Filmtheater:Das Eldorado-Kino muss schließen

Filmtheater: Eines der Münchner Kinos, das nicht auf Mainstream setzte: Das Eldorado wird schließen.

Eines der Münchner Kinos, das nicht auf Mainstream setzte: Das Eldorado wird schließen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • In den vergangenen Jahren haben einige Münchner Filmtheater geschlossen.
  • Nun ist klar, dass auch das Eldorado in der Sonnenstraße zum Ende des Jahres schließen muss.
  • Grund ist eine Mieterhöhung.

Von Alfred Dürr

Wieder einmal muss ein Filmtheater mit jahrzehntelanger Geschichte in der Innenstadt schließen. Im Eldorado an der Sonnenstraße läuft Ende des Jahres die letzte Vorstellung. Wegen der steigenden Mietforderungen sehen sich die Betreiber nicht in der Lage, das Kino zu halten.

Bald wird daher in dem Saal, der sich im Untergeschoss des Geschäftshauses an der Sonnenstraße 7 befindet, Platz geschaffen für das Lager eines Drogeriemarktes, der oben einzieht. Und zwar in die Räume des Gesundheits-Fachhauses Hans-Friedrich von Schlieben. Dieses Traditionsunternehmen, das seit 1982 hier ansässig ist, verschwindet im Gegensatz zum Eldorado allerdings nicht ganz. Es bleibt bis Anfang Juli am alten Standort und zieht dann 100 Meter weiter an der Sonnenstraße in ein anderes Gebäude.

Der Vorhang vor der Leinwand des Eldorado ging erstmals 1971 auf. Damals eröffnete das Filmtheater, das dem Kinobetreiber und Produzenten Steffen Kuchenreuther und dessen Bruder Thomas gehörte, mit 300 Sitzplätzen und einem besonderen Anspruch bei der Filmauswahl.

Die Kuchenreuther-Kinos, wie beispielsweise das Leopold oder das ABC in Schwabing, setzten bei der Auswahl der Filme auf Kunst und nicht auf Mainstream. Viele Meisterwerke der Filmgeschichte habe man auf der Leinwand des Eldorado sehen können, heißt es in der Eigenwerbung. 1972 kam sogar Meisterregisseur Stanley Kubrick ins Haus, um beim Start seines Films "Clockwork Orange" dabei zu sein.

1996 wurde das Kino gründlich renoviert und mit moderner Technik und breiteren Sesseln ausgestattet. Die City-Gruppe übernahm die Regie. Man habe sich schnell einen Namen in der Szene mit qualitativ hochwertigen Filmen machen können, sagt Bruno Börger von den City-Kinos. Insofern sei ein schwerer kultureller Verlust zu beklagen.

"Die Stadt hat wieder eine Leinwand weniger, aber wir haben keine Wahl. Die Mietsteigerung ist enorm", so Börger. Deswegen werde der Vertrag zum Jahresende nicht verlängert. Die Entwicklung sei mehr als bedenklich, sagt Börger. Es zeigten sich die Auswirkungen des überhitzten Immobilienmarktes und der immer einseitiger werdenden Geschäftsstruktur in der Innenstadt: "Immer mehr vom Gleichen; die Vielfalt geht verloren."

Welche Kinos schon weichen mussten

Vor einigen Jahren haben das Tivoli an der Fußgängerzone, das Filmcasino am Odeonsplatz und das Atlantis an der Schwanthalerstraße zugemacht. Die Filiale einer Parfümeriekette zog in den Filmpalast aus den Fünfzigerjahren an der Neuhauser Straße. Beim Filmcasino gingen Mitte 2011 nach 60 Jahren Geschichte die Lichter aus - für einen Gastronomiebetrieb, der deutlich mehr Umsatz versprach.

Jedes geschlossene Filmkunsttheater sei mehr als nur der Verlust eines Kinos, hatte damals Kulturreferent Hans-Georg Küppers bedauert. Es sei der Verlust eines Identifikationsstandortes und eines kulturellen Treffpunktes - auch im Stadtviertel. "Leider nur äußerst bedingt" habe er Einfluss auf die Situation der Kinos.

Auch das Gesundheits-Fachhaus von Schlieben ist nach eigenen Angaben nicht in der Lage, die bevorstehende Mietsteigerung "von enormen 70 bis 80 Prozent" zu erwirtschaften. Aber immerhin könne man an der Sonnenstraße und im Zentrum der Stadt bleiben.

Seit Jahrzehnten befindet sich der Sitz des Geschäfts in der Nähe des Stachus. Das Sortiment mit medizinischen Hilfsmitteln an der Sonnenstraße 7 wird ersetzt durch die Regale mit Drogerieartikeln. Im Juli will von Schlieben sein neues Domizil an der Sonnenstraße 17 eröffnen. Die Stimmung im Unternehmen ist angeblich nicht ganz schlecht, weil die Entwicklung nicht so tief greifend sei wie beim Eldorado-Kino.

Bekannt ist das Geschäft vielen durch eine einprägsame Werbemelodie, bei der eine Frauenstimme in Radiospots sang: "Medizinisches Fachhaus von Schlieben, München, Sonnenstraße sieben". Damit sei es vorbei, sagt der Juniorchef scherzhaft: "Die neue Adresse reimt sich nicht so passend auf unseren Namen."

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