Finanzen:Die Unternehmen der Stadt als Geldanlage

Neue Siemens-Zentrale in München, 2016

Siemens gehört zu einem der Münchner Unternehmen, das seine Dividende in den vergangenen Jahren nicht gekürzt hat.

(Foto: Florian Peljak)

Wer in heimische Aktien-Unternehmen investiert, verdient ziemlich zuverlässig. Nirgends werden so viele Dividenden ausgezahlt wie in der Landeshauptstadt.

Von Pia Ratzesberger

München gilt den Nicht-Münchnern gerne als Streberstadt. Fein und sauber liegt sie an der Isar, rühmt sich mit ihrem Geld und ihrer Schönheit, wie auch so manche ihrer Bewohner. Doch auch den Münchner Konzernen könnte man durchaus nachsagen, dass sie ziemliche Streber sind, denn sie zahlen so verlässlich ihre Dividenden wie sonst kaum jemand. Vom gesamten Dividendenaufkommen in Deutschland kam in diesem Jahr ein Drittel aus dem Münchner Großraum, also knapp 13 Milliarden Euro. Das hat die Research-Plattform "Dividendenadel" berechnet, die zur Sustainable Wealth Lab AG gehört, einem Unternehmen für Finanzmarktanalyse.

Am Geld der Münchner Konzerne lässt sich vor allem so gut verdienen, weil viele seit Jahrzehnten ihre Dividenden nicht gesenkt haben. Munich Re etwa (früher Münchener Rück) und Siemens enttäuschen seit 25 Jahren ihre Aktionäre nicht, auch Linde oder BayWa haben mehr als 20 Jahre ihre Dividenden nicht gekürzt. Zwar klebt an der Landeshauptstadt außerhalb Bayerns noch immer eher der Ruf des Dorfes als der einer glitzernden Wirtschaftsmetropole, doch an der Isar haben 90 börsennotierte Unternehmen ihren Sitz, im Großraum München klotzen sieben Dax-Firmen - in Frankfurt am Main sind es gerade einmal drei.

Alle börsennotierten Unternehmen aus der Münchner Region sind in der Studie nach der Zahl der Jahre sortiert, in denen diese kontinuierlich von ihrem Gewinn an ihre Teilhaber abgegeben haben. Auf den ersten fünf Plätzen finden sich fünf der Dax-Konzerne, nämlich der Rückversicherer Munich Re, Siemens, Linde, BMW und die Allianz. Sie alle zahlen seit 25 Jahren Dividenden aus, auf Platz zwölf folgt dann noch ProSiebenSat.1 Media mit neunzehn Jahren.

Nur eines der Münchner Dax-Unternehmen sucht man vergeblich auf der Liste: Infineon ist nicht unter den Besten 20, die seit mindestens einem Jahrzehnt eine Dividende auszahlen. Der Halbleiterkonzern hatte mehrere Jahre seine Aktionäre vertröstet, wegen Verlusten. Erst seit 2010 zahlt die Firma aus Neubiberg wieder Dividenden.

Bewährtes Betongold

Am meisten je Aktie verdiente in diesem Jahr in absoluten Zahlen, wer sich an Sedlmayr Grund beteiligte, am bewährten Betongold. Die Immobilienfirma gewinnt, weil die Mieten steigen, ihre Wohnungen und Häuser im Wert. 33 Euro pro Aktie zahlte das Unternehmen seinen Geldgebern in diesem Jahr, das ist viermal so viel wie die Rückversicherer von Munich Re (8,25 Euro) und mehr als neunmal so viel wie Siemens (3,50 Euro). Allerdings kostet so eine Aktie auch entsprechend, derzeit mehr als 2900 Euro, während eine Beteiligung an Munich Re unter 150 Euro zu haben ist und am Konzern Siemens unter 100 Euro.

Anleger sollten sich also nicht von hohen Summen blenden lassen, lieber die Dividendenrenditen vergleichen, das heißt das Verhältnis von Dividende und Aktienkurs. Bei Munich Re etwa liegt das bei ungefähr fünf Prozent, bei Sedlymair Grund bei etwa eins. Zudem sollte man sich die Konzerne und ihre Strategien genau ansehen, sich fragen: Versteht die Firma ihr Geschäft und verstehe sie es auch schon lange? "Bei vielen der traditionellen Münchner Konzerne kann man diese Frage mit Ja beantworten", sagt Norbert Betz, der in der Bayerischen Börse am Karolinenplatz die Handelsüberwachung leitet. Die Stadt habe nun einmal das Glück, dass viele ihrer Firmen zwar in der ganzen Welt produzieren, einkaufen und verkaufen - ihren Sitz aber noch immer in der Landeshauptstadt haben, nach wie vor.

Ein, zwei Firmen in der Region werden erst noch in den kommenden Monaten ihre Aktionäre beiteiligen, alle "Großzahler" aber seien nun in der Mitte des Jahres bereits durch, heißt es bei "Dividendenadel". Am Ergebnis der Studie werden diese Unternehmen deshalb nichts mehr ändern: Die großen Münchner Konzerne sind ziemlich verlässlich, man könnte sie auch Streber schimpfen. Doch wer selbst ein bisschen Streber ist, wer nicht gerne zockt und lieber klassisch in Aktien verschiedener Branchen investiert, der wird sie nur schwerlich umgehen können.

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