundesweit nach dem Jungen

Die Gruppe setzte sich zum Ausruhen in den Wald und zündete ein Lagerfeuer an. Dabei, so der Vater, sei Garib in die Flammen gefallen und habe sich verletzt. Er sei dann alleine losgegangen, um Hilfe zu holen, und habe seinen Sohn bei der syrischen Familie zurückgelassen. An der Aral-Tankstelle in der Ingolstädter Straße 164 entdeckte eine Kassenkraft gegen 21.15 Uhr den Iraker: Er war vor der Eingangstüre zusammengebrochen. Er weinte, rief auf englisch "Dschungel, Baby, Feuer". Der Arm seines Pullovers war angekokelt, erzählte die Frau der SZ.

Tage- und nächtelang durchkämmten Polizisten das Hartlholz, mit Suchhunden, Hubschraubern, Wärmebildkamera. Sie fanden sogar einige Feuerstellen und auch Kleidungsstücke, aber der Vater schloss alle Fundorte und -sachen aus. "Wir haben bundesweit in Flüchtlingseinrichtungen eine Suche nach der syrischen Familie gesteuert", sagt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Ohne Erfolg. Die Angaben des Mannes erscheinen glaubhaft.

Trotzdem will die Polizei nun durch ein Gutachten von einem Psychologen klären lassen, ob der Iraker nach dem Tod seiner Frau eventuell eine posttraumatische Störung erlitten hat.

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Quelle:
SZ vom 03.11.2015
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