Süddeutsche Zeitung

Promi-Tipps für München und Region:Die Woche von Florian Riedl

Der Musiker freut sich in der Woche vom 27. März bis zum 2. April auf Konzerte von Kollegen in München, besonders aber auf seinen Auftritt mit einer Jazzlegende. Ein Gastbeitrag.

Mittlerweile ist die Band wie eine Familie zusammengewachsen und eine feste Größe in der bayerischen Musikszene: Dreiviertelblut um Gerd Baumann und Sebastian Horn versammelt seit Jahren exzellente Musiker um sich. Einer davon ist der Saxofonist Florian, genannt "Flo", Riedl. Riedl, der auch Filmmusik fürs Kino und Fernsehen komponiert, hat aber auch eigene Bandprojekte, von Liquid Loop bis zum Hi-Fly Orchestra, mit dem er auch international erfolgreich ist.

Montag: Schlagfertig

Wer wie ich als Musiker am Wochenende oft beruflich unterwegs ist, für den ist eigentlich Montag Sonntag. Ich starte mit einer Frischzellenkur für Körper und Geist. Und zwar gleich in der Früh im Boxwerk in der Schwindstraße 8. Im Boxwerk, gegründet von Nick Trachte, gibt's weit mehr als "nur" Boxtraining. Denn für den Spaß im Ring braucht es neben Muckis, Technik und Ausdauer auch mentales Training. Ich brauche heute aber einen Kreislauf-Push-up und geh' ins Zirkeltraining. Danach habe ich Probe mit dem Jazzschlagzeuger Charly Antolini, der im Mai stolze 86 Jahre alt wird.

Am Donnerstag darf ich mit ihm in Dresden auf der Bühne stehen, und wir wollen gut vorbereitet sein. Was für eine Ehre für mich, schon seit so vielen Jahren mit dieser Jazzlegende zusammen spielen zu dürfen. Am Abend geht es noch in die Unterfahrt zum "Slide Hampton Project" mit Pianist Joe Haider, gewidmet dem 2021 verstorbenen Locksley Wellington alias Slide Hampton, einem der herausragendsten und einflussreichsten Posaunisten des Jazz. In den Siebzigerjahren leitete Joe Haider zusammen mit ihm eine Band.

Dienstag: Jazz und Indie

Heute ist Kompositions- und Schreibtag. Seit einigen Jahren findet im November das "Progressive Chamber Festival" in der Milla statt, das vor allem Genregrenzen sprengen will: zwischen Klassik und Jazz, Tradition und Avantgarde. Es ist noch ein bisschen Zeit bis dahin, aber die Vorfreude darauf, dieses Jahr mit dabei sein zu können, ist groß. Und es braucht ein bisschen Vorlauf, um zusammen mit meinen wunderbaren Kollegen Chris Gall (Piano) und Christoph Holzhauser (Drums) am Programm herumzutüfteln, das wir dort präsentieren werden. Heute Abend spielt übrigens die US-Indie-Pop-Sängerin Lauren Ruth Ward in der Milla, deren Stimme ein bisschen nach Janis Joplin klingt. Mich zieht es allerdings nochmal in die Unterfahrt. Dort wird heute der New Yorker Saxofonist Lawrence Clark den Laden zum Kochen bringen. Ich freu' mich auf ein tolles Konzert und neue Inspirationen.

Mittwoch: Kulinarisches Paradies

Mittwoch ist Markttag. Ich schlendere vormittags durch mein Viertel zum Bauernmarkt auf dem Mariahilfplatz. Für mich ein kulinarisches Paradies: frisches Gemüse und Obst, leckerer Käse, Fisch, Geflügel, vieles davon regional und in Bioqualität. Und nach dem Einkaufen belohne ich mich dort mit einem knusprigen, warmen Baumstriezl samt Kaffee. Am Abend werde ich mich mit ein paar Freunden auf ein oder zwei Gläschen Wein im "Griabig" in der Stadtmitte hinterm Hofbräuhaus treffen - eine urig gemütliche Weinbar ohne viel Schnickschnack. Dafür aber mit einer ausgezeichneten Weinkarte und leckeren Brotzeitschmankerln, alle regional und bayerisch modern. Mein Favorit: das Tartar-Brot, vielleicht das beste der Stadt.

