Filmschoolfest:Bellen für die Quote

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Auch der US-amerikanische Kurzfilm "Chester" ist auf dem Filmschoolfest zu sehen. (Foto: N/A)

Beim "Filmschoolfest" zeigt der Regienachwuchs aus 21 Ländern, wie das Kino von morgen aussehen könnte. Eine Tendenz: Es wird weiblicher.

Von Anna Steinbauer

Wie sich Solidarität unter Mädchen anhört? Wie ein kläffender Protestchor. In dem Kurzfilm Woof von Nina Buxton fangen alle weiblichen Gäste plötzlich zu bellen an, als die Protagonistin nach einem verunglückten Flirt von einem jungen Mann bloßgestellt wird. Sie bellen gegen Sexismus und Cyber-Mobbing und gegen sämtliche Ungerechtigkeiten, denen die weibliche Welt so ausgesetzt ist.

Der Film der australischen Regisseurin ist auf dem "Filmschoolfest Munich" zu sehen, im Filmmuseum präsentieren etwa 60 Nachwuchsfilmemacher aus aller Welt ihre Werke. Das empörte Kläffen, dass Buxton so treffend in Bilder packt, ist derzeit auch bei den Gender-Debatten in der Filmindustrie zu hören. An den Filmschulen, so heißt es, sei das Verhältnis zwischen Männern und Frauen noch ausgeglichen. So auch im Programm des Festivals: Knapp die Hälfte der Filme sind von Frauen.

Ungeniert und ohne Angst vor Tabus gehen die jungen Regisseurinnen dabei mit Sexualität, Körperlichkeit und Intimität um: In der israelischen Komödie Mushkie bekommt ein Exliebhaber den Geschmack seiner Aufdringlichkeit in einer selbstgebackenen Quiche serviert. Im polnischen Animationsfilm Pussy macht sich ein weibliches Geschlechtsteil plötzlich selbstständig. Doch auch Isolation und Beziehungsunfähigkeit werden immer wieder thematisiert. So weiß die Protagonistin Anna in dem gleichnamigen Film von Or Sinai aus Israel nicht wohin mit sich und ihrer Sehnsucht nach Körperlichkeit.

In ihr schönstes Kleid gezwängt, streift sie an einem kinderfreien Nachmittag durch Tel Aviv auf der Suche nach einem geeigneten Sexpartner. Ein sehr spezielles Problem hat Paul aus (Out of Fra)me, dem so charmanten wie klugen Filmexperiment von Sophie Linnenbaum: Er ist aus der Kadrage des Bildes verschwunden, buchstäblich aus dem Rahmen gefallen. Erst als er andere Outtakes trifft - die schwarze Quotenfrau und den Mann, bei dem Bild und Ton asynchron sind - ändert sich sein Leben.

Frauen spielen auch in den Arbeiten der männlichen Filmemacher eine herausragende Rolle. So zeigen die Dokumentarfilme Cinderella aus Russland und Searching For Wives aus Singapur traurig und komisch die schwierige Suche nach einem geeigneten Partner.

36. Filmschoolfest Munich, Sonntag, 13., bis Samstag, 19. November, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, www.filmschoolfest-munich.de

© SZ EXTRA vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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