Bühnen-Adaption:Noch einmal mit Gefühl

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"What A Feeling": Veronika Hammer als Alex Owens im Musical "Flashdance". (Foto: Carolin Kasha)

Das Deutsche Theater bringt mit "Flashdance - Das Musical" das Lebensgefühl und einige Hits der Achtziger auf die Bühne.

Von Michael Zirnstein

Vor dem Flashdance erst einmal ein Flashback. Also das, was aufblitzt, wenn man sich an eine bestimmte Zeit erinnert. Für das Jahr 1983 sind das weniger die Uferschwalbe als Vogel des Jahres, die Gründung der Deutschen Aids-Hilfe oder der Start des Bildschirmtextes. Was bleibt, sind Bilder und Klänge der Pop-Kultur, die heute noch auf Ü30- oder nun Ü40-Partys gruselige Nostalgie-Wonne verbreiten: Nena mit Vokuhila und "99 Luftballons", Udo Lindenberg im Ost-Berliner Palast der Republik und ein Album, das Michael Jacksons "Thriller" in den USA von Platz Eins stieß: der Soundtrack zum Tanzfilm "Flashdance".

Davon bleibt vor allem "Flashdance - What A Feeling" kleben, ein One-Hit-Wonder für die Sängerin Irene Cara, produziert vom - so viel Lokalstolz darf sein - Südtiroler/Münchner Disco-Visionär Giorgio Moroder (allerdings in den USA), der für die schmissige Nummer einen Oscar erhielt. Das Video besteht aus der einzigen sehenswerten Szene des Films: dem Vortanzen der 19-jährigen Stahlarbeiterin Alex Owens bei einer Pittsburgher Dance Academy, das sie endgültig von der Maloche und der drohenden Karriere als Stripperin befreien soll. So pathetisch wie packend: die feindselige, paffende Jury; das endlose Schreiten der bestulpten Beine übers Parkett; die Stille bis zum Naseschneuzen; das Hervorziehen einer Vinylplatte aus der Tasche; die Stille; die erste Keyboard-Fanfare; das Entfalten aus der Ei-Form; der Patzer in der ersten Pirouette; der Neubeginn zur Zeile "Birth when there's nothing". Dann ein Tanz-Durchmarsch mit den bekannten Figuren aus dem endlosen Feld des Jazz-Dance wie der liegenden Möwe oder dem Fohlen-Hopsen mit Schütteln des Ponys, der letztlich den Erfolg und einen (kümmerlichen) Rosen-Strauß vom Stahlwerkboss-Sohn Nick (stark: sein Porsche und der Köter mit der roten Geschenkschleife) einbringt.

Zwangsläufig, dass aus der triumphalen Song-Zeile "I Am Music Now" irgendwann werden musste: Ich bin jetzt ein Musical. Zu den Film-Hits (man kennt noch "Maniac", "Gloria" und eventuell "Manhunt") pflanzte man wegen des Eighties-Feelings "I Love Rock'n'Roll" ein und ließ Rob Roth ergänzende Stücke komponieren und Tom Hadley ( Spandau Ballett) das Buch sanft umschreiben. Das Stück lief von 2009 an in Großbritannien und sogar 16 Wochen in London. Es kam vor allem wegen der Choreografien an, und weil es das Lebensgefühl der Achtziger gut transportiert, jedoch einige Peinlichkeiten des Filmes ausgelassen hat.

Das Deutsche Theater zeigt nun die Version mit deutschsprachigen Liedern und Texten und den Film-Hits auf Englisch. Der engagierte Tourveranstalter Offmusical hat für die Neuinszenierung "im modernen Look und in höchster Produktionsqualität" junge Darsteller zusammengesucht, die in den wenigen Jahren nach ihren Ausbildungen einiges an Erfahrung mit zweitrangigen Engagements gesammelt haben. Nicky Wuchinger, der den Nick gibt, hat den Bundeswettbewerb Gesang für Musical gewonnen und war jüngst in "Anatevka" in der Komischen Oper und in der "Dreigroschenoper" im Berliner Ensemble zu sehen. Hauptdarstellerin Veronika Hammer hat auf Kreuzfahrten, im Background-Chor Georgiens beim ESC und als neuer Charakter "Carrie" beim 30-Jährigen von Andrew Lloyd Webbers "Starlight Express" mitgewirkt. Als "Dance Captain" von "Pinnochio" hat sie gezeigt, dass die tanzen kann, was sie Jennifer Beal voraushat: Die musste im Film von Marine Jahan beim Finale zusätzlich von einem Breakdancer und einer Turnerin gedoubelt werden.

"Flashdance - Das Musical", Premiere Mi., 12. Januar, 19.30 Uhr, Deutsches Theater, bis 23. Januar, Telefon 55234444, Infos und Karten unter www.deutsches-theater.de

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