Donnerstag: Gig in Dresden

Heute geht's sehr früh los nach Dresden zum gemeinsamen Gig mit Charly Antolini. Mit dabei sind die wunderbaren Münchner Musiker Matthias Bubblath (Piano) und Scat-Max Neissendorfer. Einziger Wermutstropfen: Ich kann heute Abend nicht zum Konzert des Munich Composer Collective (MCC) im Schwere Reiter, wo einige tolle Kolleginnen und Freunde von mir ein Genre übergreifendes Ereignis aus Avantgarde, Groove und Improvisation präsentieren werden. Es sind so viele, dass ich sie hier nicht aufzählen kann. Ein Ensemble aus Studierenden und Alumni des Jazzinstituts und der Klassikabteilung der Musikhochschule München, gegründet von Professor Gregor Hübner. Gespielt werden ausschließlich Eigenkompositionen der Bandmitglieder.

Freitag: Kreolische Weltmusik

Freitags steht bei mir, wann immer es geht, auch das Boxwerk auf meinem Plan. Ich mag die Yogastunden, die in den neueren Werkshallen des Boxwerks in der Schwindstraße 14 stattfinden. Die haben sich übrigens auch schon in der Yogaszene herumgesprochen. Danach reicht es gerade noch für einen kurzen Powerdrink in der wirklich gemütlichen "Werkbar" dort. Viel Zeit habe ich nicht, ich muss bald los nach Penzberg. Dort spiele ich heute in der Stadthalle mit meiner Lieblingsband Dreiviertelblut unser neues Album "Plié", das wir im Dezember veröffentlicht haben. Ansonsten wäre ich im Ampere, einer meiner Lieblings-Live-Musik-Clubs, wo heute der kapverdische Multiinstrumentalist Miroca Paris zu Gast ist. Ein absoluter Geheimtipp für Fans kreolisch-portugiesisch-afrikanischer Weltmusik.

Samstag: Jubiläumskonzert

Meine Familie lässt mich Gott sei Dank ausschlafen. Und wenn ich Glück habe, dann überraschen mich meine Kinder mit den super leckeren Croissants und Macrons vom Café Lehmann in der Pilgersheimer Straße 48. Ein ausgedehntes Frühstück wird es heute eh nicht. Ich sitz' schon bald wieder im Dreiviertelblut-Bandbus: Auf nach Miesbach in den Waitzinger Keller. Allen, die nicht dorthin kommen können, empfehle ich das Jubiläums-Konzert der Jazzrausch Bigband in der Muffathalle. Seit inzwischen neun Jahren begeistert diese innovative Combo mir ihren fantastischen Musikern und Musikerinnen das Publikum. Ihre genresprengende Verschmelzung aus Klassik, Techno-Sound und inzwischen auch Tango mit Bigband-Jazz klingt unglaublich wuchtig und raffiniert. Ein Riesenspaß, sie live zu erleben.

Sonntag: Eine Alm in der Stadt

Heute langes und entspanntes Familienfrühstück. Danach geht's raus an die frische Luft! Bis zur schönen Isar-Hochleite ist es nicht weit, dann hinunter zur Isar und vorbei am Tierpark. Gott sei Dank sind meine Mädels aus dem Zoo-Alter raus und freuen sich viel eher auf die versprochenen Pommes. Auf dem Rückweg machen wir nämlich Rast in der etwas versteckten "Isar-Alm". In diesem sau-gemütlichen, ehrlichen und so gar nicht aufgepimpten Biergarten muss man Pommes essen.

Der Münchner Florian Riedl fing seine musikalische Karriere im Landes-Jugendjazzorchester Bayern an, wo er unter der Leitung von Dusko Goykovich und Harald Rüschenbaum Altsaxofon spielte. 2003 absolvierte er sein Musikstudium am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Neben vielen Bandprojekten wie "Liquid Loop", "The Hi-Fly Orchestra" oder dem Jazztrio "Sonic Drei" ist er seit 2017 fester Bestandteil der Band "Dreiviertelblut" von Gerd Baumann und Sebastian Horn, außerdem komponiert und produziert er Filmmusik. Florian Riedl lebt mit seiner Familie in München.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5773054
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/ari/blö
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.